Ringvorlesung: Krieg und Frieden im Europa des 19. Jahrhunderts
Montags 10–12 Uhr
Die Vorlesung findet digital statt. Studierende der HU können sich über AGNES anmelden, externe Interessenten melden sich bitte per e-mail im Sekretariat für den Zugang zum Moodle-kurs: ifg-sekretariat19jh@hu-berlin.de
Über folgenden Link können Sie sich auch direkt zur jeweils aktuellen Zoom-Sitzung dazuschalten:
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Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar ist im Deutschen Bundestag erstmals die Rede von einer „Zeitenwende“ gewesen. Seitdem fällt der Begriff immer wieder. Was diese Zeitenwende bedeutet und auf welchen Ebenen sie sich manifestieren wird, bleibt abzuwarten. Unstrittig aber ist, dass die Themen „Krieg und Frieden“ plötzlich wieder von ungeahnter Relevanz sind. Imperialistischer Expansionsdrang, geostrategische Überlegungen, Militärtaktik und Volkskrieg, internationale Kriegsfreiwillige und „Ruhm“ und „Ehre“, Kriegsmotive und die überaus schwierige Frage, wie ein Krieg zu beenden ist – all das bestimmt plötzlich die Schlagzeilen der Zeitungen. Vollkommen überraschend sind damit auch Themen wieder aktuell, die man in der Geschichtswissenschaft längst als veraltet beiseite gelegt hatte.
Darauf möchte diese Ringvorlesung reagieren, zumal auffällig ist, wie in öffentlichen Einlassungen immer wieder auf das 19. Jahrhundert Bezug genommen wird. So ist von einem „Rückfall in das 19. Jahrhundert“ die Rede oder einer neuen „Realpolitik“, von Bismarck oder von Clausewitz. Daher ist es das Anliegen dieser Ringvorlesung zu klären, inwiefern das Säkulum tatsächlich ein „kriegerisches“, oder ob es nicht doch eher ein friedliches Jahrhundert war. Es werden einzelne Kriege, aber auch die Bemühungen, weitere Kriege zu verhindern, thematisiert. Welche Faktoren verhinderten kriegerische Eskalationen und welche begünstigten sie, welche Motive spielten eine Rolle und welche politischen und sozialen Folgen hatten die jeweiligen Kriege? So werden die Befreiungskriege ebenso thematisiert wie die Einigungskriege oder der Weg in den Ersten Weltkrieg. Auf diese Weise sollen erstens grundlegende Kenntnisse über das 19. Jahrhundert vermittelt werden. Zweitens geht es um die strukturellen Mechanismen bei der Eskalation von Krisen zu Kriegen und die Schwierigkeiten ihrer Beendigung. Drittens gilt es, gemeinsam offen darüber nachzudenken, welche Herausforderung die „Zeitenwende“ auch an die Historiographie stellt – schließlich wird ein Blick von heute auf die Ereignisse des 19. Jahrhunderts dazu führen müssen, dass man „alte“ Themen „neu“ durchdringt.
Vorlesungsprogramm
25.04.2022 |
Dieter Langewiesche: Krieg – ein gewaltsamer Lehrer im „friedlichen“ 19. Jahrhundert? |
02.05.2022 |
Birgit Aschmann: Die „Befreiungskriege“ und ihre Folgen |
09.05.2022 |
Julia Angster: Die internationale Friedensordnung nach dem Wiener Kongress |
16.05.2022 (Beginn abweichend um 11 Uhr) |
Hermann Wentker: Der Krimkrieg als Zäsur in der internationalen Politik |
23.05.2022 |
Tanja Bührer: Koloniale Kriege und „europäisches Völkerrecht“ im langen 19. Jahrhundert |
30.05.2022 |
Jost Dülffer: Vermiedene Kriege – erfolgreiche Deeskalation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts? |
13.06.2022 |
Gabriele Clemens: Das Risorgimento – Italiens Einigungskriege |
20.06.2022 |
Hélène Miard-Delacroix: Gewalt und Revolution. Der deutsch-französische Krieg von 1870 und seine Folgen |
27.06.2022 |
Hannes Grandits: Die Orientkrise der 1870er Jahre und das Scheitern einer Friedenslösung |
04.07.2022 |
Sönke Neitzel: Das Kaiserreich und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs |
11.07.2022 |
Jörg Baberowski: Russland im Weltkrieg 1914-1917 |
18.07.2022 |
Jörn Leonhard: 1917 – 1923: Die vielen Enden des Großen Krieges |