Humboldt-Universität zu Berlin - Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte

Mag. Mario Schulze

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Name
Mag. Mario Schulze
Status
Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
E-Mail
mario.schulze (at) gmail.com

Einrichtung
Humboldt-Universität → Präsidium → Philosophische Fakultät → Institut für Geschichtswissenschaften → Wissenschaftsgeschichte mit einem Schwerpunkt in der Geschichte der Bildung und der Organisation des Wissens im 19. und 20. Jahrhundert
Einrichtung (extern)

Sprechzeiten

nach Vereinbarung

(Diese Seite wird nicht mehr aktualisiert, Oktober 2017)

 

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Vita

Mario Schulze studierte 2005 bis 2010 Kulturwissenschaften, Soziologie und Philosophie an der Universität Leipzig mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Während seines Studiums absolvierte er Praktika am Holocaust Center in San Francisco, bei der Römerstadt von Basel „Augusta Raurica“, am Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig und beim German Historical Institute in London. Seit 2011 arbeitet Mario Schulze an einer Promotion im Fach Kulturanalyse an der Universität Zürich. Die Arbeit wird betreut von Philipp Sarasin und Anke te Heesen und gefördert durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes. Im Rahmen dessen hatte er im September 2012 und Oktober 2014 Residencies an der Museumsakademie Joanneum in Graz. Des Weiteren hat er an der Humboldt-Universität Berlin (zusammen mit Christian Vogel sowie mit Anke te Heesen), der Universität Zürich und der Goethe Universität Frankfurt am Main gelehrt. 

 

Arbeitsschwerpunkte

Museums- und Ausstellungstheorie, -geschichte, -design; Dingtheorien; Konsum- und Freizeitgeschichte; Architekturgeschichte

 

 

Forschungsprojekt

Blockbuster-Objekte – Museale Objektmobilität. Ausstellungsboom und internationale Exponatbewegungen in den Siebzigerjahren

Die 1970er Jahre waren eine Zeit des fundamentalen Wandels im Ausstellungs- und Museumswesen. In allen westlichen Ländern setzte ein Ausstellungs- und Museumsboom ein und ließ sowohl die Ausstellungs- als auch die Besuchszahlen explodieren. Zudem kam es zu einer Ausweitung der Sammlungs- und Expositionsbemühungen auf immer weitere Teile der kulturellen Umwelt. Einher ging mit beiden Prozessen die Notwendigkeit, Objekte in enormer Anzahl und über bemerkenswerte Strecken zu bewegen.

Um diesen Zusammenhängen zwischen internationalen Objektströmen und Ausstellungsmanie nachzugehen, bietet es sich an, die Wanderausstellung "Treasures of Tutnankhamun" herauszugreifen, die erstmals 1972 im British Museum aufgebaut und in der Folge immer wieder als erste internationale Blockbuster-Ausstellung bezeichnet wurde. Die Tutanchamun-Ausstellung markiert einen Schnittpunkt, an dem sich die Kanonisierung von Kunstschätzen, die zunehmende Kommodifizierung von Kultur, die Konstruktionen des Exotischen sowie rassistische Repräsentationspolitiken trafen. Ihr herausragender Erfolg und ihre über zehn Jahre währende Wanderung ermöglichen es, den logistischen, diplomatischen, kulturtheoretischen und rechtlichen Aufwand zu rekonstruieren, der mit der Mobilisierung von Schätzen und Menschenmassen verbunden war. Anhand ihrer Objektpolitiken ließe sich die Genese eines neuen Typus von Ausstellungen verfolgen, der die Problematisierungs- und Umgangsweisen mit Museumsobjekten neu formierte und unter anderem die Begriffe Aura, Authentizität sowie ästhetische Erfahrung neu besetzte.

 

Dissertation (eingereicht Sommer 2015)

