Humboldt-Universität zu Berlin - Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte

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Revolutionäre im Interview. Thomas Kuhn, Quantenphysik und Oral History, Anke te Heesen

(siehe Monographie)

te Heesen, A._2022_Revolutionäre im Interview.jpg

Wie kommen revolutionäre Entdeckungen zustande? Dieses Buch erzählt die unbekannte Geschichte eines Interviewprojekts im Kalten Krieg, das den Helden der Quantenphysik das Geheimnis der wichtigsten wissenschaftlichen Revolution des 20. Jahrhunderts zu entlocken versuchte.

Heller als tausend Sonnen strahlte die neue Physik zu Anfang des 20. Jahrhunderts: Forscher wie Niels Bohr, Werner Heisenberg und James Franck revolutionierten unser Verständnis von Raum und Zeit und schrieben Wissenschaftsgeschichte.

Doch erst mitten im Kalten Krieg begann man, diese Geschichte auch aufzuschreiben: »Sources for History of Quantum Physics« – unter diesem nüchternen Titel sollten die Erinnerungen aller damals noch lebenden Koryphäen der Physik versammelt werden. Der noch unbekannte Wissenschaftshistoriker und Physiker Thomas S. Kuhn entwickelte dafür eine neue, in der Geschichtsschreibung kaum angewandte Rekonstruktionsmethode, die heute zum Standardrepertoire gehört: das Forschungsinterview.

Anke te Heesen schildert erstmals die Geschichte dieses legendären Befragungsprojekts, das nicht nur mit dem Problem rang, wie man mit Verzweiflung, Intuition und Gefühl in der Physik umgehen sollte, sondern auch, wie unpolitisch eine Wissenschaft im Schatten der Atombombe sein konnte.

Mit „Revolutionäre im Interview“ liegt nun eine überfällige Betrachtung einer bis heute wirkenden wissenschaftshistorischen Revolution und ein unverzichtbarer Beitrag zur Entstehung und Wirkkraft der Oral History vor.

 

Abbildung: Verlag Klaus Wagenbach

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Der Ausstellungskatalog als geisteswissenschaftliche Monographie, Anke te Heesen

Anke te Heesen Projektbild MuseumskatalogDie 1970er Jahre sind für die Geschichte des neueren Ausstellungswesens richtungsweisend: Nicht nur die Anzahl der abgehaltenden Ausstellungen vermehrt sich rapide, auch ihre Themen werden vielfältiger und neue Formen der Präsentation halten Einzug in die Räume.
In dieser Sattelzeit des Ausstellungswesens kommt es erstmals zu solchen Schauen, die historische und künstlerische Zugänge vereinen und miteinander verschränken. Es sind solche „thematischen Ausstellungen“ (H. Szeemann), die nicht nur die nächsten Jahrzehnte das Präsentationsgeschehen bestimmen werden, sondern vor allem ein neues Format hervorbringen: Der Katalog steigt nach und nach in den Rang einer geisteswissenschaftlichen Monographie auf.

 

Abbildung: Cover der "Kölner-Römer Illustrierten, Bd. I", herausgegeben vom Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln, 1974.

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Der Marshmallow Test. Süßigkeiten, race und Bildung in der Kognitionsforschung 1950–heute, Susanne Schmidt

Susanne Schmidt Projektbild Marshmellow TestDas Projekt historisiert das Konzept der Selbstkontrolle als einer grundlegenden Fähigkeit, die, im frühen Kindesalter erworben, zahlreiche Aspekte des späteren Lebens beeinflusst. Untersucht wird die Geschichte des Marshmallow-Tests, der zentralen Anordnung zur Messung von Selbstkontrolle, die Kinder vor die Wahl stellt: ein Marshmallow (oder eine andere Süßigkeit) sofort – oder zwei, wenn sie warten. Das Projekt widmet sich der Geschichte des Marshmallow-Tests von den ersten Experimenten in den 1950er Jahren bis zu gegenwärtigen Debatten über Reproduzierbarkeit und untersucht Forschung, die insbesondere in den USA, der Karibik und Lateinamerika durchgeführt wurde.

Abbildung: "The Marshmallow Test", The Globe and Mail (Youtube-Kanal), April 2011.

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Mode. Ein Schlagwort der Gesellschaftsdiagnostik 1850–heute, Susanne Schmidt

Susanne Schmidt Projektbild ModeDer Begriff der Mode bezieht sich nicht nur auf die zeitgemäße Art und Weise sich zu kleiden, sondern bezeichnet und bewertet auch die Verbreitung und den Wandel sozialer und ethischer Normen, kultureller Gewohnheiten und Verhaltensweisen, gar der politischen Einstellung und der wissenschaftlichen Theorie. Das Forschungsprojekt widmet sich der Mode als Schlagwort der modernen Gesellschaftsdiagnostik, seiner Entstehung, seinen Vorläufern und seiner Ausprägung und Verwendung in ethischen und rechtswissenschaftlichen, volkskundlichen, ökonomischen, demoskopischen und publizistischen Zusammenhängen. Beleuchtet wird die Geschichte und Funktion dieses doppelten, weiten Modebegriffs, der zugleich auf eine materielle und eine konzeptuelle Ebene verweist. Mode erscheint so als ethisches, ökonomisches, politisches und epistemologisches Konzept.

Abbildung: Schnittmuster-Sammlung (C) Dahin/Shutterstock.com.

