Humboldt-Universität zu Berlin - Alte Geschichte

2010-11

 

 

LV-Nummer

51103

Dozent/in

Winterling, Aloys

 

VL

 

Einführung  in die Alte Geschichte

Kommentar

Entsprechend den Bedeutungen des Wortes „Geschichte“ ist die Vorlesung in drei Teile geteilt: 1. geht es um das vergangene Geschehen, um einen Überblick über die wichtigsten Strukturen und Institutionen, Prozesse und Ereignisse der griechisch-römischen Antike (ca. 1000 v. Chr. – 500 n. Chr.). 2. geht es um Alte Geschichte als gegenwärtige Wissenschaft von der antiken Vergangenheit. Hier werden zentrale geschichtswissenschaftliche Fragestellungen, Begriffe, Methoden und Theorien erläutert, die es ermöglichen gesichertes Wissen über die Antike herzustellen. 3. geht es um Alte Geschichte als ausdifferenziertes, spezialisiertes Teilfach der Geschichtswissenschaft. Dazu werden im Überblick behandelt: die wichtigsten aus der Antike überlieferten Quellengattungen und der Umgang mit ihnen, die Grundzüge der Geschichte der Alten Geschichte seit der Renaissance, schließlich die wichtigsten fachspezifischen Informationsmöglichkeiten zur griechisch-römischen Antike (Einführungen, Lexika, Handbücher, Bibliographien) in gedruckter und in digitaler Form. Abschließend soll das Problem der Konstruktivität historischen Wissens erörtert und eine Antwort auf die Frage versucht werden: Welchen Sinn hat es, sich gegenwärtig mit der antiken Geschichte zu beschäftigen?

Literatur

Allgemein: Wirbelauer, Eckhard (Hg.), Oldenbourg Geschichte Lehrbuch Antike, München 2004. Teil 1: Gehrke, Hans-Joachim, Kleine Geschichte der Antike, München 1999; Heuß, Alfred, Hellas, Propyläen Weltgeschichte, Bd. 3, Berlin 1962, 69-400; ders., Römische Geschichte, 6. Aufl., Paderborn u.a. 1998. Teil 2: Timpe, Dieter, Alte Geschichte und die Fragestellung der Soziologie, in: HZ 213, 1971, 1-12; Koselleck, Reinhart, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ – zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979. Teil 3: Blum, Hartmut, Wolters, Reinhard, Alte Geschichte studieren, Konstanz 2006; Schlußfrage: Meier, Christian, Was soll uns heute noch die Alte Geschichte?, in: Wilfried Nippel (Hg.), Über das Studium der Alten Geschichte, München 1993, 323-352; Winterling, Aloys, Über den Sinn der Beschäftigung mit der antiken Geschichte, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Sinn (in) der Antike. Orientierungssysteme, Leitbilder und Wertkonzepte im Altertum, Mainz 2003, 403-419.

 


 

 

LV-Nummer

51109

Dozent/in

Winterling, Aloys

 

UE

 

Plinius’ Lobrede auf den Kaiser Traian. Lektüre und Interpretation

Kommentar

Die "Lobrede" des Senators Plinius auf den Kaiser Traian, gehalten im Jahre 100 n. Chr. anlässlich der Übernahme des Konsulates, kann als erstklassige Quelle für das Verhältnis von Kaiser und Aristokratie im kaiserzeitlichen Rom gelten. Es werden einerseits die zentralen Konfliktfelder von 130 Jahren Kaiserherrschaft unter den Bedingungen einer "wiederhergestellten Republik" angesprochen; andererseits spiegelt die Rede die in deren Folge entstandenen Paradoxien der aristokratischen Kommunikation wieder: Der Konsul schmeichelt dem Kaiser mit der Aussage, dass man ihm nicht zu schmeicheln brauche. Ziel der Übung ist, vor dem Hintergrund einer sachlichen Aufarbeitung der angesprochenen Themen zentrale Stellen der Rede gemeinsam zu übersetzen und in ihrem politisch-sozialen Kontext zu interpretieren. Erwartet werden von den Teilnehmern gewisse Grundkenntnisse des Lateinischen.

Literatur

Plinius der Jüngere, Panegyrikus, hg., übers. u. erl. v. Werner Kühn, Darmstadt 1985; A. N. Sherwin-White, The Letters of Pliny. A Historical and Social Commentary, Oxford 1966, 69-82 (zu Herkunft und Laufbahn des Plinius); Rudolf Hanslik, M. Ulpius Traianus, in: RE Suppl., Bd. 10, 1965, 1035-1102; Martin Fell, Optimus princeps. Anspruch und Wirklichkeit der imperialen Programmatik Kaiser Trajans, München 1992; Gunnar Seelentag, Taten und Tugenden Traians. Herrschaftsdarstellung im Principat, Stuttgart 2004; Aloys Winterling, Politics and Society in Imperial Rome, Oxford u.a. 2009.

 


 

 

LV-Nummer

51119

 

Winterling, Aloys

 

HS

 

Senat und Senatorenstand im kaiserzeitlichen Rom

Kommentar

Auch in der Kaiserzeit war der römische Senat die wichtigste politische Institution, die nicht zuletzt als Legitimationsinstanz kaiserlicher Herrschaft unabkömmlich war. Die in ihm versammelten Vertreter des Senatorenstandes (ordo senatorius) verfügten über den höchsten sozialen Rang und über die höchste Ehre innerhalb der Gesellschaft des römischen Reiches und waren damit zugleich die geborenen Rivalen des jeweiligen Kaisers, der gleichwohl auf sie als Amtsträger nicht verzichten konnte. In diesem Seminar soll untersucht werden, wie sich unter den Bedingungen der kaiserlichen Herrschaft in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten Organisationsstruktur und politische Bedeutung des Senats veränderten und welche Entwicklungen parallel dazu soziale Rekrutierung, standesinterne Hierarchie, patronale Beziehungen, kulturelle Statusmanifestationen und Mentalitäten der senatorischen Oberschicht nahmen. Es wird zu fragen sein, wie sich vor sich vor diesem Hintergrund die Paradoxien und Doppelbödigkeiten der aristokratischen Kommunikation im kaiserzeitlichen Rom klären lassen.