Über Dinge, die sprechen sollten. Museumsausstellungen 1970-2000

Mein Forschungsprojekt möchte einen Wandel des Dingwissens anhand eines Museumswandels untersuchen – und so eine Verbindung zwischen dem material turn und Museumsausstellungen herstellen.Während das Museum in den 1970er bis 1990er Jahren „die am stärksten expandierende kulturelle Institution im nordatlantischen Kulturkreis“ war (Treinen 2007, 33), ist der material turn wohl einer der derzeit am extensivsten zitierten Turns der Kulturwissenschaften. Das Museum ist als „Haus der Dinge“ (Thiemeyer 2010, 147) ein herausragender Aushandlungsort des gesellschaftlich zugänglichen Dingwissens, da gerade die Ausstellung von Sammlungsobjekten und die dort vollführte Kontextualisierung von materieller Kultur das Explizieren gängiger Vorstellungen von den Fähigkeiten und Potenzen der Dinge zulässt und benötigt. Meine leitende Fragestellung ist: Wie hängen Objekt, Dingwissen und museale Präsentationästhetik in einer jeweiligen historischen Situation zusammen? Da Museumsgeschichte zu grossen Teilen nicht auf der Ebene von Theorien und Konzepten spielt, sondern ihren Niederschlag in Ausstellungen findet, ist es geboten, nicht nur Texte über das Museum zu lesen, sondern historische Museumsausstellungen zu untersuchen und das gesamte Netz von Museumsmachenden, ausgestellten Objekten, Besuchenden, Räumlichkeiten und politisch-sozialen Rahmenbedingungen zu beschreiben (Latour 2007; Wieser 2012). Ausgehend von einer Diskursgeschichte zu Museumskonzeptionen seit den 1960er Jahren, in denen das Museum als verstaubter, unbedingt reformbedürftiger Ort in einer Notlage galt, möchte ich folglich in diesem Projekt den Wandel der Präsentationsästhetiken, von Vitrinen, über Texttapetenausstellungen, hin zu Inszenierungen und Szenografien anhand dreier Museen (Historisches Museum Frankfurt, Musée d’ethnographie de Neuchâtel, Werkbundarchiv Berlin) behandeln. Dazu sollen die zu dieser Zeit diskutierten Objekttheorien in Bezug gesetzt werden. Die Fragestellung zielt dabei weniger auf die Entdeckung eines für alle Museen oder gar gesamt- gesellschaftlich repräsentativen Dingwissens, als auf bestimmte Möglichkeiten des Denk- und Machbaren, die in einer spezifischen Situation und an einem bestimmten Museum erscheinen und so neue epistemische und ontologische Räume des Dingbezugs eröffnen. Meine These ist, dass sich auf diese Weise das Ding und seine kulturwissenschaftliche Renaissance in den letzten Jahrzehnten historisieren lassen. 

 

Publikationen 

Buchbeiträge

2015

  • A Short History of the Thing on Display. In Kurt Almquist (Hg.): Museums of the World. Perspectives from the Engelsberg seminar 2015. Ax:son Johnson Foundation, Stockholm (in Vorbereitung).

  • Einleitung. In Mario Schulze/Anke te Heesen/Vincent Dold (Hg.): Museumskrise und Ausstellungserfolg. Die Entwicklung der Geschichtsausstellung in den Siebzigern, Berlin (voraussichtliches Erscheinungsdatum: 09.2015).

  • Die Dinge bevormunden. Über den richtigen und falschen Einsatz von Museumsobjekten. In: David Keller, Maria Dillschnitter (Hg.): Zweckentfremdung. Zur kulturellen Praxis des unsachgemäßen Gebrauchs. Wilhelm Fink Verlag, München (voraussichtliches Erscheinungsdatum: 10.2015).

  • Architektur als Argument. Geschichtsausstellungen und Architektur. In: Carsten Ruhl, Chris Dähne (Hg.): Architektur ausstellen – Zur mobilen Anordnung des Immobilen. Jovis-Verlag, Berlin (voraussichtliches Erscheinungsdatum: 09.2015).

  • Die Flucht ins Normale; Die Jugendbewegung. Ein Beispiel für soziale Bewegungen und ihren Weg von der Peripherie ins Zentrum. Beide in: Arbeitsgruppe Zentrum und Peripherie in soziologischen Differenzierungstheorien: Mythos Mitte. Wirkmächtigkeit, Potenzial und Grenzen der Unterscheidung ‚Zentrum/Peripherie‘. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2012, S. 117-132 & 221-235.


    Herausgeberschaften

2015

  •  Mario Schulze/Anke te Heesen/Vincent Dold (Hg.): Museumskrise und Ausstellungserfolg. Die Entwicklung der Geschichtsausstellung in den Siebzigern, Berlin (voraussichtliches Erscheinungsdatum: 09.2015).


    Katalogbeiträge

2015

  • Über die Logiken einer Museumsausstellung. Die Arbeit „de-/dis-/ex-/im-/op-/re-ponere“. In Jonas Paul Wilisch: Reklamiertes Glück. Katalog anlässlich der Ausstellung in der Galerie Saalbau, Berlin vom 9. Mai bis 21. Juni 2015. Bezirksamt Neukölln von Berlin.


    Zeitschriftenbeiträge

2015

  • Urban development in times of an “Absolute Present”: Ostkreuz in limbo. Zusammen mit Nina Gribat und Hannes Langguth. In: MONU (Magazine On Urbanism) # 23, 2015 (forthcoming). (erscheint im November auf deutsch in der Zeitschrift: sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung)

2014

  • Things are Changing. Museums and the Material Turn. In: Museological Review 18. 2014, S. 43-52. (peer-reviewed)

2012

  • FreiZeitArbeit. Zum Verhältnis von Freizeit und Arbeit anhand der Entstehung des Heimwerkens in Deutschland von 1918 bis 1970. In: sinnprovinz 1. 2012.