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Before the Two Cultures. How the Sciences and the Humanities grew apart, Fabian Krämer

Few beliefs about the nature of academic knowledge appear to be less problematic and are more deeply ingrained than the assumption that a wide gulf divides the natural sciences and the humaWilhelm_Dilthey_zZ_seiner_Verlobung.jpgnities. The happy phrase “two cultures”, invented and devised by the British physical chemist and novelist C.P. Snow against the backdrop of the Cold War, has over the past decades assumed an a-historical ring. But like many other dichotomies that characterize modernity, this binary opposition is younger than we tend to think. While some of its roots go back to the early modern period, it was largely in the long nineteenth century that academics began to develop a sense of belonging to either the sciences or the humanities. While the emergence of the “great divide” constituted one of the most fundamental transformations in the history of knowledge, its history largely remains to be written.

Wilhelm Dilthey zur Zeit seiner Verlobung, circa 1855 via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

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„Vergangenheitsbewältigung“ als angewandte Geisteswissenschaft: Geschichtswissenschaften und Psychoanalyse in der Bonner Republik, Fabian Krämer

unfähigkeit_gemeinfrei.jpgDer Begriff „Vergangenheitsbewältigung“, seltener "Aufarbeitung der Vergangenheit“, bezeichnet den öffentlichen Umgang der (meist bundes-)deutschen Gesellschaft mit der deutschen Vergangenheit und insbesondere den Verbrechen des Nationalsozialismus. Dieser Prozess wird heute meist als erfolgreich und abgeschlossen betrachtet und gilt mithin als für das wiedervereinigte Deutschland identitätsstiftend. Im Rahmen des hier vorgeschlagenen Forschungsprojekts soll er historisiert und unter der Perspektive der Anwendung geisteswissenschaftlichen Wissens betrachtet werden. Der Fokus liegt dabei auf dem (1) geschichtswissenschaftlichen und (2) psychoanalytischen Diskurs in der BRD der 1950er bis 1980er Jahre. Anhand von Fallstudien etwa zur Publikation und Rezeption von Alexander und Margarete Mitscherlichs „Die Unfähigkeit zu trauern“ (1967) und zum sogenannten Historikerstreit von 1986/87 wird untersucht, in welcher Form geisteswissenschaftliche Expertise in den unterschiedlichen Phasen dieser Entwicklung darauf verwendet wurde, den gesellschaftlichen Umgang mit Nationalsozialismus in der Bonner Republik zu prägen und welche Rückwirkungen er auf die Pesona des Geisteswissenschaftlers bzw. der Geisteswissenschaftlerin hatte.

Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens, gemeinfrei.

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Enzyklopädien im kurzen 20. Jahrhundert, Mathias Grote

Mathias Grote Handbuch 2Feature-Story des gemeinsamen Publikationsprojektes "Learning by the Book - Handbooks and Manuals in the History of Science"

Die Geschichte der modernen Wissenschaften hat sich vornehmlich mit der Frage befasst, wie neues Wissen etabliert wird. Dagegen fällt oft aus dem Blick, dass auch Systematisierung und Erhalt von Wissen für eine produktive Wissenschaft von größter Relevanz gewesen sind, und dies insbesondere in Zeiten der Inflation von Wissen, der Kontroverse oder des Zweifels. Diese Funktion erfüllten Enzyklopädien, Handbücher und vergleichbare Nachschlagewerke. Während derartige „Enzyklopädismen“ der frühen Neuzeit historisch gut erforscht sind und die omnipräsente Internet-Enzyklopädie Wikipedia einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, ist enzyklopädisches Wissen der modernen Wissenschaften vor dem Einzug des PC in Büro und Bibliothek bislang wenig erforscht. Dieses umfasst dezidiert philosophische und politische Projekten wie Otto Neuraths International Encyclopedia of Unified Sciences, aber auch großangelegten Handbuchreihen (z.B. Emil Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Bergey’s Manual of Determinative Bacteriology, Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie) - die Relevanz einer solchen kanonisierenden „Handbuchwissenschaft“ für Forschung und Lehre fiel allerdings bereits einem wachsamem Beobachter dieser Wissenschaften wie dem polnischen Epistemologen und Bakteriologen Ludwik Fleck ins Auge. grote handbook 1Daran anschließend fragt dieses Projekt unter anderem, welche Akteure und Institutionen sich der Systematisierung der beständig wachsenden Wissensbestände widmeten, welche Formen des Buches und darüber hinaus Vorläufern von Datenbanken und Suchmaschinen lange vor dem Internet von Wissenschaftlern, Institutionen und Verlagen geschaffen wurden, um allgemeines oder extrem spezialisiertes Wissen vorzuhalten und zugänglich zu machen oder welche technischen und ökonomischen Faktoren die Entwicklung der Handbuchwissenschaft beeinflussten. Schließlich muss auch der Frage nachgegangen werden, inwiefern „Enzyklopädismen“ Projekte mit politischem Anspruch waren und bleiben. Nicht zuletzt im Lichte der dramatischen gegenwärtigen Veränderungen des wissenschaftlichen Schreibens, Veröffentlichens und Lesens – Stichworte lauten Paywall, Open Access, Großverlage und Preprint –ist dieser Problemkomplex von größtem Interesse für ein medial informierte, kritische Reflexion von Wissenschaft. Indem eine Analyse von Enyzklopädien und Handbüchern innovations- und neuheitszentrierte Narrative der Wissenschaftsentwicklung hinterfragt, soll sie auch dazu beitragen Begrifflichkeiten für epistemische Prozesse jenseits von Innovation und Neuheit zu konturieren.

Abbildungen: Handbuchwissen. Bände von Emil Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, 1920-1939. Fotos: Mathias Grote.

