Humboldt-Universität zu Berlin - Geschichte des Mittelalters in vergleichender Perspektive. Schwerpunkt: Früh- und Hochmittelalter

Sommersemester 2023

 

Prof. Dr. Barbara Schlieben

Dr. Philipp Winterhager

PD Dr. Tillmann Lohse

 

 

Prof. Dr. Barbara Schlieben

 

Religiöse Vielfalt im Hochmittelalter

Proseminar

Mo. 12-14 Uhr (FRS 191, R. 5008) - AGNES

Im Mittelalter ist das Nebeneinander von Juden, Christen und Muslimen der Normalfall, das gilt in besonderem Maße für die Regionen rund ums Mittelmeer; entsprechend lang ist die Forschungstradition. Neue Impulse erhält die Forschung von Debatten um Transkulturalität und Globalität. In dem Seminar wird es darum gehen, aktuelle Forschungsperspektiven zu systematisieren und an ausgewählten Fallbeispielen zu erproben. Ein Fokus soll dabei darauf liegen, die Vielgestalt und Widersprüchlichkeit interreligiöser Beziehungen herauszuarbeiten: Was normativ zu einem bestimmten Zeitpunkt gilt, muss deshalb nicht unbedingt die Praxis des Zusammenlebens bestimmen und umgekehrt.
Das Thema „Zusammenleben Angehöriger unterschiedlicher Religionen“ ist Bestandteil der Berliner und Brandenburger Lehrpläne, neuere Perspektiven der Forschung spiegeln sich in den aktuellen Schulbüchern bislang jedoch kaum. Fragen der Vermittlung werden daher ebenfalls diskutiert.

Im Laufe des Semesters (semesterbegleitend) soll in schreibpraktischen Übungen die Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft werden.

 

Wirtschaften im Frühmittelalter

Proseminar

Mo. 14-16 Uhr (FRS 191, R. 5008) - AGNES

Vorstellungen vom unbegrenzten Wirtschaftswachstum oder von der Möglichkeit des Einzelnen, alles erreichen zu können (Vorstellungen der klassischen Moderne) verlieren in Zeiten sozialer Ungleichheit, prekärer Arbeitsverhältnisse und beständig knapper werdender Ressourcen zunehmend an Plausibilität. Der Blick ins Frühe Mittelalter soll dafür sensibilisieren, dass unterschiedliche Formen des Wirtschaftens nebeneinander bestehen können, mithin keine Praktik des Wirtschaftens alternativlos ist.

Im Seminar diskutieren wir die Klosterwirtschaft, die sogenannte Grundherrschaft und die Sklavenwirtschaft, die jeweils zu großem Reichtum führen konnten, zugleich aber vielfältige Abhängigkeiten schufen. An ausgewählten Quellen (Urkunden, Chroniken, Gesetzestexten, Bildquellen) werden verschiedene Formen des Bezahlens, der Zusammenhang von Wirtschaft und Sozialem sowie die Frage biblischer Vorbilder und gelebter Praxis diskutiert. Das Thema „Grundherrschaft“ ist Bestandteil der Berliner und Brandenburger Lehrpläne, neuere Perspektiven der Forschung spiegeln sich in den aktuellen Schulbüchern bislang jedoch kaum. Fragen der Vermittlung werden daher ebenfalls diskutiert.

 

Im Laufe des Semesters (semesterbegleitend) soll in schreibpraktischen Übungen die Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft werden. 

 

Hildegard von Bingen und ihre Schwestern. Vision, Naturkunde und Medizin im Hochmittelalter

Bachelorseminar

Di. 12-14 Uhr (FRS 191, R. 5009) - AGNES

Hildegard von Bingen, geboren 1098, gestorben 1179, lebte im „langen 12. Jahrhundert“. In Jahrzehnten, die geprägt waren von sozialer und wirtschaftlicher Mobilität, von kirchlichen Reformen und einem enormen Zuwachs und der Neuorganisation von Wissen, schrieb Hildegard drei berühmte Visionswerke, sie verfasste Bibelkommentare, zwei Biographien, Gesänge, zwei medizinische Werke und musikalische Dramen und entwickelte eine Geheimschrift; sie reiste viel und predigte; ihre Korrespondenz mit Zeitgenossen, darunter Papst Eugen III., König Heinrich II. von England und dem Römischen Kaiser war umfangreich. Weithin vernetzt und ungemein produktiv – so lässt sich die Vita der bereits zu Lebzeiten verehrten Hildegard zusammenfassen.

Im Mittelpunkt des Seminars sollen neben Hildegards prophetischen Schriften die von der Forschung weniger intensiv diskutierten naturkundlich-medizinischen sowie ihre Briefe stehen. Diese werden den Schriften weiterer bedeutender Visionärinnen und Naturkundlerinnen zur Seite gestellt, um in der gemeinsamen Analyse, Besonderes und Zeitspezifisches herauszuarbeiten.

