Humboldt-Universität zu Berlin - Südosteuropäische Geschichte

Victor Ugorets

Name
Victor Ugorets

Geschichte der jugoslawisch-israelischen Beziehungen vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen bis zum Zerfall Jugoslawiens 1967-1991

 

Die israelisch-jugoslawischen Beziehungen sind nur bruchstückhaft erforscht. Bis vor zwanzig Jahren wurden zu dem Thema überwiegend journalistisch-publizistische Werke vorgelegt. Darüber hinaus entstanden einige Arbeiten in unmittelbarer Nähe zu staatlichen Institutionen auf beiden Seiten, welche die jeweiligen staatlichen Perspektiven bzw. Propaganda wiedergaben. Das bisherige Narrativ lässt sich in etwa so zusammenfassen: die israelisch-jugoslawischen Beziehungen wurden ab ihrer Aufnahme immer angespannter und kulminierten letztendlich im Abbruch der diplomatischen Beziehungen nach dem Sechstagekrieg, da sich Israel immer mehr den USA annäherte. Jugoslawien war wiederum nach dem Bruch mit der Sowjetunion 1948 bemüht, eine unabhängige Außenpolitik zu etablieren, was sich schließlich ab Mitte der 1950er Jahre in der Herausbildung der Bewegung der Blockfreien Staaten niederschlug. Nach anfänglicher Annäherung an Israel fokussierte sich Jugoslawien mit dem Aufkommen und Erstarken der Blockfreien immer mehr darauf und ging immer kritischer mit Israel um. Nach der Einnahme von ca. 20 Prozent der Landesfläche Ägyptens, eines engen Verbündeten Jugoslawiens, durch Israel im Sechstagekrieg, war das Schicksal der jugoslawisch-israelischen Beziehungen jedoch besiegelt: der Abbruch der Beziehungen war unumgänglich und sollte bis zum Zusammenbruch Jugoslawiens bestehen.

 

Im Gegensatz zu der bisherigen Forschung widmet sich dieses Forschungsvorhaben explizit den Beziehungen, die nach 1967 be- und entstanden. Angesichts einiger Hinweise, welche sich aus der neueren Forschungsliteratur ergeben, erscheint das bestehende Narrativ von Abwesenheit der Beziehungen nach 1967 mehr als fraglich. Ich gehe davon aus, dass die vielseitigen jugoslawisch-israelischen Beziehungen ähnlich stark wie vorher blieben, wobei lediglich die beiden diplomatischen Gesandtschaften aufgelöst wurden. Die Teleologie, welche im Falle der jugoslawisch-israelischen Beziehungen auf den Abbruch der diplomatischen Beziehungen im Juni 1967 zusteuert, wird den intensiven Kontakten zwischen diesen beiden dynamischen Gesellschaften und deren politischen Geschichten nicht gerecht. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Beziehungen nach 1967 systematisch nachzuzeichnen und aufzuarbeiten. Das geplante Forschungsprojekt fußt auf der These, dass Jugoslawien „nur“ offiziell und öffentlich keine Beziehung zu Israel pflegte, gleichzeitig und (fernab der Öffentlichkeit) im Umgang mit Israel pragmatisch agierte und die Beziehungen sogar ausbaute und förderte. Die Verbindungen zwischen diesen beiden Ländern bzw. ihren territorial-politischen Vorgängern begannen bereits in der Zwischenkriegszeit. Sie blieben auch während des Zweiten Weltkriegs bestehen und wurden nach der israelischen Staatsgründung institutionalisiert und ausgebaut.