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Aus dem Kleinen bauen sich die Welten” – Eine ökologische Geschichte von Mikroben und Menschen, Mathias Grote

Mathias Grote Ehrenberg Infusionsthierchen

Die SARS-COV2-Pandemie hat die schwierige Beziehung zwischen Menschen und Mikroben erneut dramatisch zugespitzt - Praktiken der Desinfektion und Abgrenzung sind alltäglich geworden und neuerdings wird wieder von einem „Krieg“ gegen die Mikroben gesprochen. Dieses oftmals medial vereinfachte Freund-Feind-Schema steht in Kontrast zu einer ökologischen Perspektive auf Mikroorganismen, welche Krankheit weniger als „Invasion“ durch feindliche Bakterien oder Viren versteht denn als multifaktoriell bestimmte Störung der Interaktion verschiedener Organismen. Mehr noch, im Lichte der Einsichten aus Ökologie und Genomforschung scheint die Auffassung einer produktiven Rolle von Mikroben für das planetarische Leben Fuß zu fassen, welche die Fülle, die Fähigkeiten und die Interaktionen dieser kleinen Lebendformen bestaunt – ein Stichwort für diese Perspektive ist das Mikrobiom.

Dieses Projekt entwirft erstens eine Frühgeschichte der Mikroben vor dem Aufblühen der Mikrobiologie in Zeiten Pasteurs und Kochs: Der Naturforscher Christian Gottfried Ehrenberg (1793-1876) entwarf eine ökologische Mikrobiologie avant la lettre, indem er die mikroskopische Belebtheit von Luft, Wasser oder Boden untersuchte. Seine Studien des Berliner belebten Untergrunds und seine Erklärungen der „Blutwunder“ zu Zeiten der Cholera bescherten den Mikroben eine breite Öffentlichkeit und lassen die philosophischen wie die politischen Einsätze der Wissenschaft um 1848 erkennen.

In einem weiteren Projektteil soll die Wissenschaft der Mikroben zwischen Medizin, Lebenswissenschaften und Biotechnologien seit ca. 1970 erforscht werden, ebenso mit dem Ziel, die Geschichte von einer Engführung auf das „Goldene Zeitalter“ Pasteurs, Kochs und seinen Folgen zu befreien und damit zu einem besseren Verständnis der wissenschaftlichen Gegenwart beizutragen. Um diese komplexe Geschichte zu begreifen, wird eine gemeinsam mit dem Medizinhistoriker Christoph Gradmann geleitete Gruppe von internationalen ExpertInnen Themen wie etwa Biotechnologie, Epidemiologie, Infektionsbiologie, Ökologie oder Taxonomie untersuchen.

Abbildung: Ehrenberg, C. G., Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen (Umschlag), Leipzig, Voss, 1838.

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Membranes to Molecular Machines. Active Matter and the Remaking of Life, Mathias Grote

(siehe Monographie)

Das historische Bild der molekularen Lebenswissenschaften der jüngsten Vergangenheit ist stark durch die Genetik geprägt – Stichworte lauten DNA, Biotechnologien oder Genomik. Dabei fällt aus dem Blick, dass sich in dieser Phase auch andere Forschungsprogramme wie die Membranbiologie entwickelt haben.Buchtitel

Wenn etwa Zellen, Organe und Körper in Forschung und Biomedizin seit den neunziger Jahren zunehmend als ein Ensemble von „Protein-Maschinen“ begriffen werden, verweist dies auf die vorangehende Entwicklung eines Forschungsprogramms am Schnittpunkt von Biochemie/Biophysik (Bioenergetik, Membranforschung) und (Neuro-)Physiologie. Als ein Resultat dieser Forschung stellen die durch „molekulare Maschinen“ ausgeführten, mechanistisch verstandenen Lebensprozesse weit mehr als wirk- und bildmächtige Metaphern dar – in der Apotheke kann ein unter Sodbrennen leidender Patient des frühen 21. Jahrhunderts Inhibitoren sogenannter „Protonenpumpen“ erhalten: In diesem Fall stellen molekulare Maschinen also ein Ziel pharmakologischer Interventionen dar. Die Optogenetik, ein sich rapide entwickelndes Feld an der Schnittstelle von Molekulargenetik und Neurowissenschaften, verpflanzt lichtsensitive „Pumpen“ und „Kanäle“ in die Membranen von Neuronen, um Schnittstellen zwischen Nervensystemen und digitalen Technologien herzustellen. Wenn man molekulare Maschinen blockieren oder verpflanzen kann – so ließe sich mit dem Wis-senschaftsphilosophen Ian Hacking sagen - dann sind sie auf eine näher zu bestimmende Weise real geworden.

Im Rahmen dieses Projektes wird die Geschichte der Forschung zu Membranen und molekularen Maschinen am Beispiel der Rhodopsine nachgezeichnet; diese bilden u.a. die lichtsensitiven Rezeptorproteine der Retina und anderer Membranen. Die Rhodopsinforschung entwickelte sich im Untersuchungszeitraum rapide, etwa in San Francisco, München und Cambridge - der Biophysiker Richard Henderson etwa, teilte für seine elektronenmikroskopischen Untersuchungen an diese Proteinen den Chemie-Nobelpreis 2017. Rhodopsine wurden nicht nur zum Modell einer molekularen „Pumpe“, tatsächlich setzt die gegenwärtige Optogenetik sie als lichtsensitive „Schalter“ ein, um etwa das Verhalten von Versuchstieren zu kontrollieren. Die in diesem Buch vorgenommene wissenschaftshistorische Analyse nimmt insbesondere die sich im Zuge des Experimentierens verändernde Materialität von Membranen und Proteinen in den Blick, um die angerissene Frage nach dem epistemischen Status, der „Realität“ molekularer Maschinen zu beantworten. Die Arbeit an diesem Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.

Abbildung: Grote, M., Membranes to Molecular Machines. Active Matter and the Remaking of Life (Cover), University of Chicago Press, Chicago, 2019.

