Humboldt-Universität zu Berlin - Alte Geschichte

Lehre im Wintersemester 2020/21

Ich biete eine Vorlesung, ein Masterseminar, eine Übung und ein Forschungsseminar an. Details und wichtige organisatorische Hinweise finden sie durch Anklicken der Veranstaltung in der nachstehenden Liste:

 


51201 Vorlesung Einführung in die Alte Geschichte
Mi 14-16 Uhr

Entsprechend den modernen Bedeutungen des Wortes „Geschichte“ ist die Vorlesung in drei Teile geteilt: 1. geht es um das vergangene Geschehen, um einen Überblick über die wichtigsten Strukturen und Institutionen, Prozesse und Ereignisse der griechisch-römischen Antike (ca. 1000 v. Chr. – 500 n. Chr.). 2. geht es um Alte Geschichte als gegenwärtige Beobachtung der antiken Vergangenheit. Hier werden zentrale geschichtswissenschaftliche Fragestellungen, Begriffe, Methoden und Theorien erläutert, die es ermöglichen, gesichertes Wissen über die Antike herzustellen. 3. geht es um Alte Geschichte als ausdifferenziertes, spezialisiertes Teilfach der Geschichtswissenschaft. Dazu werden im Überblick behandelt: die wichtigsten aus der Antike überlieferten Quellengattungen und der Umgang mit ihnen, die Grundzüge der Geschichte der Alten Geschichte seit der Renaissance, schließlich die wichtigsten fachspezifischen Informationsmöglichkeiten zur griechisch-römischen Antike (Einführungen, Lexika, Handbücher, Bibliographien) in gedruckter und in digitaler Form. Abschließend soll das Problem der Gegenwartsabhängigkeit historischen Wissens erörtert und eine Antwort auf die Frage versucht werden: Welchen Sinn hat es, sich gegenwärtig mit der antiken Geschichte zu beschäftigen?

Literatur:

Allgemein: Eckhard Wirbelauer (Hg.), Oldenbourg Geschichte Lehrbuch Antike, München 2004; Hartmut Leppin, Einführung in die Alte Geschichte, München 2005. Zu Teil 1 der Vorlesung: Die einschlägigen Passagen aus: Der Große Ploetz. Auszug aus der Geschichte, 31. Aufl., Freiburg 1992; Alfred Heuß, Hellas, Propyläen Weltgeschichte, Bd. 3, Berlin 1962, 69-400; ders., Römische Geschichte, 6. Aufl., Paderborn u.a. 1998. Zu Teil 2: Dieter Timpe, Alte Geschichte und die Fragestellung der Soziologie, in: Historische Zeitschrift 213, 1971, 1-12; Reinhart Koselleck, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ – zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979. Zu Teil 3: Hartmut Blum, Reinhard Wolters, Alte Geschichte studieren, Konstanz 2006. Zur Schlussfrage: Christian Meier, Was soll uns heute noch die Alte Geschichte?, in: Wilfried Nippel (Hg.), Über das Studium der Alten Geschichte, München 1993, 323-352; Aloys Winterling, Über den Sinn der Beschäftigung mit der antiken Geschichte, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Sinn (in) der Antike. Orientierungssysteme, Leitbilder und Wertkonzepte im Altertum, Mainz 2003, 403-419.

Hinweis zur digitalen Lehre im Wintersemester 2020/21:
Die Vorlesung wird synchron als Zoom-Videokonferenz stattfinden. Es wird die Möglichkeit bestehen, Fragen zu stellen und Einzelprobleme zu diskutieren.

 


