Humboldt-Universität zu Berlin - Alte Geschichte

Prof. Dr. Aloys Winterling: Start - Publikationen - Kurzvita - Lehre


Lehre im Sommersemester 2019

Ich biete eine Vorlesung, ein Masterseminar, eine Übung, ein Forschungsseminar und ein Forschungscolloquium an. Details und wichtige organisatorische Hinweise finden sie durch Anklicken der Veranstaltung in der nachstehenden Liste:


51100 Vorlesung: Geschichte Caesars und seiner Zeit.

Mittwoch 14-16

Raum: ab 17.0419 in UL 6, 2002

Caesar kennt jeder. Als genialen Feldherrn (veni, vidi, vici), als risikobereiten politischen Entscheider (Überschreitung des Rubikon), als exotischen Liebhaber (Caesar und Kleopatra), als klassisches Attentatsopfer (Iden des März), als Schüler quälenden lateinischen Autor (Gallia est omnis divisa ...). Warum eigentlich? Die Vorlesung beginnt mit einem kurzen Überblick über die 2000-jährige Geschichte Caesars nach seinem Tod und mit einer methodischen Reflexion grundsätzlicher Fragen historischer Biographik. Es folgt eine strukturgeschichtliche Analyse der politisch-sozialen Rahmenbedingungen und der autonom-prozessualen Veränderungen der späten römischen Republik. Vor diesem Hintergrund werden die Besonderheiten Caesars als außergewöhnlicher aristokratischer Akteur in ereignisgeschichtlicher Perspektive behandelt: seine politischen Ehrenämter bis zum Konsulat (59 v. Chr.), seine Eroberung Galliens (58 – 49), der von ihm angezettelte reichsweite Bürgerkrieg (49 – 45) und die kurze Zeit in Rom bis zu seiner Ermordung (45 – 44). Am Schluss wird Jacob Burckhardts These diskutiert, „historische Größe“ entstehe durch die „Coinzidenz des Allgemeinen und des Besonderen“ in einem Individuum.

Literaturhinweise:
Rezeptionsgeschichte und historische Biographik: Christ, Karl, Caesar. Annäherungen an einen Diktator, München 1994; Bourdieu, Pierre, Die biographische Illusion, in: ders., Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns, Frankfurt am Main 1998, 75-83. – Strukturgeschichte der späten Republik: Meier, Christian, Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1997 [ND 2017]; Winterling, Aloys, ‘Krise ohne Alternative’ im Alten Rom, in: Monika Bernett u.a. (Hg.), Christian Meier zur Diskussion, Stuttgart 2008, 219-239. – Caesar als Akteur: Gelzer, Matthias, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, 6. Aufl., Wiesbaden 1960 [ND 2008]; Meier, Christian, Caesar, Berlin 1982; ders., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar. Drei biographische Skizzen, 2. Aufl., Stuttgart 2015; Jehne, Martin, Caesar, München 1997; Meier, Mischa, Caesar und das Problem der Monarchie in Rom, Heidelberg 2014. – Forschung: Baltrusch, Ernst (Hg.), Caesar (Neue Wege der Forschung), Darmstadt 2007; Griffin, Miriam (Hg.), A Companion to Julius Caesar (Blackwell Companions to the Ancient World), Oxford 2009.


51130 Masterseminar: Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen.

Donnerstag 14-16

Rum: FRS 191, 4026


Unter diesem Titel veröffentlichte Hermann Strasburger in der Historischen Zeitschrift von 1953 einen Aufsatz, der die seit dem 19. Jahrhundert zumal in Deutschland weit verbreitete Caesar-Verherrlichung – in der Geschichtsschreibung wie im Allgemeinwissen – grundsätzlich in Frage stellte. Dem genialen Eroberer Galliens und Vorkämpfer der Monarchie in Rom stellte er die Urteile der zeitgenössischen Quellen gegenüber, die ein ganz anderes Bild zu ergeben schienen. Er entfachte dadurch eine Kontroverse mit Matthias Gelzer um die – aus heutiger Sicht merkwürdige – Frage, ob Caesar ein „Staatsmann“ gewesen sei. Das Seminar wird die Frage nach der zeitgenössischen Sicht des wohl berühmtesten Römers unter veränderten methodischen Vorzeichen wieder aufnehmen. Nach einer theoriegeleiteten Strukturanalyse von Politik und Gesellschaft im spätrepublikanischen Rom (Teil I) und einem Überblick über die Rolle Caesars in der Ereignisgeschichte (Teil II) wird anhand von gemeinsamer Quellenlektüre (Teil III) eine Antwort auf die Frage versucht, wie der historische Akteur Caesar und seine unterschiedlichen Beurteilungen durch die Zeitgenossen im Rahmen einer gegenwärtigen Theorie der Krise der römischen Republik zu interpretieren sind.