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Hands-on-History: Die Geschichte der Interaktivität und die Entwicklung des Wissenschaftsmuseums zum Vermittler und Medium der Wissensgesellschaft, Arne Schirrmacher

Die Geschichte der wissenschaftlich-technischen Moderne als der prägenden Kultur der westlichen Welt ist sowohl eine Erfahrungsgeschichte als auch eine Vermittlungsgeschichte – und damit vor allem eine Mediengeschichte. Statt auf Printmedien oder audiovisuelle Medien zu schauen, fokussiert das Projekt auf das Ausstellungsmedium mit seinen Qualitäten von Direktheit, Materialität und Interaktivität. Seit der Französischen Revolution wurde das Wissenschaftsmuseum immer wieder als "politische Maschine" in Gang gesetzt, um Wissenschaftsbilder zu generieren und Ingenieure zu rekrutieren. Interaktivität wurde der Köder, um den "technological citizen" zu fangen und zur Mitarbeit an gesellschaftlichen Herausforderungen zu verpflichten. Das interaktive Science Center weckte seit Ende der 1960er Jahre neue Begeisterung für die Phänomene der Wissenschaft, nahm es aber mit Geschichte und Nebenfolgen nicht so wichtig. Heute wiederum soll der Bürger im "partizipatorischen Museum" Zukunftspfade mit der Politik diskutieren und so mitlegi-timieren.

 

Bei näherer Betrachtung zeigt sich schnell, dass der modische Begriff der Interaktivität alles andere als wohlbestimmt ist, er vielmehr viele, zum Teil widersprüchliche Bedeutungsschichten vereint. Im Zuge einer Hands-on History, die den Einsatz von Demonstrationsmodellen und interaktiven Darstellungsformen in Wissenschaftsmuseen, Ausstellungen und Science Centern für das 20. Jahrhundert betrachtet und ihre Mobilität institutionell wie geographisch verfolgt, soll auch eine Historisierung des Begriffs der Interaktivität vorgenommen werden. Auf diese Weise wird versucht, die Diskussion um die "politics of display" von Einzelobjekten oder -ausstellungen auf generelle Mechanismen zu erweitern sowie historische Entwicklungen der Verzahnung von Vermittlungsmedien der Wissenschaft auf der einen Seite und Politik bzw. Gesellschaft auf der anderen offenzulegen.

 

Abbildung: Zeichnung von Hugo Kükelhaus, Geräte zum Erleben von Naturgesetzen im Spiel konzipiert u.a. für die Weltausstellung 1967. Quelle: hugo-kuekelhaus.de

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Wissen im Entzug. Zur Emergenz und Funktionslogik der Dunkelziffer im 19. Jahrhundert, Sophie Ledebur

Sophie Lebedur ProjektbildUnter Dunkelziffer versteht man ein der Statistik verborgenes, aber dennoch als real angenommenes Geschehen. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist sie zu einem zentralen sicherheitspolitischen Argument reüssiert. Als eine Figur des Verdachts vermag sie Ängste zu schüren, Spekulationen hervorzutreiben, Hochrechnungen zu produzieren und auch Forschung anzustoßen. Der Problematik des verborgenen und nicht registrierten Verbrechens widmet sich in Deutschland seit Anfang der 1970er Jahre die Dunkelfeldforschung. Insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten wurden Dunkelfeldstudien (Viktimisierungssurveys) Teil großangelegter Forschungsprogramme, die auf eine optimierte Prävention von Verbrechen zielen. Entgegen ihrer aktuellen Konjunktur liegt jedoch die Geschichte dieses „Wissens im Entzug“ weitgehend im Dunkeln.

Die Rede von einer zumeist ‚hohen Dunkelziffer’ partizipiert am Schauer der unauslotbaren Tiefe, wie zugleich am Versprechen, Lösungsangebote parat zu haben. Der epistemische Status dieser zwischen Wissen und Nichtwissen oszillierenden Figur ist unterbestimmt. Der Begriff ‚Dunkelziffer’ wurde 1908 geprägt. Die Sorge um eine Entkoppelung realer Vorkommnisse von ihrer faktischen Erfassbarkeit datiert jedoch zurück bis in das ausgehende 18. Jahrhundert. Erschlossen wird die Geschichte der Dunkelziffer avant la lettre anhand ausgewählter Schwerpunkte sowohl aus dem Bereich des Gesundheitswesens als auch der Kriminalpolitik. Zu fragen ist nach den historischen Bedingungen, die ein ungesichertes Wissen zu einem Gegenstand der Aufmerksamkeit avancieren und Interventionsfelder eröffnen ließen. Die zeitgenössische Suchbewegung, die sich auf gefahrenumwobene, in der Mitte des gesellschaftlichen Lebens vermutete Bereiche richtete, ist nicht abzulösen von den Techniken der Kartographierung unbekannter Territorien. Mit diesen Verfahren sollte eine neue Form von Sichtbarkeit des ‚Wesens’ sozialer Kollektive hergestellt werden. Der Fokus des Projektes richtet sich auf den Einsatz dieser Figur des Nicht/Wissens und den mit ihr in Gang gesetzten Forderungen und Maßnahmen. Dieses spannungsreiche Verhältnis erlaubt es gouvernementale Regierungspraktiken aus der Perspektive eines Nicht/Wissens zu beleuchten. Ziel des Forschungsvorhabens ist es einen Beitrag zu leisten zu einer Geschichte der Durchwaltung einer Bevölkerung unter dem Vorzeichen der Gefahr.

Abbildung:C.P.T. Schwencken: Aktenmäßige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabunden-Gesindel, sowie von einzelnen professionirten Dieben, in den Ländern zwischen dem Rhein und der Elbe, nebst genauer Beschreibung ihrer Person. Cassel 1822, S. 645.

