Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus

Kurzvorstellung Daniel Kuppel

Die Praxis der „Weltanschaulichen Schulung“ von SS- und Polizeiangehörigen in der Zeit des Nationalsozialismus

 

„Die SS als rassische Auslese muß das Reich weltanschaulich sichern. Will die SS dieser ihr vom Führer gestellten Aufgabe gerecht werden, so muß zunächst das Führerkorps das Gedankengut der nationalsozialistischen Weltanschauung völlig erfaßt haben und muß danach leben.“

 

Aus dieser Eigendefinition als „rassische“ und ideologische Elite zogen die Herausgeber der SS-Leithefte im Schulungsamt der „Schutzstaffel“ den Schluss, dass die zentrale Aufgabe eines jeden Einheitsführers „auf dem politischen Gebiet der weltanschaulichen Schulung und nationalsozialistischen Erziehung seiner Männer“ liege. Der Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, sah in der „weltanschaulichen Erziehung“ (WE) zudem ein Instrument, um eine heterogen zusammengesetzte Organisation aus „Allgemeiner SS“, bewaffneten SS-Verbänden, „Konzentrationslager-SS“ und Polizei zu einer monolithischen Einheit zu formen.

Im Fokus der historischen Forschung stand diesbezüglich bisher neben den Inhalten der von der SS vermittelten „Weltanschauung“ die ideologische Prädisposition der Täter, die maßgeblich an den von SS- und Polizeieinheiten verübten Verbrechen in den von Deutschland besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkrieges beteiligt waren.

Das vorliegende, von Prof. Michael Wildt betreute Promotionsvorhaben zielt hingegen auf die praxeologische Ebene der „weltanschaulichen Schulung“ ab, wobei eine fundierte Analyse des Schulungsalltages und der weltanschaulichen Vermittlungsmethodik erfolgen soll. Die Indoktrination steht somit als Praxis selbst im Zentrum des Erkenntnisinteresses. Untersucht werden sollen Handlungsmaximen und Sprachregeln, die den SS-Männern durch die ideologische Schulung vermittelt wurden, zur Konstituierung von Gruppenidentität beitrugen und nicht zuletzt aus karrieristischen Gründen für den Aufstieg im SS-Apparat elementar waren. Um die Praxis der ideologischen Indoktrination zu rekonstruieren, soll daher der zeitliche, organisatorische und inhaltliche Ablauf von Schulungsstunden der „Allgemeinen SS“ und der „weltanschaulichen Erziehung“ der „Waffen-SS“ an den Junkerschulen sowie von Führerlehrgängen, „Musterungs- und Ausleselager“ von Sicherheitsdienst und Polizei nachvollzogen werden. Außerdem soll eine Analyse der Rezeption der „weltanschaulichen Schulung“ durch die SS-Männer und die Schulungsleiter erfolgen.

 

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