Humboldt-Universität zu Berlin - Geschichte des Mittelalters in vergleichender Perspektive. Schwerpunkt: Früh- und Hochmittelalter

Sommersemester 2024

Prof. Dr. Barbara Schlieben

Dr. Philipp Winterhager

Leonard Just, M.A.

 

Prof. Dr. Barbara Schlieben

 
Bachelorseminar: Akteur werden: Kommunikation mit Tieren im Hoch- und Spätmittelalter

Mo. 14-16 Uhr (FRS 191, Raum 4031) - AGNES

Vor dem Hintergrund aktueller epochen- und disziplinenübergreifender Debatten, wer oder was als Akteur gelten kann, und den Diskussionen der noch jungen Human-Animal-Studies nimmt das Seminar Mensch-Tier-Beziehungen im Hoch- und Spätmittelalter in den Blick.

Im Mittelalter führte man Prozesse gegen Tiere, ging also davon aus, dass sie verstanden, wofür man sie bestrafte; man gab Tieren Namen und erwartete, dass sie antworteten, wenn man sie damit rief; manch ein Tier zog man Menschen vor. Aber man brauchte Tiere auch für die Arbeit, nutzte sie auf dem Feld und im Krieg. Man ging also mit Tieren kommunikative (u.d.h. soziale) Beziehungen unterschiedlichster Art ein. Diese Beziehungen quellennah zu untersuchen und auf diese Weise zugleich die aktuellen Debatten einer kritischen Revision zu unterziehen, ist das Ziel des Seminars.

 

Proseminar: Arbeiten im Frühmittelalter

Di., 10-12 Uhr (FRS 191, R. 5009) - AGNES

Vorstellungen vom unbegrenzten Wirtschaftswachstum oder von der Möglichkeit des Einzelnen, alles erreichen zu können (Vorstellungen der klassischen Moderne) verlieren in Zeiten sozialer Ungleichheit, prekärer Arbeitsverhältnisse und beständig knapper werdender Ressourcen zunehmend an Plausibilität. Der Blick ins Frühe Mittelalter soll dafür sensibilisieren, dass stets unterschiedliche Formen des Arbeitens und Wirtschaftens nebeneinander bestehen, mithin keine Praktik des Wirtschaftens alternativlos ist.

Im Seminar diskutieren wir, die Klosterwirtschaft, die sogenannte Grundherrschaft und die Arbeit von Sklavinnen und Sklaven, die jeweils für einige zu großem Reichtum führen konnten, zugleich aber vielfältige Abhängigkeiten schufen. An ausgewählten Quellen (Urkunden, Chroniken, Gesetzestexten, Bildquellen) werden verschiedene Formen des Bezahlens, der Zusammenhang von Arbeit und Sozialem sowie die Frage biblischer und gelehrter Vorbilder und gelebter Praxis diskutiert.

Das Thema „Grundherrschaft“ ist Bestandteil der Berliner und Brandenburger Lehrpläne, neuere Perspektiven der Forschung spiegeln sich in den aktuellen Schulbüchern bislang jedoch kaum. Fragen der Vermittlung sollen in diesem Seminar daher ebenfalls diskutiert werden.

Semesterbegleitend werden in schreibpraktischen Übungen Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft. Die Abgabe von schreibpraktischen und lektürebegleitenden Aufgaben ist die Voraussetzung dafür, am Ende des Semesters eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme zu erhalten.

 

Forschungsseminar

Di., 12-14 Uhr (FRS 191, R. 4026) - AGNES

Das Forschungsseminar dient dazu, Sie auf Ihre Abschlussarbeiten im Bereich der Mittelalterlichen Geschichte vorzubereiten, den Schreibprozess zu reflektieren und zu erleichtern.

Es geht in dem Seminar darum, eine Fragestellung zu entwickeln bzw. darum, sie zu präzisieren, um die Systematisierung der Forschungsliteratur, um die Einordnung des Themas in größere Forschungszusammenhänge, um die Frage, wie sich unterschiedliche Forschungsansätze aufeinander beziehen lassen, um das Schärfen des Blicks für die Spezifika der zu bearbeitenden Quellen, um Strategien zur Bewältigung des Schreibprozesses. Kurzum: Das Forschungsseminar möchte Sie von den ersten Ideen bis zur Fertigstellung der Forschungsarbeit begleiten; die Forschungsarbeit soll Ihnen dann eine Grundlage für die Masterarbeit bieten.