51230 Masterseminar Caesar
Do 14-16 Uhr

Ob als militärisches Genie (veni, vidi, vici), als erfolgreicher Akteur in Liebesaffären (Caesar und Kleopatra), als riskanter politischer Entscheider (Überschreitung des Rubikon), als klassisches Attentats-Opfer (Iden des März) oder als Schüler quälender lateinischer Autor (Gallia est omnis divisa in partes tres ...) – C. Julius Caesar (100-44 v. Chr.) ist im kulturellen Gedächtnis der Gegenwart verankert wie wohl kaum eine andere antike Person. Das macht es nicht unbedingt leicht, aber reizvoll, ihn als Gegenstand historischer Forschung zu wählen. In diesem Masterseminar soll versucht werden, ausgehend von grundsätzlichen methodischen Überlegungen zu den Problemen historischer Biographie, Caesars Leben zu rekonstruieren und sein Handeln vor den Bedingungen seiner Zeit zu interpretieren. Notwendig dazu wird sein: die Analyse der politisch-sozialen Strukturen Roms; die Frage nach der mentalen Infrastruktur der römischen Aristokratie; die Untersuchung der Bedingungen der Krise der römischen Republik; die Frage nach dem Verhältnis von individuellen Verhaltensspielräumen der Akteure und gleichzeitigen autonom-prozessualen Veränderungen der Gesellschaft; die Analyse paradoxer Strukturen aristokratischer Kommunikation zur Zeit Caesars.

Literatur:

Rezeptionsgeschichte: Friedrich Gundolf, Caesar. Geschichte seines Ruhms, Berlin 1925; Karl Christ, Caesar. Annäherungen an einen Diktator, München 1994; Martin Jehne, History’s Alternative Caesars. Julius Caesar and Current Historiography, in: Horst Zander (Hg.), Iulius Caesar. New Critical Essays, New York, London 2005, 59-70. – Wichtige biographische Arbeiten: Matthias Gelzer, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, Stuttgart, Berlin 1921, 6. Aufl. 1960, ND 2008; Hermann Strasburger, Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen, 2. Aufl., Darmstadt 1968; Christian Meier, Caesar, Berlin 1982; Martin Jehne, Der Staat des Dictators Caesar, Köln 1987; ders., Caesar, München 1997. – Forschungslage: Helga Gesche, Caesar, Darmstadt 1976; Detlef Rasmussen (Hg.), Caesar (Wege der Forschung 43), 3. Aufl., Darmstadt 1980; Ernst Baltrusch (Hg.), Caesar (Neue Wege der Forschung), Darmstadt 2007; Miriam Griffin (Hg.), A Companion to Julius Caesar (Blackwell Companions to the Ancient World), Oxford 2009. – Methodisches: Aloys Winterling,  Zu Theorie und Methode einer neuen Römischen Kaisergeschichte, in: ders. (Hg.), Zwischen Strukturgeschichte und Biographie. Probleme und Perspektiven einer neuen Römischen Kaisergeschichte. 31 v. Chr. - 192 n. Chr. (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 75), München 2011, 1-11.

Hinweis zur digitalen Lehre im Wintersemester 2020/21:
Das Master-Seminar wird synchron als Zoom-Videokonferenz stattfinden. Es wird um eine persönliche Anmeldung per Email bis zum 1.11.2020 gebeten (an: aloys.winterling@hu-berlin.de).

 


51254 Übung Zeithorizonte im antiken Griechenland
Fr 14-16 Uhr

Zeithorizonte von Gesellschaften, ihre Vergangenheit und Zukunft, sind nicht einfach nur gegeben, sondern unterliegen ihrerseits der Zeitlichkeit und dem historischen Wandel. Ausgehend von den Zeitvorstellungen und temporalen Strukturen moderner Gesellschaften einerseits, ethnologisch erforschter primordialer Gesellschaften anderseits sollen „Erfahrungsräume“ und „Erwartungshorizonte“ (Koselleck) sowie die damit verbundenen Vorstellungen von der Relation von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft („Fortschritt“, Konstanz, Teleologie, Niedergang) im antiken Griechenland behandelt werden. Im Zentrum stehen die Autoren Homer, Herodot, Thukydides, Aristoteles und Polybios. Abschließend soll ein kurzer Vergleich mit den Temporalstrukturen anderer „hochkultureller“ Gesellschaften (Alter Orient, China, Japan) versucht werden. Ziel der Übung ist, die Vorstellungen von Zeit, Vergangenheit und Zukunft als Indikatoren sozialer Komplexität und realhistorischen gesellschaftlichen Wandels im antiken Griechenland zu deuten. - Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, das griechische Alphabet zu lernen.

