Die Geschichte der Kinderkuren und Kindererholungsmaßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1989
- Projektleitung: Prof. Dr. Alexander Nützenadel
- Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen: Dr. Nils Hauser; Jonathan Krautter M. A.; Dr. Martin Münzel; Helge Jonas Pösche M. A.; Dr. Lena Rudeck
- Studentische Mitarbeiter:innen: Jakob Borchers, M.A.; Imme Dittmer; Simon Reichelt; Theresa Schulz
- Laufzeit: 11/2022 – 11/2024
Das Projekt hat erstmals die Geschichte des Kinderkurwesen in Westdeutschland bzw. der Bundesrepublik im Zeitraum von 1945 bis 1989 als Gesamtphänomen umfassend erforscht. Dabei wurden die historischen Entwicklungsphasen und Grundstrukturen rekonstruiert und die maßgeblichen sozialpolitischen, rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen dargestellt. Auch die pädiatrischen und pädagogischen Konzepte, die für die Praxis des Kinderkurwesens eine wichtige Rolle spielten, wurden untersucht, ebenso die Verantwortung der beteiligten Institutionen und Akteure, darunter Heimträger, Entsendestellen, Heimpersonal und Aufsichtsbehörden. Ein besonderes Augenmerk des Projekts lag auf der Untersuchung von Missständen, die während der Kuraufenthalte auftraten und deren historische Aufarbeitung heute von den Betroffenen gefordert wird.
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Caritas, Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz, die als freie Wohlfahrtsverbände zu den größten Heimträgern zählten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Deutschen Rentenversicherung und ihren Vorgängern, die vor allem durch die Finanzierung eines erheblichen Teils der Kurmaßnahmen über Jahrzehnte an der Durchführung von Kinderkuren beteiligt waren.
Im Zuge der Recherchen konnten über 2.000 Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet identifiziert werden, die – in der Regel sechswöchige – Heil- und Erholungskuren für Kinder und Jugendliche durchführten. Zwischen 1951 und 1990 durchliefen zwischen 9,8 und 13,2 Millionen Kinder und Jugendliche Aufenthalte in Kinderkur- und -erholungsheimen.
Die Forschungen basieren auf Quellen aus rund 60 Archiven. Diese werden durch 35 ausführliche Oral-History-Interviews ergänzt, um die Erfahrungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und ihre Erinnerungen an die Kurpraxis und den Heimalltag mit zu berücksichtigen.
Begleitet wurde die Forschung durch einen achtköpfigen Projektbeirat, dem auch Vertreterinnen von Betroffeneninitiativen angehörten.
Die unabhängige Untersuchung erfolgte im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung, des Deutschen Caritasverbands e. V., des Deutschen Roten Kreuzes und der Diakonie Deutschland. Der Abschlussbericht ist am 15. Mai 2025 veröffentlicht worden.