Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus

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Zerstörte Vielfalt. Berlin im Nationalsozialismus im Rahmen des Kulturprojektes "Themenjahr 2013" des Berliner Senats

 

Bearbeiter: Dr. Christoph Kreutzmüller, Eva Balz, Björn Weigel

 

Trotz ihrer überragenden politischen und sozioökonomischen Bedeutung ist die Geschichte der Reichshauptstadt Berlin im Nationalsozialismus bislang nicht umfassend untersucht worden. Im Rahmen des geplanten umfassenden Kulturprojekts zum Themenjahr 2013 werden Michael Wildt und Christoph Kreutzmüller einen Band „Berlin im Nationalsozialismus“ herausgeben, der sich als Beitrag zu einer modernen NS-Gesellschaftsgeschichte versteht und die Spezifika Berlins im Vergleich zu anderen Städten herausarbeitet.
Berlin war als Reichshauptstadt zentraler und symbolischer Schauplatz politischer, sozialer, kultureller Auseinandersetzungen. Hier hatten sowohl die Reichs- und Preußischen Regierungsinstanzen als auch ausländische Bot- und Gesandtschaften, Interessensvertretungen und Gewerkschaften ihren Sitz. Nicht zuletzt waren in der Stadt zahlreiche militärische Einheiten stationiert und militärische Anlagen konzentriert. Eng mit der Funktion als Reichshauptstadt war die Bedeutung der Stadt als Kulturmetropole verknüpft. Während die Nationalsozialisten den weltstädtischen Flair und seine Repräsentanten zwar verachteten und bekämpften, nutzten sie die Stadt insbesondere während der Olympischen Spiele doch als Aushängeschild. Als Wirtschaftszentrum, in dem neben Weltfirmen tausende mittlere und kleine Gewerbebetriebe ansässig waren, war die Stadt einerseits potentieller Rüstungsstandort ersten Ranges, andererseits aber auch eine „Arbeiterhochburg“. Als jüdische Metropole war Berlin nicht nur in besonderer Weise von den Maßnahmen der Judenverfolgung betroffen, sondern bot auch Möglichkeiten jüdischer Selbstbehauptung, die andernorts undenkbar waren. Ebenso wurden andere Gruppen wie Roma und Sinti im nationalsozialistischen Berlin verfolgt.
Wie haben die Nationalsozialisten die Macht im „roten Berlin“ erobert und durchgesetzt? Wie grub sich gewissermaßen Nationalsozialismus in die Stadt ein? In welchen Bereichen gesellschaftlichen Lebens gelang es Nationalsozialisten, politische Schaltpositionen und Deutungsmacht zu erringen? Wo verblieben Nischen? Wie reagierten die Volksgenossen auf die Ausgrenzung großer Teile der Stadtbevölkerung? Wie wirkte sich der Krieg, Bombardement und Zwangsarbeit, schließlich auf die Stadt aus?
Diesen Fragen soll in dem geplanten Band „Berlin im Nationalsozialismus“, an dem sich zahlreiche Autorinnen und Autoren beteiligen, nachgegangen werden. Anfang 2013 wird der Band erscheinen.