Humboldt-Universität zu Berlin - Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts

Wintersemester 2022/23

Prof. Dr. Birgit Aschmann

 

 

 Zurück zur Natur!

Übung (51466)

Format: Präsenz

Termin: Mo 12-14 Uhr

Ort: FRS 191, Raum 5009

Beginn: 24.10.2022

Informationen zur Teilnahme

Zu den Phänomenen, die die Gegenwart in nahezu aufregender Weise mit dem 19. Jahrhundert verbinden, gehört die Art und Weise, wie mit der Natur umgegangen wurde. Die ambivalenten Modernisierungserfahrungen am Anfang und Ende des 19. Jahrhunderts führten schon damals dialektisch zur Rückbesinnung auf die Natur. Die Landschaftsbilder der Romantik zeugen ebenso von einer Sehnsucht nach dem „Ursprünglichen“ wie die Lebensreformbewegung am Übergang zum 20. Jahrhundert, als einzelne Aussteiger und diverse Gruppen eine Abkehr von der Industrialisierung und eine Rückkehr zur Natur vollzogen. Nacktkörperkultur, Lichtbäder, fließende Kleider und Kommunen als neue Lebensformen nahmen schließlich vieles von dem vorweg, was die Hippies der 1970er Jahre wiedererfinden sollten.

Aber im 19. Jahrhundert wurde die Natur nicht nur verehrt. Sie wurde auch gefürchtet, schließlich suchten immer wieder Seuchen die Bevölkerung heim. Der Ohnmachtserfahrung stand spannungsreich die Überzeugung von der menschlichen Allmacht gegenüber: In Infrastrukturprojekten wurde die Natur erobert und im Zuge der Industrialisierung ausgebeutet. Energieressourcen, die sich über Jahrtausende in der Erde angereichert hatten, wurden verschwendet. Kanäle wurden durch das Land gegraben und Flüsse in ein neues Bett gezwungen. Die europäischen Landschaften, die uns heute so „unberührbar“ erscheinen, sind vielfach das Produkt menschlichen Eingreifens im 19. Jahrhundert. Dass das „Natürliche“ oftmals ein Produkt von menschlichen Manipulationen war, zeigt sich nicht zuletzt in der soziokulturellen, diskursiven Aneignung der Natur als Argument. Um etwas als unabänderlich darzustellen, musste es nur als „natürlich“ präsentiert werden. Gerade wer z.B. Interesse hatte, hierarchische Genderordnungen zu zementieren, musste nur auf ihre „Natürlichkeit“ verweisen.

In dieser Übung werden die Studierenden angehalten, selbst auf die Suche nach Quellen zu gehen und auf der Basis dieser Quellen und Literatur über die verschiedenen methodischen Zugangsweisen gemeinsam mit ihren Kommiliton:innen zu diskutieren.

 
 Forschungskolloquium zur Europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts

Forschungskolloquium (51484)

Format: Präsenz

Termin: Mo 16-19 Uhr

Ort: FRS 191, Raum 4031

Beginn: 24.10.2022

Informationen zur Teilnahme

In diesem Kolloquium wollen wir gemeinsam über Forschungstendenzen, wichtige Neuerscheinungen und einzelne Forschungsvorhaben ins Gespräch kommen. Auf diese Weise sollen Kenntnisse über das faszinierende 19. Jahrhundert und über die aktuelle Forschungslandschaft vermittelt werden. Wer lernen möchte, wie man Abschlussarbeiten konzipiert, oder welche Habilschriften aktuell auf den Weg gebracht werden, oder was das 19. Jahrhundert uns heute noch zu sagen hat, ist herzlich willkommen. Auch wer sich für die Geschichte Spaniens interessiert, ist in diesem Kolloquium gut aufgehoben, schließlich werden immer mal wieder Themen der spanischen Geschichte (auch des 20. Jahrhunderts) behandelt. Folgende Mitwirkungsmöglichkeiten sind erwünscht: Grundsätzlich sind die Teilnehmenden eingeladen, nicht nur die Vorträge zu hören oder Texte zur Vorbereitung zu lesen, sondern sich auch aktiv in die Debatte einzubringen; wer selbst eine Abschlussarbeit vorstellen möchte, sollte sich bereits in der vorlesungsfreien Zeit melden oder an dem Zusatzkolloquium für Absolvent:innen am 16.01.2023 teilnehmen.