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Socialist Medicine: An Alternative Global Health History, Dora Vargha

The project pioneers a new history of global health that, for the first time, incorporates the socialist world - a constellation of countries in a fluctuating political, economic and military nexus distinct from the capitalist West. It identifies the particular health cultures produced by socialism (in all its variety) and explores the impact of socialist internationalism in co-producing global health in the 20th century. The proposed project pioneers a new history that will not only transform our knowledge of historical processes, but will further our understanding of ideas, practices and processes that current global health structures have been built on.

Dora Vargha Projektbild SOCMEDGlobal health histories are framed mainly through American, colonial and liberal perspectives, even as some contributions of the socialist world, e.g. in smallpox eradication, have been acknowledged. The omission of socialist contexts, however,
distorts our understanding of what global health is. Many parts of the socialist world, like China or Czechoslovakia, provided different approaches to international and global health, e.g. in rural health or epidemic management. Although there was not one socialist template, diverse framings of socialist medicine played major roles in shaping and contesting global practices.

A systematic analysis of socialist medicine and international health through global case studies integrates missing expert networks, political agendas, public health models and diplomatic agreements in global health history. This work, in turn, allows us to rethink concepts such as socialism, medical aid, solidarity, development, socialist medical research and health
provision.

Abbildung: Budapest, 16. July 1958. To Shung Man North Korean paediatrician with Mária Hubai Hungarian nurse and a young patient at the I. Pediatric Clinic in Budapest. MTI Photo: Mária Lónyai. Under extended license agreement. 

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Richten, Heilen, Strafen: psychiatrische Politik und forensische Kultur in Berlin, 1880-1914, Eric J. Engstrom

Eric Engström ProjektbildDas Projekt untersucht das vielfältige Gefüge forensisch-psychiatrischer Instanzen in der preußischen Hauptstadt vor dem Ersten Weltkrieg. Im Mittelpunkt der Analyse stehen drei Kulturräume, in denen mit psychisch-auffällig gewordenen Menschen umgegangen wurde: der Gerichtssaal, das Krankenhaus und das Gefängnis. Das Projekt nimmt die überlappenden Zuständigkeiten, Kompetenzen und handlungssteuernde Prioritäten in und an den Schwellen dieser forensischen Kulturräume in den Blick. Dabei werden juristische Bestimmungen, administrative Praktiken, Fach- und Laiendiskurse, sowie forensisch-psychiatrische Subjekte untersucht. Insbesondere werden die politischen Auseinandersetzungen an den Nahtstellen dieses städtischen Ensembles forensisch-psychiatrischer Instanzen untersucht. Die forensische Politik wird als eine konflikt- und akteurszentrierte Dynamik verstanden, bei der es um die Mobilisierung rhetorischer Mittel, die rituelle Inszenierung symbolischer Handlungen, das Evozieren von Emotionen und Empathien, sowie um die Organisation kollektiver Loyalitäten geht. Diese Strategien forensischer Politik gilt es im Bezug auf die immer wieder vom neuen sich aufdrängenden Probleme im Umgang mit psychisch erkrankten Straftätern in Berlin zu untersuchen. Der Einfluss der Berliner Öffentlichkeit und die Rolle von Fürsorgeeinrichtungen für entlassene Patienten und Gefangene werden analysiert. Das Projekt zielt auf eine feinere Kartierung der Grenzen zwischen den forensischen Kulturräumen und untersucht sie unter Berücksichtigung des urbanen Umfeldes.

Picture Credit: SK Bern: Paul Klee, Catalogue Raisonné, vol. 2. Bern 2000. Abb. 1454.

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Clio rechnet: Eine Wissenschafts- und Mediengeschichte der quantitativen Geschichte, Antonia von Schöning

2021_Shorter_Lochkarten.jpgDas Forschungsprojekt untersucht die quantitative, computergestützte Geschichtsschreibung in Frankreich, den USA und Westdeutschland von den 1950er bis 1980er Jahren. Einem wissenschaftsethnographischen Ansatz folgend, interessieren insbesondere die medientechnischen Bedingungen und konkreten Praktiken des quantitativen historiographischen Arbeitens und die Frage, wie die computergestützten Verfahren die Erkenntnisprozesse und die „Werkstatt“ der Historiker*innen geprägt haben: Wie entwickelte sich die Historische Fachinformatik? Inwiefern förderte der Einzug von Big Data in die Geschichtswissenschaft die Entwicklung neuer Forschungsfragen und veränderte Methoden wie die Quellenkritik? Wie wurde die Entwicklung künstlicher Intelligenz und die vermeintliche Ersetzung des menschlichen Historiker*innensubjekts durch die Maschine diskutiert? Ein Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Rekonstruktion der historischen Debatte über die Einführung des Computers für die kritische Auseinandersetzung mit den Ansprüchen und Versprechen der Digital History fruchtbar zu machen.

Abb.: Edward Shorter, The Historian and the Computer. A Practical Guide, Englewood Cliffs: Prentice-Hall 1971, S. 32.

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Orchard Laboratory: Beekeeping, Plant Breeding, and the Enlightenment Discovery of Insect Pollination, Christoffer Basse Eriksen

Christoffer Eriksen_Projektbild.jpgThe picture of the buzzing bee carrying pollen from flower to flower is one of the strongest images of ecology and the invisible relation between living organisms and their environment. This project examines how a group of Enlightenment beekeepers, plant breeders and gardeners made the first observations of insect pollination within what I term ‘orchard laboratories’. In the orchard laboratory, where beehives stood side by side with fruit trees, eighteenth-century observers mixed interventionist experimentation with meticulous recording to make observations of the relations of nature at work. Whereas the Enlightenment is often portrayed as the age of classification separating nature into discrete kingdoms, this project tells a new history about the importance of invisible relations and the emergence of ecological thought.