 

Forschungsseminar mittelalterliche Geschichte

Forschungsseminar

Di. 10-12 Uhr (FRS 191, R. 4026) - AGNES

Das Forschungsseminar dient dazu, Sie auf Ihre Abschlussarbeiten im Bereich der Mittelalterlichen Geschichte vorzubereiten, den Schreibprozess zu reflektieren und zu erleichtern.
Es geht in dem Seminar darum, eine Fragestellung zu entwickeln bzw. darum, sie zu präzisieren, um die Systematisierung der Forschungsliteratur, um die Einordnung des Themas in größere Forschungszusammenhänge, um die Frage, wie sich unterschiedliche Forschungsansätze aufeinander beziehen lassen, um das Schärfen des Blicks für die Spezifika der zu bearbeitenden Quellen, um Strategien zur Bewältigung des Schreibprozesses. Kurzum: Das Forschungsseminar möchte Sie von den ersten Ideen bis zur Fertigstellung der Forschungsarbeit begleiten; die Forschungsarbeit soll dann eine Grundlage für die Masterarbeit bieten.
Voraussetzt wird die Bereitschaft (neben der für Ihre eigene Arbeit relevanten Forschungsliteratur und den Quellen), unterschiedliche Textfassungen Ihrer Kommiliton:innen zu lesen und zu kommentieren sowie zu Schreibimpulsen spontan in den Sitzungen zu schreiben.

 

Forschungskolloquium zur mittelalterlichen Geschichte (gemeinsam mit PD Dr. Andreas Büttner)

 

Mo. 18-20 Uhr (FRS 191, R. 4031) - AGNES

Das Kolloquium dient der Diskussion aktueller Forschungsprojekte aus dem Bereich der mittelalterlichen Geschichte mit auswärtigen Gästen. Die „Master- und Doktorandenwerkstatt“ (Block am 30.06./01.07.) bietet zudem die Gelegenheit, aktuelle Herausforderungen Ihrer eigenen Projekte zu diskutieren. Fortgeschrittene Bachelorstudierende sind zum Kolloquium ebenso willkommen wie Masterkandidat:innen und Doktoranden.

Programm folgt

 

Dr. Philipp Winterhager

 

Das Reich Otto I. und seine europäischen Nachbarn (ab 06.06.)

Proseminar

Mo. 14-18 Uhr (DOR 24, R. 1.404) - AGNES ab 06.06.2023! 

Otto I. (936–973), der lange als Schlüsselfigur der deutschen Geschichte galt, wird mittlerweile als europäischer Herrscher aufgefasst. Im Seminar wollen wir im Wechsel Forschungsliteratur und zeitgenössische Quellen lesen und so die Auseinandersetzung des ottonischen Reichs mit seinen Nachbarn im Westen, Norden, Osten und Süden kennenlernen. Dabei erarbeiten wir uns verschiedenen Modi von Nachbarschaftverhältnissen, fragen nach der europäischen Prägung des ostfränkischen, vermeintlich „deutschen“ Reichs und lernen zugleich das 10. Jahrhundert als Epoche der europäischen Geschichte kennen.

Das Seminar findet ab Juni jeweils vierstündig statt. Nach der Anmeldung über Agnes erhalten Sie Zugang zum Moodle-Kurs mit allen Texten für das Semester. Die erste Hälfte des Semesters dient also der selbständigen Vorbereitungslektüre. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit, die Übernahme einer Textvorstellung (in Zweiergruppen) und die angeleitete Vorbereitung auf die Hausarbeit während des Semesters.

 

Herrenhof und Kloster. Ländliche Gemeinschaften und ihre Wirtschaft im frühen Mittelalter (ab 06.06.)

Proseminar

Di. 14-18 Uhr (DOR 24, R. 1.404) - AGNES ab 06.06.2023! 

Dass die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten lebt, ist erst seit wenigen Jahren so. Im frühen und hohen Mittelalter lebte der überwiegende Teil der Menschen im ländlichen Raum. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Gruppenbildung, Herrschaft, Recht und Religion waren von dieser Tatsache stark geprägt. Im Seminar wollen wir diese Zusammenhänge quellennah erarbeiten.

Das Seminar findet ab Juni jeweils vierstündig statt. Nach der Anmeldung über Agnes erhalten Sie Zugang zum Moodle-Kurs mit allen Texten für das Semester. Die erste Hälfte des Semesters dient also der selbständigen Vorbereitungslektüre. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit, vorbereitende Lektüreaufgaben und die angeleitete Vorbereitung auf die Hausarbeit während des Semesters.

 

PD Dr. Tillmann Lohse

 

Bin ich ein Editor? Ein Selbsterfahrungskurs

Übung

Fr. 14-16 Uhr (digital) - AGNES

In seinem berühmten Aufsatz "Wissenschaft als Beruf" vertrat Max Weber die Ansicht, wer nicht die Fähigkeit besitze, "sich hineinzusteigern in die Vorstellung, daß das Schicksal seiner Seele davon abhängt: ob er diese, gerade diese Konjektur (mutmaßliche Textverbesserung) an dieser Stelle dieser Handschrift richtig macht, der bleibe der Wissenschaft nur ja fern". Im Rahmen der Übung können die Teilnehmenden überprüfen, ob sie die von Weber angesprochene Fähigkeit wirklich besitzen.
Im ersten Drittel der Übung erfolgt eine allgemeine Einführung in die epistemologischen Ansprüche und methodischen Ansätze, die gegenwärtig die Edition historischer Quellen prägen. Anschließend soll das Geschäft des Editors am Beispiel eines bislang nicht editierten Textes aus der Zeit um 1500 explorativ erkundet werden. Vorkenntnisse der mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Geschichte oder der lateinischen Sprache sind nützlich, aber keine Voraussetzung.

 

 

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