 


Dr. Janis Nalbadidacis 

 

 Kolonialismus ausstellen

Übung (51457)

Format: Präsenz

Termin: Mi 14-18 Uhr,

            alle 2 Wochen

Ort: Mohrenstr. 40/41,

       Raum 114

Beginn: 19.10.2022

Informationen zur Teilnahme

Ausstellungen zu kolonialen Kontexten stellen Museen vor große Herausforderungen. Das zeigen die teils hitzig geführten Debatten um die Ausstellungen und gezeigten Exponate im Deutschen Historischen Museum und im Humboldt Forum. Wie lassen sich Ausstellungen zu kolonialen Kontexten nun gestalten? Welche Objekte eignen sich überhaupt dazu ausgestellt zu werden und auf welche Weise? Wie lässt sich mit Leerstellen und kolonialen Machtverhältnissen umgehen, die zahlreichen Objekten innewohnen? Unter anderem diese Fragen stellen wir uns in der Übung.

Dabei verbleiben wir mit unseren Diskussionen nicht alleinig auf theoretischer Ebene, sondern widmen uns ganz konkret den Herausforderungen der praktischen Umsetzung. Dies tun wir in einer Kooperation mit dem Humboldt Forum, wo die Übung zeitweise in der Ausstellung „Leerstellen. Ausstellen. Objekte aus Tansania und das koloniale Archiv“ stattfinden wird und wir an der Kommentierung der im September 2022 eröffneten Werkstattausstellung mitwirken können.

Die Veranstaltung wird im ca. zweiwöchigen Turnus stattfinden. Die genauen Termine werden in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

Literatur:

Jannelli, Angela/Gorgus, Nina/Gesser, Susanne (Hg.): Das subjektive Museum. Partizipative Museumsarbeit zwischen Selbstvergewisserung und gesellschaftspolitischem Engagement, Bielefeld 2020.

Mörsch, Carmen/Piesche, Peggy: Warum Diskriminierungskritik im Museum?, 2022, online unter: https://www.lab-bode-pool.de/de/t/museum-bewegen/diskriminierungskritisch-arbeiten/warum-diskriminierungskritik-im-museum/

 

 Umweltkrisen im 19. Jahrhundert

Einführungskurs (51601)

Format: Präsenz

Termin: Mi 10-12 Uhr

Ort: Morhrenstr. 40/41,

       Raum 114

Beginn: 19.10.2022

Informationen zur Teilnahme

Bedrohungen durch Umweltkrisen sind gegenwärtig in aller Munde. Die damit einhergehenden Herausforderungen und Bewältigungsstrategien haben indes eine lange Geschichte. Das 19. Jahrhundert gilt gemeinhin als Epoche, in der sich die Menschen die Natur zunehmend untertan machten. Umso spannender ist die Frage nach einschneidenden Zäsuren wie Epidemien, Erdbeben oder Stürmen, die den Menschen die Fragilität der gesellschaftlichen Ordnung und ihre eigene Verletzungsanfälligkeit drastisch vor Augen führten. Wir blicken zurück in das 19. Jahrhundert und betrachten ausgewählte Umweltkrisen, die sich den Menschen damals stellten, und fragen nach den großen Linien eines sich immer weiter herausbildenden Umweltkrisenmanagements. Konzeptionelle Aspekte, was spezifisch Umweltkrise meint, nehmen wir dabei ebenso in den Blick wie Fragen nach Eigenheiten spezifischer Umweltkrisen.

Der Kurs führt zudem in Grundlagen der Geschichtswissenschaften ein. Dies umfasst spezifische Techniken, wie etwa die Recherche und das Zitieren wissenschaftlicher Literatur, ebenso wie die Diskussion von tragenden Säulen unseres Fachs, etwa die Frage nach der Bedeutung von Quellen für die historische Arbeit.

Literatur:

Hannig, Nicolai: Kalkulierte Gefahren. Naturkatastrophen und Prävention seit 1800, Göttingen 2019.