Humboldt-Universität zu Berlin - Geschichte Osteuropas

Christian Meier

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Christian Meier
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Kurzvita  Forschung  Publikationen

 

Kurzvita

 

1976 geboren in Erfurt

1997-2008 Studium der Neueren/ Neuesten Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an der Humboldt- Universität zu Berlin und an der Freien Universität Berlin (mit Unterbrechungen)

2000/2001 Studienaufenthalt an der Jagiełłonen-Universität Krakau und freier Mitarbeiter am Staatlichen Museum Auschwitz- Birkenau in Oświęcim

2008 Studienabschluss mit einer Magisterarbeit über die bevölkerungspolitischen Strategien bei der Sowjetisierung Ostpolens 1939- 1941

2008/2009 Projektmitarbeiter am Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften

seit 04/2009 Promotionsstipendiat des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam und der Humboldt-Universität zu Berlin am Lehrstuhl Geschichte Osteuropa

 

Forschung

Dissertation/Forschungsprojekt: "Export des Stalinismus. Sowjetische Herrschaftspraxis und Alltag in Lemberg 1939- 1941"

Die Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee im September 1939 war zugleich der Auftakt zu einer radikalen und gewalttätigen Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, zu einer „Revolution from abroad“ (Jan Tomasz Gross). Eine umfassende Sowjetisierung aller Lebensbereiche nach dem Vorbild des bis dahin in der Sowjetunion existierenden Herrschafts- und Gesellschaftsmodells mittels Propaganda, Gewalt und Terror war von Anfang an erklärtes Ziel der sowjetischen Führung unter Stalin. Die besetzten Gebiete wurden daher unverzüglich administrativ in die Sowjetunion eingegliedert und bildeten fortan die westlichen Gebiete der weißrussischen bzw. ukrainischen Sowjetrepubliken.

Die Errichtung der sowjetischen Herrschaft über eine ehemals „kapitalistisch- bourgeoise“ Gesellschaft bedeutete die politische, soziale und ethnische Neuvermessung der besetzten Gebiete und seiner Bewohner und brachte die Eröffnung von zahlreichen Freund- und Feindkategorien mit sich. Am Beispiel der Stadt Lemberg (L’viv, Lwów) als einem Mikrokosmos soll untersucht werden, anhand welcher Erfahrungen und Kategorien die sowjetischen Machthaber die einheimische Bevölkerung analysierten, bestimmten Gruppen zuordneten und wie sich wiederum die Einwohner der Stadt dazu verhielten. Durch den umfassenden Hegemonieanspruch der neuen Machthaber über alle Lebensbereiche sahen sich die Einwohner der Stadt gezwungen, sich und ihre Umwelt nach radikal anderen Werten und Prinzipien zu interpretieren und ihr alltägliches Verhalten neu zu bestimmen.

Mein Dissertationsprojekt befasst sich nun mit den Formen sowjetischer Herrschaft in Lemberg, den Reaktionen der Stadtbewohner und die Begegnungen und Interaktionen zwischen „Herrschern und Beherrschten“. Im Fokus sollen die unterschiedlichen Strategien der Herrschaftssicherung der Sowjets, bestehend einerseits aus Terror und andererseits aus der Gewinnung bestimmter Bevölkerungsgruppen für das neue System, aber auch von Anpassung, von „Arrangements“, ja sogar Unterstützung der neuen Machthaber stehen. Die Frage nach den verschiedenen Motivationen ist dabei ebenso zentral wie die Formen und die Motive des relativ starken Widerstands gegen die neue Ordnung. Kurz, gefragt werden soll, wie sich die sowjetische Herrschaft wie, wo und wem repräsentierte, welche Bilder und Vorstellungen sie vermittelte, welche Realitäten sie schuf und anhand welcher Erfahrungen und Perzeptionsmuster die Bewohner Lembergs diese für sich in sinnhafte Deutungen und konkrete Handlungen übersetzten.

 

Publikationen

Buchrezension zu: Penter, Tanja. Kohle für Hitler und Stalin. Arbeiten und Leben im Donbass 1929 bis 1953, Essen: Klartext Verlag 2010, in H-Soz-u-Kult, 16.04.2012, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-2-039.pdf.