Humboldt-Universität zu Berlin - Neueste und Zeitgeschichte

Forschungsprojekte - Prof. Dr. Martin Sabrow

 

| Biographik | Potsdam | Erich Honecker | VHD | West-Berlin 

 

 

1. Zum Verhältnis von Autobiographie und Systembruch im 20. Jahrhundert.
Das Arbeitsvorhaben untersucht die Modi autobiographischer Aufarbeitung von Diktaturen nach 1945 und nach 1989 und fragt danach, was Autobiographien zum Verständnis von  Diktaturen beitragen können, wie sie die schroffen Umbrüche des 20. Jahrhunderts mit dem Identitätsanspruch ihrer individuellen Lebensgeschichte ausglichen. Der Zusammenbruch des Kommunismus anders als der Untergang der NS-Herrschaft hat in Europa einen überaus breiten Strom autobiographischer Bewältigungsmuster in der entmachteten Herrschaftselite hervorgebracht hat, der nach Erklärung verlangt. Die unterschiedlichen biographischen Muster, in dieser Strom sich teilt, und die narrativen Möglichkeiten, die Spannung zwischen historischer Zäsur und beanspruchter Ich-Identität biographisch zu bewältigen, stehen im Zentrum des Forschungsvorhabens.

 

Das in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung betriebene Projekt untersucht die Konkurrenz und Folge kontrastierender und überlagernder sowie einander ablösender Zuschreibungen, die das Bild Potsdams und den Umgang mit seiner historischen Gestalt und Tradition vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart bestimmten. Im Zentrum des Projekts stehen die drei Narrative die Potsdam als preußische Traditionsikone vor 1945, als sozialistisches Fortschrittsverbürgung in der DDR und als historischer Erinnerungsort seit 1990 identifizieren lassen und in den jeweiligen diskursiven wie architektonischen Bemächtigungen untersucht werden.

 

Das Arbeitsvorhaben strebt in Auseinandersetzung mit Honeckers eigener und in Memoiren, Interviews sowie parteiamtlichen Selbstauskünften niedergelegter Ich-Erzählung zum einen an, die Bedeutung des Biographischen in der ostdeutschen Herrschaftskultur zu erhellen. Zum anderen verfolgt es die Frage nach dem Anteil Honeckers an der langjährigen Stabilität ebenso wie am plötzlichen Zusammenbruch der SED-Herrschaft. 

 

Das in Kooperation mit Prof. Olaf Blaschke (Trier), Prof. Christoph Cornelißen (Düsseldorf) und Prof. Gabriele Lingelbach (Bamberg) durchgeführte und am Lehrstuhl organisatorisch von Matthias Berg, M.A., betreute Projekt widmet sich der Erarbeitung einer Geschichte des Deutschen Historikerbandes von der Gründung bis in die Gegenwart.

 

Das in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung betriebene und am Lehrstuhl organisatorisch von Stefanie Eisenhuth betreute Forschungsprojekt geht der Frage nach, inwieweit West-Berlin in der Zeit der Teilung als „drittes Deutschland“ anzusprechen ist. Im Mittelpunkt der Projektarbeit standen 2011 konzeptionelle Probleme einer Berlin-Geschichte, die nicht den Klischees milieuspezifischer Selbstzuschreibungen und Identitätspolitiken aufsitzt, sondern das Phänomen einer behaupteten West-Berliner Eigenkultur in einer Verschränkung von real-, begriffs-  und erinnerungsgeschichtlichen Zugriffen näherzukommen sucht.