Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus

Die NS-Vergangenheit der BSR bzw. der relevanten Vorgängerorganisationen (Sören Flachowsky)

Bearbeiter: Dr. Sören Flachowsky

 

Im Ergebnis des Forschungsprojekts soll eine Studie über die Geschichte der Berliner Stadtreinigung bzw. ihrer Vorgängerorganisationen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen, wobei die Zeit von 1933 bis 1945 im Mittelpunkt der Untersuchung steht. Der Fokus wird sich zunächst neben institutionen- und personengeschichtlichen Fragestellungen auf kommunale und wirtschaftspolitische Aspekte richten. So ist u.a. nach den Auswirkungen der von den Nationalsozialisten implementierten neuen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 zu fragen, welche die Selbstverwaltung der Kommunen aushebelte und dem ‚Führerprinzip‘ unterwarf. Darüber hinaus wird die Geschichte der Berliner Stadtreinigung zwischen 1933 und 1945 auch in die allgemeine NS-Wirtschaftspolitik eingebunden, wobei vor allem der (zweite) Vierjahresplan von 1936 eine zentrale Rolle spielt, da er ‚den Müll‘ zu einem „wertvollen Volksgut“ erhob und ihn zum Gegenstand (Autarkie) wirtschaftlicher Planspiele machte. Neben den Problemen der Beseitigung und Wiederverwertung des Mülls, wird sich die Studie ganz wesentlich mit der organisatorischen und personellen Entwicklung der BEMAG bzw. Städtischen Müllbeseitigungsanstalt befassen, womit gleichzeitig ihre handelnden Akteure in den Blick geraten. Neben den Fragen Verfolgung, Vertreibung, Widerstand und Parteimitgliedschaften, muss sich der Blick auch auf die Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges und die damit verbundene Umstellung auf die Kriegswirtschaft richten. Hierbei geht es nicht nur um die bereits erwähnte Einbindung der Müllentsorgung und Wiederaufbereitung in die Zweckrationalität von Autarkiewirtschaft und Vierjahresplan, sondern vor allem darum, in welchem Umfang die Berliner Stadtreinigung in das System des Zwangsarbeiter- bzw. Häftlingseinsatzes eingebunden war. Im letzten Teil der Untersuchung richtet sich der Blick dann auf das Problem der Entnazifizierung, um die Frage nach der Verflechtung der Berliner Stadtreinigung mit dem NS-Regime zu beantworten und mögliche Kontinuitäten und Diskontinuitäten aufzuzeigen.

 

Das Projekt wird gefördert von der Berliner Stadtreinigung (BSR)