Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2023
Prof. Dr. Franka Maubach – Sommersemester 2023
Vorlesung – 51401
Exil/Asyl: Das "Jahrhundert der Flüchtlinge" und die deutsche Geschichte
Das 20. Jahrhundert gilt als »Jahrhundert der Flüchtlinge«. Deutschland wurde im Laufe dieses langen, in die Gegenwart ragenden Jahrhunderts von einem Land, aus dem Menschen flüchteten, zu einem Land, in dem Menschen Aufnahme suchten.
In der Vorlesung wird ein weiter Bogen geschlagen: von der transnationalen Geschichte des Exils zwischen 1933 und 1945 über den unterschiedlichen Umgang mit Flucht und Asyl im geteilten Deutschland bis zur Fluchtmigration um 1990, die von einer eskalierenden »Asyldebatte« und wachsendem Rassismus wie rechter Gewalt gegen Geflüchtete begleitet war und 1993 schließlich zur fundamentalen Einschränkung des Grundrechts auf Asyl führte.
Thematisiert werden Zusammenhänge wie Unterschiede zwischen der Geschichte von Exil und Asyl im »Jahrhundert der Flüchtlinge«, das Spannungsverhältnis von Asyl als Menschenrecht und einer stets partikularen Umsetzung, aber auch die politischen wie gesellschaftlichen Aushandlungen darüber, wer als »echter Flüchtling« Schutz finden sollte – und wer nicht.
donnerstags 12.00 – 14.00 Uhr, HG UdL 6 -Raum 2091/92
Bachelorseminar – 51420
Exil. Zur Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach 1933
Ungefähr eine halbe Million Menschen verließen das Deutsche Reich zwischen 1933 und 1945. Ihre Selbstrettung fand unter äußerst schwierigen Umständen statt: Das NS-Regime schränkte Fluchtmöglichkeiten immer weiter ein, und viele Staaten verschärften ihre Aufnahmebedingungen.
Im Seminar betrachten wir die Geschichte des Exils nach 1933 aus unterschiedlichen Perspektiven: Wir fragen nach der Geschichte von Verfolgung und Aufnahme, nach Fluchtwegen und gescheiterten Fluchten, nach Erfahrungen und dem Alltag im Exil und, ausblickend, nach Rückkehrplänen und nach der Rolle, die Remigrant*innen in beiden deutschen Staaten gespielt haben. Dabei kommen ganz unterschiedliche Quellengattungen in den Blick: Exilkunst und Exilliteratur, Exilbriefe und Exilberichte, aber auch Radioreden und Tagebucheinträge.
Das Seminar führt in zeitgeschichtliche Problemfelder und Arbeitsweisen sowie in den Umgang mit verschiedenen Quellengattungen ein. Besonderes Augenmerk liegt auf der Vorbereitung der schriftlichen Hausarbeit.
mittwochs, 14.00 – 16.00 Uhr, FRS 191/193, Raum 4031
Masterseminar – 51438
Straßengewalt. Praktiken der Gewalt in Berlin seit 1900
Städtische Räume sind immer auch Räume der Gewalt. Gerade Berlin wurde im Wechsel der politischen Systeme während des 20. Jahrhunderts zu einer umkämpften Metropole: Kämpfe um politische Raumnahme waren nicht selten Kämpfe um Straßenzüge oder Stadtviertel, politische Attentate fanden auf offener Straße statt, gewaltsamer politischer Protest ging mit der Besetzung öffentlicher Räume einher. Im Seminar fragen wir anhand ganz unterschiedlicher historischer Fallbeispiele – wie dem Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg 1919, dem Pogrom im Scheunenviertel 1923, dem Attentat auf Rudi Dutschke in West-Berlin 1968 oder dem rassistischen Mord an Nguyen Van Tu in Berlin-Marzahn 1992 – nach den Spezifika, Praktiken und dem historischen Wandel urbaner Gewalt. Ein Schwerpunkt wird, auch anlässlich des 90. Jahrestags der nationalsozialistischen Machtübernahme, auf der Geschichte der Straßenkämpfe zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten um 1930 liegen.
Das Hauptseminar führt in das fortgeschrittene und forschungsaffine wissenschaftliche Arbeiten ein; ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der semesterbegleitenden Vorbereitung eines eigenständig entwickelten Hausarbeitsprojekts.
freitags, 10.00 – 12.00, FRS 191-193, Raum 4026
Übung – 51462
Nationalsozialismus im Ohr. Zur Sound-Geschichte einer Diktatur
Hörquellen spielen in der Geschichtswissenschaft eine untergeordnete Rolle; im Zentrum von Forschung und Lehre stehen meist Schrift- und Bildquellen. In der Übung setzen wir uns mit Klang, Musik und Rede im Nationalsozialismus auseinander. Wir beschäftigen uns mit der Stimme als Machtinstrument und den Gegenstimmen der Verfolgten, mit Marschmusik und Musik im Konzentrationslager, mit den Klängen der Verfolgung und den Soundscapes des Krieges, fragen aber auch nach der Bedeutung mündlicher Zeugenschaft und Zeitzeugenerinnerung nach 1945.
Die Übung führt in Sound History und Oral History als neuere Zugänge der Zeitgeschichte ein und sensibilisiert für die Arbeit mit Hörquellen: Wie können sie historisch kontextualisiert und quellenkritisch eingeordnet werden? Welchen Mehrwert hat ihre Analyse? Und wie ändert sich unsere Perspektive auf die NS-Geschichte, wenn wir sie hörend erschließen?
mittwochs, 16.00 – 18.00 Uhr, FRS 191-193, Raum 5009
Forschungskolloquium – 51486
Forschungskolloquium zur NS-Zeit und zum Rechtsextremismus (Arbeitstitel)
donnerstags, 16.00 – 18.00 Uhr, FRS 191-193, Raum 4026