Abbildung: Christian Konrad Sprengel, Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen (Berlin: Friedrich Vieweg, 1795), Tab. III. Held by Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

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Unifying science during the rise of fascism, Austen Van Burns

The dissertation shows how members of the Unity of Science movement conveyed knowledge across political and professional borders during the rise of fascism. The movement was one of several pan-European projects created by Otto Neurath, an economist and social philosopher who co-founded the Vienna Circle. When Neurath fled Vienna in 1934, he was forced to leave behind the already-fracturing Circle, but he soon committed himself to unifying science with equal, if not greater, enthusiasm than he showed for his previous philosophical work. The movement was intended to help “orchestrate” the natural and human sciences, thus stabilizing the foundations of knowledge. Many of the physicists, mathematicians, logicians, and linguistic philosophers who joined the movement had Jewish ancestry, including Neurath; displacement and violence took the jobs of some and the lives of others. Yet despite their deteriorating material circumstances, the Unifiers stayed as unified as they could. They held annual conferences, visited each other across battle lines, mailed each other manuscripts, and wrote hundreds of letters. Their connections sustained networks of emotional and material support, which in turn shaped their academic pursuits. Against a world of senselessness, they advocated a science of clear thinking which they believed could help defeat fascism and return Europe to political equilibrium. What they could not have known is that by the end of 1945, few of them would remain to evaluate if they had succeeded.

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Visuelle Bürokratien – Eine Wissensgeschichte des Kunsthandels um 1900 (Arbeitstitel), Julia Bärnighausen

Julia Bärnighausen Julia Bärnighausen Projektbild.jpg

Das Dissertationsprojekt untersucht die Fotografien der Galleria Sangiorgi in Rom in der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut mit einem Schwerpunkt auf der Sektion "Kunstgewerbe". Aufgrund ihrer bemerkenswert komplexen Materialität und visuellen Aussagekraft eröffnen diese Fotografien ein transtemporales Netzwerk verschiedener Akteure, zu denen auch sie selbst als historisch geformte und mobile "Foto-Objekte" zählen.

Die Galleria Sangiorgi wurde 1892 von dem italienischen Unternehmer Giuseppe Sangiorgi (1850–1928) im Palazzo Bor-ghese in Rom gegründet und avancierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem der weltweit größten und erfolg-reichsten Verkaufs- und Auktionshäuser. Heute ist sie unter Historikern und Kunsthistorikern jedoch nahezu in Vergessenheit geraten. Wie viele seiner Zeitgenossen führte auch Sangiorgi eine Werkstatt, in der die Antiquitäten aus seiner Sammlung zum Weiterverkauf reproduziert wurden. Als Ansichtsexemplare, Kommunikationsmittel und "Vorbilder" zirkulierten die Fotografien zwischen Sammlern, Kunsthändlern, Künstlern und Fotografen innerhalb und außerhalb der Galerie und ihren Vertretungen in New York, Paris und London. Auf teilweise noch unbekannten Wegen gelangten sie mit der Zeit in verschiedene Archive. So besitzen auch die Fondazione Zeri in Bologna und das Archivio Centrale dello Stato in Rom zahlreiche Fotografien und Zeichnungen der Galleria Sangiorgi, die im Rahmen des Projektes ebenfalls untersucht werden sollen. Das Florentiner Foto-Archiv bildet eine weitere von vielen (Wissens-) Schichten in der Sedimentation dieser Dokumente, die hier im Kontext einer kunsthistorischen Abbildungssammlung neue Bedeutungszuschreibungen erfahren haben. 

Die Arbeit wird unter anderem die Familien- und Unternehmensgeschichte rekonstruieren sowie Praktiken des Kunsthandels um 1900 in den Blick nehmen. Dazu werden Archive in Italien, Frankreich, den USA, England und Deutschland konsultiert sowie eine Reihe von Interviews geführt. Vor allem aber soll anhand dieser Fallstudie gezeigt werden, wie viel epistemologisches Potenzial Fotografien besitzen, wenn sie nicht nur als Bilder verstanden, sondern auch als materielle und "dreidimensionale" Objekte mit einer eigenen Biografie ernst genommen werden.

Abbildung: Spiegel (1. H. 18. Jh.), Albuminpapier montiert, nicht identifizierter Fotograf (Galleria Sangiorgi, Rom), um 1900, 26 x 13,7 cm (Karton), Inv. Nr. 615786, Abt. „Kunstgewerbe“ der Photothek, Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut.

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Schauraum Hygieneausstellung – Dresden 1911 in wissensgeschichtlicher Perspektive, Christine Brecht

Christine Brecht ProjektbildObwohl ihre Anfänge in den 1870er Jahren liegen, wurden Hygieneausstellun-gen bislang vor allem im Kontext wohlfahrtsstaatlicher Gesundheitsaufklärung des frühen 20. Jahrhunderts verortet. Dass es sich bei diesen Präsentationen von Instrumenten und Objekten moderner Naturwissen-schaft, Medizin und Technik nicht nur um Publikumsschauen, sondern auch um Fachausstellungen handelte, kam dabei kaum in den Blick. Am Beispiel der internationalen Hygieneausstellung, die 1911 in Dresden stattfand, unternimmt das Promotionsvorhaben den Versuch, historische Bedingtheiten und Bedeutungen beider Ausstellungsprinzipien auszuloten. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den Akteuren und Praktiken des Ausstellens: Wie war das Zeigen und Sehen in den verschiedenen Abteilungen, aus denen sich die Welthygieneschau von 1911 zusammensetzte, organisiert? Welche alten und neuen, kommerziellen oder musealen Präsentationsformen kamen zum Tragen? Aus welchen disziplinären, institutionellen, nationalen und kolonialen Zusammenhängen stammten die ausgestellten Wissenschafts-objekte? In welcher Weise waren Wissenschaftler, etwa Bakteriologen, Nahrungsmittelche-miker oder Gewerbehygieniker, beteiligt, sei es als Aussteller, Kuratoren, Berichterstatter oder Besucher? Neben schriftlichen Überlieferungen werden Fotografien, Pläne, Skizzen und andere Bildmaterialien herangezogen, um Dresden 1911 neu zu vermessen und in die Geschichte expositorischer Wissenspräsentation einzuschreiben.

