Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus

Kurzvorstellung Angelika Benz

Promotionsthema: Die Rolle der Trawniki-Männer im Holocaust

Insgesamt rund 4000-5000 sogenannte Hilfswillige bildeten die Deutschen in einem Lager namens Trawniki in der Nähe von Lublin für ihre Dienste aus.  Es handelte sich dabei größtenteils um sowjetische Kriegsgefangene, junge Männer zwischen 19 und 36 Jahren, die zunächst offiziell schlicht als Wachmänner,  später als SS-Wachmänner eingesetzt wurden, um als verlängerter Arm der SS zu helfen, die besetzten Ostgebiete zu beherrschen. Bis heute werden die Begriffe „Ukrainer“ und „fremdvölkische Hilfswillige“ meist synonym verwendet, wenn von den in Trawniki Ausgebildeten gesprochen wird. Es handelt sich jedoch weder ausschließlich um Menschen ukrainischer Herkunft noch lässt sich pauschal etwas über die Freiwilligkeit ihrer Mitarbeit sagen. Die Frage nach Motivation, Freiwilligkeit oder Zwang der Trawniki-Männer verweist vielmehr auf ein Bündel von Indizien und Widersprüchen, das deutlich macht, dass Faktoren wie Zeitpunkt, Umstände und Persönlichkeit eine große Rolle spielen. Vor allem gelten für die einzelnen Gruppen der Rekrutierten sowohl unterschiedliche Parameter als auch grundverschiedene Einstellungen. Die Volksdeutschen oder die Ukrainer als bevorzugte Gruppe beispielsweise, denen ideologisch die Türe zur NS-Gesellschaft geöffnet wurde, die zumindest teilweise die antisemitische Einstellung der deutschen Auftraggeber teilten und die zumindest anfangs noch Chancen auf Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft hatten im Gegensatz zu den übrigen sowjetischen Kriegsgefangen, insbesondere russischer Nationalität, die zunächst selbst zur Vernichtung bestimmt waren, dann für Hilfszwecke - und zwar in der Regel zur Ausführung der „Drecksarbeit“ - herangezogen wurden und deren späteres Schicksal ungewiss war.

 

Kontakt: angelika_benz@yahoo.de

Betreuer: Prof. Dr. Michael Wildt / Prof. Dr. Birthe Kundrus