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„Die Fülle der Zeit“. Wie global waren die 1920er Jahre?

Droysen-Lecture

Das Gefühl einer Gegenwart, die in Bewegung geraten war und sich nicht mehr auf einen Nenner bringen ließ, prägte die Welt nach dem Großen Krieg. Thomas Mann hielt in seinem Tagebuch im Mai 1921 eine besondere „Gleichzeitigkeit der Dinge, des geteilten Lebens, des ‚Unterdessen‘“ fest und dachte an einen Film „mit dem Titel ‚Die Fülle der Zeit‘.“  Dahinter stand das Bewusstsein von einem zeitlichen Zusammenfallen von Ereignissen, die ihre eigenen Vorgeschichten, Dynamiken und je eigene Konsequenzen besaßen. Was sich zur gleichen Zeit abspielte, konturierte historisch ganz Ungleichzeitiges und war doch vielfach miteinander verbunden. Hinter der von Mann beobachteten „Fülle der Zeit“ stand ein widersprüchliches Verhältnis zwischen Aufbruchserwartungen und neuen Krisenerfahrungen nach dem Ende des Großen Krieges, das schon jetzt über die lange Nachkriegszeit hinauswies. Wie entwickelte sich vor diesem Hintergrund das Verhältnis zwischen globaler Verdichtung und dem Rekurs auf Nation und Nationalstaat, zwischen Verflechtung und Entflechtung? Und wie verändert sich unser Verständnis der Epoche, wenn wir aus dieser Perspektive auf die Doppelkrise von Demokratie und Kapitalismus am Ende der 1920er Jahre blicken?