Literatur

Talbert, Richard J.A., The Senate of Imperial Rome, Princeton N.J. 1984; Chastagnol, André, Le sénat romain à l’époque impériale. Recherches sur la composition de l’assemblée et le statut de ses membres, Paris 1992; Alföldy, Géza, Konsulat und Senatorenstand unter den Antoninen. Prosopographische Untersuchungen zur senatorischen Führungsschicht, Bonn 1977; Vittinghoff, Friedrich, Gesellschaft, in: ders. (Hg.), Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der römischen Kaiserzeit, Stuttgart 1990, 161-369; Baltrusch, Ernst, Regimen morum. Die Reglementierung des Privatlebens der Senatoren und Ritter in der römischen Republik und frühen Kaiserzeit, München 1989; Eck, Werner, Beförderungskriterien innerhalb der senatorischen Laufbahn, dargestellt an der Zeit von 69 bis 138 n.Chr., in: ANRW 2, 1, 1974, 158-228; Hopkins, Keith, Burton, Graham, Ambition and Withdrawal: The Senatorial Aristocracy under the Emperors, in: Keith Hopkins, Death and Renewal. Sociological Studies in Roman History, Bd. 2, Cambridge 1983, 120-200; Eck, Werner, Heil, Matthäus  (Hg.), Senatores populi Romani. Realität und mediale Präsentation einer Führungsschicht. Kolloquium der Prosopographia Imperii Romani vom 11. - 13. Juni 2004, Stuttgart 2005; Winterling, Aloys, Politics and Society in Imperial Rome, Oxford u.a. 2009.

 


 

 

LV-Nummer

51131

Dozent/in

Winterling, Aloys

 

HS

 

Vergangenheit und Zukunft im antiken Griechenland

Kommentar

Zeithorizonte von Gesellschaften, ihre Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft, sind nicht einfach nur gegeben, sondern unterliegen ihrerseits der Zeitlichkeit und dem historischen Wandel. Ausgehend von den Zeitvorstellungen und temporalen Strukturen moderner Gesellschaften einerseits, ethnologisch erforschter „primordialer“ Gesellschaften anderseits sollen „Erfahrungsräume“ und „Erwartungshorizonte“ (Koselleck) sowie die damit verbundenen Vorstellungen von der Relation von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft („Fortschritt“, Konstanz, Teleologie, Niedergang) im antiken Griechenland behandelt werden. Im Zentrum stehen die Autoren Homer, Herodot, Thukydides, Aristoteles und Polybios. Abschließend soll ein kurzer Vergleich mit den Temporalstrukturen anderer „hochkultureller“ Gesellschaften (Alter Orient, China, Japan) versucht werden. Ziel des Hauptseminars ist, die Vorstellungen von Zeit, Vergangenheit und Zukunft als Indikatoren sozialer Komplexität und realhistorischen gesellschaftlichen Wandels im antiken Griechenland zu deuten. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, das griechische Alphabet zu lernen.

Literatur

Koselleck, Reinhart, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ - zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979, 349-375; Luhmann, Niklas, Weltzeit und Systemgeschichte. Über Beziehungen zwischen Zeithorizonten und sozialen Strukturen gesellschaftlicher Systeme, in: ders., Soziologische Aufklärung 2, Opladen 1975, 103-133; Müller, Klaus E., "Prähistorisches" Geschichtsbewußtsein. Versuch einer ethnologischen Strukturbestimmung, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Die Vielfalt der Kulturen (Erinnerung, Geschichte, Identität 4), Frankfurt am Main 1998, 269-295; Meister, Klaus, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart u.a. 1990; Schadewaldt, Wolfgang, Die Anfänge der Geschichtsschreibung bei den Griechen, Frankfurt am Main 1982; Momigliano, Arnaldo, Time in Ancient Historiography, in: History and the Concept of Time (H&T, Beiheft 6), Middletown, Conn. 1966, 1-23; ders., Greek Historiography, in: History and Theory 17, 1978, 1-28; Strasburger, Hermann, Die Wesensbestimmung der Geschichte durch die antike Geschichtsschreibung (Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, Bd. 5, 3), Wiesbaden 1975, 47-96; Meier, Christian, Ein antikes Äquivalent des Fortschrittsgedankens: Das “Könnens-Bewußtsein” des 5. Jahrhunderts v. Chr., in: ders., Die Entstehung des Politischen bei den Griechen, Frankfurt am Main 1980, 435-499; Dux, Günter, Die Zeit in der Geschichte. Ihre Entwicklungslogik vom Mythos zur Weltzeit, Frankfurt am Main 1992; Pinxten, Rik, Comparing Time and Temporality in Cultures, in: Cultural Dynamics 7 (2), 1995, 233-252; Rüsen, Jörn, Theoretische Zugänge zum interkulturellen Vergleich historischen Denkens, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Die Vielfalt der Kulturen (Erinnerung, Geschichte, Identität 4), Frankfurt am Main 1998, 37-73.