Vorausgesetzt wird die Bereitschaft (neben der für Ihre eigene Arbeit relevanten Forschungsliteratur und den Quellen), unterschiedliche Textfassungen Ihrer Kommiliton:innen zu lesen und zu kommentieren sowie zu Schreibimpulsen spontan in den Sitzungen zu schreiben

 
Kolloquium zur Geschichte des Mittelalters (gemeinsam mit PD Dr. Benjamin Müsegades)

Mo. 18-20 Uhr (FRS 191, R. 4026) - AGNES

Das Kolloquium dient der Diskussion aktueller Forschungsprojekte aus dem Bereich der Mittelalterlichen Geschichte mit auswärtigen Gästen. Die „Master- und Doktorandenwerkstatt“ (Blockveranstaltung am 28. und 29.06.2024) bietet zudem die Gelegenheit, aktuelle Herausforderungen Ihrer eigenen Projekte zu diskutieren. Fortgeschrittene Bachelorstudierende sind zum Kolloquium ebenso willkommen wie Masterkandidat:innen und Doktorant:innen.

 

Programm folgt

 

Dr. Philipp Winterhager

 

Proseminar: Die Stadt am Ende der Antike und am Beginn des Mittelalters

Mo. 16-18 Uhr (FRS 191, Raum 5009) - AGNES

Rom war einmal das Zentrum der Welt gewesen. In der Spätantike hatte sich das gründlich gewandelt. Am Bosporus lag nun der maßgebliche Kaisersitz, und nicht einmal mehr innerhalb Italiens war Rom das unbestrittene Machtzentrum. Andererseits erlangten die Bischöfe der Stadt als „Päpste“ der lateinischen Christenheit eine ganz neue Geltung; die Stadt zog außerdem Migranten aus anderen Teilen der Welt an und blieb wirtschaftlich und kulturell mit dem Mittelmeerraum verbunden.

Im Seminar wollen wir den Übergang von der Antike zum Mittelalter aus der Perspektive einer Stadt erforschen. Dabei werden religiöse und transkulturelle Fragen im Mittelpunkt stehen, die wir mithilfe von Quellen und Literatur erarbeiten wollen. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit, die vorbereitende Lektüre von Quellen und Literatur und die Beteiligung an Gruppenaufgaben. Das Seminar wird in angeleiteten Schritten während des Semesters auf die Hausarbeit vorbereiten.

 

Proseminar: Rücktritt! Amtsverzicht im frühen und hohen Mittelalter

Di. 10-12 Uhr (DOR 24, Raum 1.405) - AGNES

Wir erleben es immer wieder: Königinnen, Premiers, Ministerinnen und Bundesligatrainer scheiden vorzeitig aus dem Amt – mal unter Druck, mal aus ganz freien Stücken. Was bleibt, ist der Eindruck, dass Amt und Person zwar eigenartig miteinander verbunden sind, sich aber dann plötzlich, unerwartet und mit Auswirkungen auf das soziale Umfeld voneinander trennen lassen.

Die Menschen im frühen und hohen Mittelalter machten ganz ähnliche Erfahrungen. Ob Könige, Bischöfe oder Äbte – auch damals verzichteten Menschen auf ihr Amt. Das warf Fragen auf: Darf man das? Welche Gründe mag es dafür geben? Wie gehen die Umstehenden damit um? Und – was ist eigentlich ein Amt?

Das Seminar möchte diese irritierenden Momente untersuchen und darüber in den Blick bekommen, was Öffentlichkeit, Ämter, Verantwortung oder Recht im frühen Mittelalter eigentlich bedeuten konnten. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit, die vorbereitende Lektüre von Quellen und Literatur und die Beteiligung an Gruppenaufgaben. Das Seminar wird in angeleiteten Schritten während des Semesters auf die Hausarbeit vorbereiten.

 

Leonard Just, M.A.

Proseminar: Bis an die Enden der Welt: Lateinische und arabische Reiseberichte des Mittelalters

Mi. 12-14 Uhr (DOR 24, Raum 1.405) - AGNES

Dieses Seminar bietet eine Einführung in die transkulturelle Geschichte des Mittelalters anhand einer spezifischen Quellengattung: des Reiseberichts. Dabei sollen verschiedene Zeugnisse der grenzüberschreitenden Mobilität aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Weltregionen quellenkritisch in den Blick genommen und auf wiederkehrende Muster hin befragt werden: Wie beschrieben die Autoren das Fremde und Unbekannte und wie charakterisierten sie im Lichte dessen ihre eigene Identität? Was bedeutete es für einen Reisenden, ans 'Ende' seiner Welt zu gehen, und wie wurden solche geographischen, kulturellen und religiösen Grenzüberschreitungen dem heimischen Publikum gegenüber präsentiert, gerechtfertigt und ausgedeutet?

Im Laufe des Semesters sollen verschiedene Quellen aus der christlich-lateineuropäischen und islamisch-arabischen Welt behandelt werden, die solche und ähnliche Fragen anschaulich verhandeln. Ziel ist ein vertieftes Verständnis für die Vielfalt und Verflochtenheit der Welt-, Selbst- und Fremdwahrnehmungen innerhalb und außerhalb der Grenzen des mittelalterlichen Europas.

Im Zuge dessen sollen zentrale Methoden des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens eingeübt werden. Alle Quellen werden in Übersetzung gelesen, Arabisch- oder Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich.

 

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