Hinko Gottlieb – Szenische Lesung am 08. und 09. Dezember 2022
Unveröffentlichte deutschsprachige Texte. Eine Welt-Uraufführung
Zeit: 08. und 09. Dezember 2022, 18.30 Uhr
Ort: Mendelssohn Remise, Jägerstraße 51, 10117 Berlin
Eintritt frei, begrenzter Platz
Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt.
Anmeldung: marija.vulesica@hu-berlin.de
- Dr. Marija Vulesica präsentiert im Rahmen ihres Forschungsprojekts – einer kollektivbiografischen Annäherung an die Geschichte des Holocaust im Unabhängigen Staat Kroatien – deutschsprachige literarische Texte des kroatischen Holocaust-Überlebenden Hinko Gottlieb.
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- Es lesen: Franziska Machens (DT-Berlin) und Michael Goldberg (Residenztheater München)
- Leitung und Regie: Anita Vulesica (Nestroy-Preis Gewinnerin 2021)
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Hinko Gottlieb (1886-1948)
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Hinko Gottlieb (1886-1948) war kroatischer Rechtsanwalt, Zionist, Schriftsteller und Dichter. 1941 wird er von der Gestapo in Zagreb verhaftet und nach Wien verbracht. Einige Monate später kehrt er zurück und stellt sich in den Dienst der Jüdischen Gemeinde. Zu dieser Zeit ist sein jüngerer Sohn Danko bereits von der kroatischen Ustascha ermordet. Anfang 1942 flieht er gemeinsam mit seiner Ehefrau Ruža Gottlieb in die italienisch besetzte Zone, wird jedoch im Lager Porto Ré interniert. Dort schreibt er und organisiert Theateraufführungen. Im Sommer 1943 deportiert die italienische Besatzungsmacht alle Juden und Jüdinnen in das Lager Kampor auf der Insel Rab. Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 schließt sich Gottlieb Titos Partisanen an, und auch hier schreibt er, unter anderem seinen einzigen Roman "Der Schlüssel zum Großen Tor." Während eines Rückzugs vor den anrückenden deutschen und kroatischen Truppen lässt er all seine Texte zurück, die wiederum von den feindlichen Truppen verbrannt werden.
Im Frühjahr 1944 wird Gottlieb von dem „Kroatischen Antifaschistischen Landesrat“, kurz (ZAVNOH), nach Süditalien gesandt, um dort Hilfe für jüdisch-jugoslawische Flüchtlinge zu organisieren. In Italien kommt sein älterer Sohn Vlado um. Gebrochen flieht das Paar Gottlieb im März 1945 nach Palästina. Ehemalige Weggefährten und Freunde helfen ihnen, sich im Lande zurecht zu finden. Gottlieb verarbeitet nun in seinen Texten die Erfahrungen der letzten Jahre, seine (und jüdische) Trauer und Traumata. U.a. „rekonstruiert“ er den Roman, der 1947 in New York erscheint. Nach 1945 schreibt Gottlieb in kroatischer und deutscher Sprache, seine älteren Texte (entstanden in den 1930er Jahren) übersetzt er ins Deutsche. Erst Jahre nach seinem Tod werden zwei Gedichte und drei Erzählungen in Jugoslawien veröffentlicht. Seine Freunde in Israel versuchen, einige seiner Werke auf Hebräisch herauszugeben. Der Roman "Der Schlüssel" erschien Ende 2021 erstmals in kroatischer Sprache. Das deutschsprachige Manuskript genau wie viele andere unveröffentlichte Texte lagern bis heute im Central Archive for the History of the Jewish People, in Jerusalem. -
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Quellen:
CAHJP, Eventov-Archiv, A-24 Nachlass Hinko Gottlieb.
Zeitschrift "Omanut", in: Nacionalna i sveučilišna knjižnica, Zagreb.