Humboldt-Universität zu Berlin - Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte

M.A. Kerstin Pannhorst

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Name
M.A. Kerstin Pannhorst
Status
Doktorand/in
E-Mail
kerstin.pannhorst (at) hu-berlin.de

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Vita

Kerstin Pannhorst hat Historische Anthropologie, Sprachwissenschaft des Deutschen und Biologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg studiert; ein Auslandsjahr verbrachte sie an der Université de Montréal. Nach ihrem Magisterabschluss konzipierte sie 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Biologischen Anthropologie an der Universität Freiburg einen Teilbereich der kultur- und wissenschaftshistorischen Ausstellung Schillers Schädel - Physiognomie einer fixen Idee für das Schiller-Museum in Weimar. 2009 bis 2010 studierte sie dank eines DAAD-Stipendiums ein Jahr im International Chinese Language Program der National Taiwan University. 2010 bis 2012 konzipierte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Neanderthal Museum in Mettmann mehrere kulturhistorische Ausstellungen mit, insbesondere die Jubiläumsausstellung Wie Menschen Affen Sehen. 2013 bis 2015 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung PAN – Perspektiven auf Natur am Museum für Naturkunde Berlin, wo sie im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojekts Wissensdinge ein gleichnamiges Buch mitherausgab. 2016 bis 2017 verbrachte sie als Predoctoral Fellow am Institut für die Geschichte Taiwans der Academia Sinica in Taipeh. Seit 2016 ist sie Doktorandin am Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin und seit September 2017 zugleich am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.

 

Arbeitsschwerpunkte

  • Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Geschichte der Lebenswissenschaften
  • Geschichte des naturkundlichen Sammelns
  • Wissensnetzwerke zwischen Ostasien und Europa

 

Forschungsprojekt

Insekten als globale Ware: Taiwan als Sammelort im frühen 20. Jahrhundert

Das Dissertationsprojekt nimmt Praktiken des Sammeln, Weiterverarbeitens und Verkaufens von Insekten in Taiwan im frühen 20. Jahrhundert in den Fokus, insbesondere die Verschränkungen zwischen entomologischer Forschung und Kunstgewerbe. In den als „Feld“ konzipierten Bergen Zentraltaiwans konkurrierten unterschiedliche Akteure um die Ressource Insekten: Sie sammelten für taxonomische und biogeographische Beschreibungen, für Forschung zu ökonomisch relevanten Insektenarten, oder aber für den Kunstgewerbemarkt. Die Arbeit untersucht, inwiefern sich wissenschaftliche und (kunst)handwerkliche Praktiken gegenseitig stabilisierten und zu einer Massenproduktion von Insektenobjekten und Insektenwissen führten.

Foto: Kerstin Pannhorst
Im frühen 20. Jahrhundert strebte Hans Sauter, ein deutscher Entomologe und Sammelunternehmer in Taiwan, gemeinsam mit dem ersten Direktor des Deutschen Entomologischen Museums in Dahlem eine „Massenfabrikation“ von Insektenwissen an. Zehntausende sorgsam verpackte Insekten wurden auf globalen Handelsrouten von der japanischen Kolonie Taiwan nach Europa verschifft mit dem Ziel der sukzessiven Publikation einer „vollständigen Fauna Formosas“. Im selben Zeitraum sandte Yasushi Nawa, ein japanischer Entomologe und Unternehmer, dutzende Insektensammler auf die Insel. Die Tiere dienten zum einen der Forschung zu landwirtschaftlichen Schädlingen und Nutztieren, zum anderen der Herstellung kunstgewerblicher Gegenstände, wie Papierfächer oder Postkarten, die mithilfe echter Schmetterlingsflügel verziert wurden. Diese verkaufte Nawa über Anzeigen in entomologischen Publikationen oder in Warenhäusern in Japan, Nordamerika und Europa. Floh, Käfer oder Schmetterling dienten als Rohstoff, der geborgen, gehandelt und zu Artefakten weiterverarbeitet wurde – zum „authentischen“ Stellvertreter der Natur zum Zwecke der Forschung oder zur ästhetischen Ware. Das Projekt folgt den Insekten aus dem Feld ins Naturkundemuseum oder aber ins Warenhaus und blickt auf die Verschränkung der jeweiligen hochspezialisierten Praktiken und auf die Ökonomien hinter der globalen Zirkulation dieser fragilen Materialien.

Abbildung: Verpackungsmaterial für Lepidoptera, von Hans Sauter Anfang des 20. Jahrhunderts aus Taiwan gesandt. Museum für Naturkunde Berlin, Sammlung Lepidoptera und Trichoptera. Foto Kerstin Pannhorst.

 

 Ausgewählte Publikationen

Herausgeberschaft

  • Hermannstädter A., Heumann I., Pannhorst K. (Hg.): Wissensdinge. Geschichten aus dem Naturkundemuseum. Nicolai Verlag 2015.
  • Auffermann B., Pannhorst K. (Hg.): Wie Menschen Affen Sehen. Stiftung Neanderthal Museum 2012.
     

Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden

  • Pannhorst K.: "Zirkulieren. Hans Sauter und der Wert von Insekten". In: Heumann I., Güttler N. (Hg.): Sammlungsökonomien, Kulturverlag Kadmos 2016, S. 71-93.
  • Pannhorst K.: "Verpacken, Verkaufen, Verschenken: Entomologische Praktiken zwischen Formosa und Berlin 1902-1914". In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 39/3 2016, S. 230-244.
  • Hermannstädter A., Heumann I., Pannhorst K.: "Fisch und Wissensding. Zur Bedeutung naturkundlicher Objekte". In: Hermannstädter A., Heumann I., Pannhorst K. (Hg.): Wissensdinge. Geschichten aus dem Naturkundemuseum, Nicolai 2015, S. 10-25.
  • Pannhorst, K.: "Das Phänomen Panda". In: Damaschun, F.: Panda. Das Buch zur Sonderausstellung im Museum für Naturkunde Berlin 2015, S. 6-9.
  • Pannhorst, K.: "Von wem stammt der Affe ab?" In: Auffermann B., Pannhorst K. (Hg.): Wie Menschen Affen sehen. Stiftung Neanderthal Museum 2012, S. 10-19.