Literatur:

Koselleck, Reinhart, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ - zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979, 349-375; Luhmann, Niklas, Weltzeit und Systemgeschichte. Über Beziehungen zwischen Zeithorizonten und sozialen Strukturen gesellschaftlicher Systeme, in: ders., Soziologische Aufklärung 2, Opladen 1975, 103-133; Müller, Klaus E., "Prähistorisches" Geschichtsbewußtsein. Versuch einer ethnologischen Strukturbestimmung, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Die Vielfalt der Kulturen (Erinnerung, Geschichte, Identität 4), Frankfurt am Main 1998, 269-295; Meister, Klaus, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart u.a. 1990; Meier, Christian, Ein antikes Äquivalent des Fortschrittsgedankens: Das “Könnens-Bewußtsein” des 5. Jahrhunderts v. Chr., in: ders., Die Entstehung des Politischen bei den Griechen, Frankfurt am Main 1980, 435-499; Rüsen, Jörn, Theoretische Zugänge zum interkulturellen Vergleich historischen Denkens, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Die Vielfalt der Kulturen (Erinnerung, Geschichte, Identität 4), Frankfurt am Main 1998, 37-73.

Hinweis zu digitalen Lehre im Wintersemester 2020/21:
Die Übung wird – nach einer einleitenden Zoom-Videokonferenz - voraussichtlich asynchron, als durch Email-Kommunikation und Videos unterstütztes Selbststudium stattfinden.

 


51295 Forschungsseminar Althistorische Forschungspraxis
Do 18-20 Uhr

Das Forschungsseminar wird aus zwei Teilen bestehen. 1. werden grundlegende Probleme der Methode und Theorie (alt-) historischer Forschung gemeinsam diskutiert. In diesem Semester wird es um das Thema „Geschichte und Evolution“ gehen. Es soll nach Theorieangeboten gesellschaftlich-kulturellen Wandels außerhalb der Geschichtswissenschaft gefragt werden, insbesondere soll ihr Erklärungspotential hinsichtlich der Phänomene Zufall und Kontingenz, hinsichtlich der Probleme einer Periodisierung und hinsichtlich einer Typologie vormoderner Gesellschaften erörtert werden. Das althistorische Interesse richtet sich in diesem Zusammenhang einerseits auf eine Bestimmung von Besonderheiten der griechisch-römischen Antike im Kontext eines globalen Vergleichs „hochkultureller“ Gesellschaften, andererseits auf die Frage nach der Bedeutung der mittelmeerischen Antike als Bedingung der Möglichkeit der gegenwärtigen Weltgesellschaft. 2. werden die Teilnehmer/innen praktische Fragen und Probleme eigener (geplanter, in Arbeit befindlicher oder bereits realisierter) Abschluss- und Forschungsarbeiten präsentieren und zur Diskussion stellen. Die Veranstaltung richtet sich somit an Doktoranden und Studierende, die sich intensiver mit der griechisch-römischen Antike befasst haben oder befassen wollen und die bereit sind, sich auf komplexere Fragen einzulassen, die bei wissenschaftlicher Selbstbeobachtung in Theorie und Praxis entstehen.

Literatur:

Parsons, Talcott, Gesellschaften. Evolutionäre und komparative Perspektiven [1966], Frankfurt am Main 1975; Luhmann, N., Geschichte als Prozeß und die Theorie sozio-kultureller Evolution, in: K.-G. Faber, Chr. Meier (Hg.), Historische Prozesse, München 1978, 413-440; Luhmann, Niklas, Evolution und Geschichte [1975], in: ders., Soziologische Aufklärung, Bd. 2, Opladen 1975, 150-169; Sanderson, Stephen K., Social Evolutionism. A Critical History, Cambridge Mass., Oxford 1990; Walz, Rainer, Theorien sozialer Evolution und Geschichte, in: Frank Becker (Hg.), Geschichte und Systemtheorie. Exemplarische Fallstudien, Frankfurt am Main, New York 2004, 29-75; Winterling, Aloys, Die griechisch-römische Antike und die sozio-kulturelle Evolution bei Max Weber und Niklas Luhmann, in: Christian Jaser u.a. (Hg.), Eleganz und Performanz. Von Rednern, Humanisten und Konzilsvätern. Johannes Helmrath zum 65. Geburtstag, Wien u.a. 2018, 81-138.

Hinweis zur digitalen Lehre im Wintersemester 2020/21:
Das Forschungs-Seminar wird synchron als Zoom-Videokonferenz stattfinden. Es wird um eine persönliche Anmeldung per Email bis zum 1.11.2020 gebeten (an: aloys.winterling@hu-berlin.de).