Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus

Kurzvorstellung Julia Werner

Im besetzten Polen: Fotografien von Vergemeinschaftung und Ausgrenzung

 

Das Promotionsprojekt untersucht das Verhältnis von Fotografie und Gemeinschaft. Beide fungieren als Ordnungsprinzipien, die Dinge auf unterschiedliche Weise zueinander in Bezug setzen und einander – mehr oder weniger dauerhaft – zuordnen. Der Fokus liegt auf Fotografie, die als Medium Prozesse von Vergemeinschaftung und Ausgrenzung nicht nur abbildet, sondern diese als eingreifender Akt, als Einschluss- bzw. Ausschlusspraxis, auch verändert. Das Promotionsprojekt wird von Prof. Michael Wildt (Humboldt Universität) und Dr. Amos Morris-Reich (Universität Haifa) betreut.

Der geographische Fokus des Projekts liegt auf der Analyse von Fotografien aus den annektierten westpolnischen Gebieten (Warthegau und Danzig-Westpreußen) und dem Generalgouvernement. Die Konzentration auf Polen erlaubt einen Blick auf beide Seiten der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik: Hier wurden sowohl die Ausgrenzung von „Gemeinschaftsfremden“, „Fremdvölkischen“ bzw. „Fremdrassigen“ als auch der Versuch der Umsiedlung und Inklusion der „Volksdeutschen“ umgesetzt. Diese Prozesse liefen nicht getrennt voneinander ab, sondern waren sowohl ideologisch als auch organisatorisch eng miteinander verzahnt. Die Erweiterung der Volksgemeinschaft, die Vergrößerung über die ehemaligen deutschen Reichsgrenzen hinaus, wurde hier besonders intensiv verhandelt.

Als Quellen dienen dem Projekt fotografische Bestände von nicht-professionellen Fotografen, insbesondere Fotoserien und Fotobestände, die von Fotografen über einen längeren Zeitraum hinweg geschaffen wurden. Der zeitliche Rahmen des Projekts ist durch die Zeit der Besatzung eng gesteckt, die Bildkonvolute erlauben aber einen Blick über die Grenzen von 1939-1945 hinaus, da die Bestände natürlich in ihrer Gesamtheit in den Blick genommen werden sollen.

Wie also eigneten sich die Fotografierenden die sich stetig – auch durch ihr eigenes Handeln - verändernde Situation durch ihre fotografische Praxis an? Welche Darstellungs- und Repräsentationsformen wählten die unterschiedlichen fotografischen Akteure? Es geht also zum einen darum, die Perspektive des Fotografen aus dem historischen Kontext heraus zu verstehen und die Formen, in der er die Realität durch seine Fotografie rahmte und wahrnahm. Über den Vergleich unterschiedlicher Bestände sollen jedoch größere Muster von Wahrnehmungsweisen und Darstellungsarten herausgearbeitet werden.