Abbildung: Laborinszenierung in Halle 56 „Nahrungs- und Genussmittel“ der Internationalen Hygieneausstellung Dresden 1911. Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Sammlung, DHMD 2001/196.60. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden.

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Botanics in the Making (1500–1700): Communication and Construction of the Botanical Science in Early Modern Europe, Julia Heideklang

Julia Heideklang Projektbild

Das Dissertationsthema verbindet die Erforschung kleiner Formen mit der Betrachtung botanischer Wissenschafts-texte der Frühen Neuzeit (1500–1700). Zwischen diesen literarischen Produkten und der Selbstpositionierung des jeweiligen Autors innerhalb der literarischen Tradition aber auch der zeitgenössischen Wissenschaftsgemeinschaft besteht eine starke Wechselwirkung. Die Wissenschafts-texte, hier mit dem Fokus auf ihren verschiedenen Para-texten, sind in ihren Inhalten und ihrer Form stark durch den zeitgenössischen Diskurs bedingt. Zugleich aber gestalten sie ihrerseits den Diskurs mit. Es ist davon auszugehen, dass dabei den Paratexten eine heraus-ragende Bedeutung zukommt, nämlich, dass sie als epi-stemologische Katalysatoren den Emanzipationsprozess der botanischen Wissenschaft in der frühen Neuzeit beeinflusst und gesteuert haben. Für das Forschungs-projekt sollen exemplarisch ausgewählte botanische Wer-ke, insbesondere die Historiae und Kreutterbücher, hinsichtlich ihrer Paratexte untersucht und im historischen Kontext verortet werden. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den Titelseiten, Vorreden bzw. Widmungsreden und Widmungsgedichten in ihrem jeweiligen Werkkontext und unter Einbeziehung von nachfolgenden Auflagen und Übersetzungen. Ziel ist es aufzuzeigen, durch welche Kommunikationsstrategien und gestalterischen Elemente der jeweilige Autor Einfluss auf die Rezeption seiner botanischen Schrift durch den intendierten Leser nimmt. Darüber hinaus wird danach gefragt, wie dadurch das Selbstverständnis botanischer Wissenschaft konstruiert und einer Leserschaft innerhalb und außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich gemacht wird.

Abbildung: Titelseite aus Andrea Cesalpino, De plantis libri XVI, Florentiae: Apud Georgium Marescottum 1583. (Digitalisat der Zentralbibliothek Zürich: NB 721; http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-37940).

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Werbung für den Westen. Die Ausstellungen der US Exhibition Section in Deutschland, 1945-1960, Jonas Kühne

Das Promotionsvorhaben untersucht das amerikanische Ausstellungsprogramm in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum stehen die Ausstellungen der US Exhibition Section zwischen 1945 und 1960, die trotz ihrer Verschiedenartigkeit einem gemeinsamen Zweck dienten. Sie sollten das deutschen Publikums im Sinne einer Orientierung hin zu einer Konsumgesellschaft aktivieren und machten gleichzeitig vor dem Hintergrund des frühen Kalten Krieges Werbung für eine Einbindung der Bundesrepublik in die westliche, transatlantische Wertegemeinschaft.

Jonas Kühne ProjektbildDie Studie verfolgt drei Schwerpunk-te. Erstens gerät mit der US Exhibition Section eine transnationale Organisation in den Blick, die zunächst weder einen musealen Sammlungs- und Präsentationsauftrag hatte, noch in der darstellenden oder bildenden Kunst verortet werden kann. Dieser Teil untersucht die in ihr wirkenden transatlantischen Akteurs-netzwerke sowie die Produktions-bedingungen, unter denen die Aus-stellungen geplant und hergestellt wurden.

Daran anschließend werden zweitens sechs exemplarische Ausstellungsensembles auf gestalterischer, inhalt-licher und rezeptiver Ebene untersucht: das Wanderausstellungsprogramm in den Amerika-häusern (1947-49), die Marshallplan-Ausstellungen (1950-52), die Ausstellungen „ATOM“ (1954), „Kleider machen Leute“ (1955) und „Unbegrenzter Raum“ (1956) in Berlin sowie der Messestand zur US-Landwirtschaft auf der IKOFA in München (1958).

Die expositorischen Analysen sollen drittens folgende Fragen beantworten: Wie wurden die Ausstellungen von den politischen Rahmenbedingungen des Kalten Krieges geprägt und vor dieser Folie von der west- und ostdeutschen Öffentlichkeit wahrgenommen? Welche aus-stellungshistorischen Einflüsse von vor 1945 spiegeln sich in den zu untersuchenden Expo-sitionen wider? Wie wurden diese adaptiert und weiterentwickelt? Wie prägten die Aus-stellungen die weitere Entwicklung von expositorischen Arbeiten in der Bundesrepublik?

Abbildung: Mitarbeiter*innen der US Exhibition Section mit Modellen zu einer Ausstellung über Landwirtschaft, ca. 1947/48, Nürnberg. Nachlass Claus-Peter Groß, Fotografische Sammlung Kunstbibliothek, SMB.