Literatur:
Spezielles: Strasburger, Hermann, Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen, in: HZ 175, 1953, 225-264; 2. Aufl., Darmstadt 1968; Gelzer, Matthias, War Caesar ein Staatsmann? [1954], in: ders., Kleine Schriften, Bd. 2, Wiesbaden 1962, 186-306; Gelzer, Matthias, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, 6. Aufl., Wiesbaden 1960 [ND 2008]; Baltrusch, Ernst, Matthias Gelzer und sein „Caesar“, in: ebd. IX-XXIII; Yavetz, Zvi, Caesar in der öffentlichen Meinung, Düsseldorf 1979. – Allgemeines: Gesche, Helga, Caesar (Erträge der Forschung 51), Darmstadt 1976; Rasmussen, Detlef (Hg.), Caesar (Wege der Forschung 43), 3. Aufl., Darmstadt 1980; Baltrusch, Ernst (Hg.), Caesar (Neue Wege der Forschung), Darmstadt 2007; Griffin, Miriam (Hg.), A Companion to Julius Caesar (Blackwell Companions to the Ancient World), Oxford 2009.



51151 Übung: Der Tatenbericht des Kaisers Augustus.

Freitag 14-16

Raum: FRS 191, 5009
Gegen Ende seines Lebens ließ Augustus einen Bericht seiner Taten und Leistungen auf Bronzetafeln vor seinem Mausoleum in Rom anbringen. Dieses zentrale Dokument des entstehenden Kaisertums, von Theodor Mommsen als „Königin der Inschriften“ bezeichnet, wurde offensichtlich im ganzen römischen Reich publiziert und ist in Abschriften aus dem kleinasiatischen Reichsteil erhalten. Es enthält die berühmte Selbstaussage des Augustus, er habe die res publica in seinem 6. und 7. Konsulat (27 v.Chr.) in die Entscheidungsgewalt des Volkes und des Senates zurückgegeben und fortan alle anderen nicht an Amtsgewalt, sondern nur an auctoritas überragt. Der Text und seine Lektüre wird im Zentrum der Übung stehen. Ihr Ziel wird sein, gegenwärtige Sichtweisen der Herrschaftszeit des Augustus mit dessen Selbstbeschreibung als princeps zu kontrastieren und klassische Kritik von Herrschaftsideologie durch die Dekonstruktion moderner konstitutionalistischer Vorstellungen des frühen Prinzipats zu ergänzen.
Literaturhinweise:
Heuß, Alfred, Zeitgeschichte als Ideologie. Bemerkungen zu Komposition und Gedankenführung der Res Gestae Divi Augusti [1975], in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 2, Stuttgart 1995, 1319-1359; Witschel, Christian, The Res Gestae Divi Augusti and the Roman Empire, in: Fritz-Heiner Mutschler, Achim Mittag (Hg.), Conceiving the Empire. China and Rome Compared, Oxford 2008, 241-266; Kienast, Dietmar, Augustus. Prinzeps und Monarch, 4. Aufl., Darmstadt 2009; Bleicken, Jochen, Augustus. Eine Biographie, Berlin 1998; Meier, Christian, Augustus. Die Begründung der Monarchie als Wiederherstellung der Republik, in: ders., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar. Drei biographische Skizzen, 2. Aufl., Stuttgart 2015, 211-274; Winterling, Aloys, Monarchie oder Republik? Der römische Prinzipat, in: Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft N.F. 40, 2016, 35-62.


51195 Forschungsseminar: Althistorische Forschungspraxis.

Donnerstag 18-20

Raum: FRS 191, 4026
Es werden zum einen grundlegende Probleme der Methode und Theorie (alt-) historischer Forschung gemeinsam diskutiert. In diesem Semester wird die Bedeutung der begriffsgeschichtlichen Forschungen Reinhart Kosellecks für die gegenwärtige Althistorie zum Thema gemacht. Neben zentralen Aufsätzen werden wir die antiken Teile einiger Artikel des Lexikons „Geschichtliche Grundbegriffe“ lesen und die Frage stellen, inwiefern es überhaupt möglich ist, mit moderner, (erst) in der „Sattelzeit“ entstandener Begrifflichkeit antike gesellschaftliche Sachverhalte zu beschreiben, ohne anachronistische Sichtweisen zu erzeugen. Zum anderen werden die Teilnehmer/innen praktische Fragen und Probleme eigener Abschluss- und Forschungsarbeiten präsentieren und zur Diskussion stellen. Die Veranstaltung richtet sich somit an Doktoranden und Studierende, die sich intensiver mit der griechisch-römischen Antike befasst haben oder befassen wollen und die bereit sind, sich auf komplexere Fragen einzulassen, die bei wissenschaftlicher Selbstbeobachtung in Theorie und Praxis entstehen.


51180 Forschungscolloquium: Aktuelle Forschungsprobleme der Alten Geschichte.

Mittwoch 18-20

Raum: FRS 191, 4026