Erwartungen sind eine elementare Voraussetzung für ökonomisches Handeln. Da zukunftsbezogene Entscheidungen stets unter der Bedingung von Unsicherheit erfolgen, tragen Erwartungen dazu bei, Komplexität zu reduzieren und verfügbare Informationen möglichst effizient zu nutzen. Erwartungen generieren demnach Handlungswissen und sind in allen ökonomischen Entscheidungssituationen von zentraler Bedeutung. Das Schwerpunktprogramm greift somit ein grundlegendes Problem der ökonomischen Forschung auf und untersucht dies aus einer historischen Perspektive. Drei Ziele stehen im Zentrum des Vorhabens: Erstens soll auf breiter empirischer Basis untersucht werden, wie Erwartungen entstehen und wie sie in ökonomisches Handeln umgesetzt werden. Ökonomische Erwartungsbildung wird dabei als komplexer Prozess begriffen, der durch historische Ereignisse und Erfahrungen maßgeblich geprägt wird. Zweitens soll der historische Wandel von Erwartungen analysiert werden. Die Art und Weise, wie sich Erwartungen bilden, so die Ausgangsthese, hat sich im Zeitverlauf erheblich verändert. Drittens sollen Krisen, Schocks und Strukturbrüche als zentrale Determinanten von Erwartungsbildung analysiert werden. Erwartungen dürften nicht nur eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krisen spielen, sondern sich auch in ihrem Verlauf grundlegend verändern. Das geplante Schwerpunktprogramm untersucht das Verhältnis von historischer Erfahrung und ökonomischer Erwartungsbildung anhand von fünf Themenfeldern (Finanzmärkte, Unternehmen, Konsum, Wirtschaftspolitik, ökonomische Experten), um eine empirische Analyse über längere Zeiträume zu ermöglichen. Das Schwerpunktprogramm beruht auf einer systematischen Verbindung historischer und ökonomischer Forschungsansätze, integriert aber darüber hinaus soziologische, verhaltenswissenschaftliche und juristische Fragestellungen. Durch das interdisziplinäre Profil und die konsequente Verbindung theoretischer und historisch-empirischer Forschungsmethoden entfaltet das Programm sein spezifisches Innovationspotential, das nicht nur der Wirtschaftsgeschichte, sondern auch den angrenzenden Disziplinen wichtige Impulse geben wird.
Laufzeit: 02/2016 bis 01/2022
Fördermittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)