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Insekten als globale Ware: Taiwan als Sammelort im frühen 20. Jahrhundert, Kerstin Pannhorst

Das Dissertationsprojekt nimmt Praktiken des Sammeln, Weiterverarbeitens und Verkaufens von Insekten in Taiwan im frühen 20. Jahrhundert in den Fokus, insbesondere die Verschränkungen zwischen entomologischer Forschung und Kunstgewerbe. In den als „Feld“ konzipierten Bergen Zentraltaiwans konkurrierten unterschiedliche Akteure um die Ressource Insekten: Sie sammelten für taxonomische und biogeographische Beschreibungen, für Forschung zu ökonomisch relevanten Insektenarten, oder aber für den Kunstgewerbemarkt. Die Arbeit untersucht, inwiefern sich wissenschaftliche und (kunst)handwerkliche Praktiken gegenseitig stabilisierten und zu einer Massenproduktion von Insektenobjekten und Insektenwissen führten.

Kerstin Pannhorst ProjektbildIm frühen 20. Jahrhundert strebte Hans Sauter, ein deutscher Entomologe und Sammelunternehmer in Taiwan, gemeinsam mit dem ersten Direktor des Deutschen Entomologischen Museums in Dahlem eine „Massenfabrikation“ von Insektenwissen an. Zehntausende sorgsam verpackte Insekten wurden auf globalen Handelsrouten von der japanischen Kolonie Taiwan nach Europa verschifft mit dem Ziel der sukzessiven Publikation einer „vollständigen Fauna Formosas“. Im selben Zeitraum sandte Yasushi Nawa, ein japanischer Entomologe und Unternehmer, dutzende Insektensammler auf die Insel. Die Tiere dienten zum einen der Forschung zu landwirtschaftlichen Schädlingen und Nutztieren, zum anderen der Herstellung kunstgewerblicher Gegenstände, wie Papierfächer oder Postkarten, die mithilfe echter Schmetterlingsflügel verziert wurden. Diese verkaufte Nawa über Anzeigen in entomologischen Publikationen oder in Warenhäusern in Japan, Nordamerika und Europa. Floh, Käfer oder Schmetterling dienten als Rohstoff, der geborgen, gehandelt und zu Artefakten weiterverarbeitet wurde – zum „authentischen“ Stellvertreter der Natur zum Zwecke der Forschung oder zur ästhetischen Ware. Das Projekt folgt den Insekten aus dem Feld ins Naturkundemuseum oder aber ins Warenhaus und blickt auf die Verschränkung der jeweiligen hochspezialisierten Praktiken und auf die Ökonomien hinter der globalen Zirkulation dieser fragilen Materialien.

Abbildung: Verpackungsmaterial für Lepidoptera, von Hans Sauter Anfang des 20. Jahrhunderts aus Taiwan gesandt. Museum für Naturkunde Berlin, Sammlung Lepidoptera und Trichoptera. Foto: Kerstin Pannhorst.

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Sammelnd Geschichte schreiben.
Die Autographensammlung Darmstaedter und ihre Bedeutung als historiographische Materialsammlung, Julia Steinmetz

Das Dissertationsprojekt nimmt mit der Ludwig Darmstaedter‘schen Autographen-sammlung der Wissenschaft und Technik eine der umfangreichsten wissenschafts-historischen Materialsammlungen in den Blick. Als breit angelegtes Sammelprojekt um 1900 entstanden, speichert sie den innovativen Vorstoß, anhand der kleinen Form des Autographen die Erforschung der Wissenschafts- und Technikgeschichte voranzutreiben. Wie diese Arbeit zeigen möchte, übten Sammelpraxis und Medieninnovation, zeitgenössi-sche Diskurse um Bedeutung und Materialität historischer Dokumente nicht nur prägenden Einfluss auf diese Sammlung aus, sondern bestimmten ebenso den aus der Autographen-sammlung resultierenden Geschichtsentwurf. Das historiographische Konzept gründet somit auf einer Interdependenz von Medien und Geschichte, die anhand des reichhaltigen Sammlungsbestandes exemplarisch untersucht wird. Das Projekt leistet so einen Beitrag zur Geschichte der Wissenschafts- und Technikgeschichte, indem es die Materialien fo-kussiert, die deren Entstehung um 1900 ermöglichten.

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Friedenssicherung durch Pädagogik? Geschichte, Wissensproduktion und Akteur:innen der Friedenserziehung in der BRD, ca. 1950–1990, Carla Seemann

Abbildung I.JPG       Abbildung II - Tagunsankündigung 1968.png

 

Als im April 1968 die Münchener Studiengesellschaft für Friedensforschung zu ihrer ersten Arbeitstagung unter dem Titel „Der Friede im Blickpunkt der Pädagogik“ im Heim der Volkshochschule am Starnberger See einlud, befand sich das Thema der Friedenserziehung[1] in der Bundesrepublik im Aufschwung: Gustav Heinemann hob in seiner Antrittsrede als neu gewählter Bundespräsident 1969 angesichts des Kalten Krieges hervor, dass es „[h]inter dem Frieden […] keine Existenz mehr“[2] gebe und rief offiziell die Friedensforschung ins Leben; unter der sozialliberalen Koalition fand unter den Vorzeichen eines Zukunfts- und Planungsoptimismus‘ in den 1960er Jahren ein regelrechter Bildungsboom statt. In diesem politischen Klima bildete sich ein interdisziplinäres und disparates Forschungsfeld heraus, das – wie es im Tagungsprogramm der 1958 gegründeten Studiengesellschaft heißt – „Friede als wissenschaftliche und pädagogische Aufgabe“ erschloss. Vertreter:innen dieser neuen Forschungsrichtung versuchten unter Einbeziehung sozialwissenschaftlicher und psychologischer Wissensbestände eine Disziplin „Friedenspädagogik“ zu begründen und knüpften an ihre Erziehungsentwürfe die Hoffnung, inmitten des Kalten Krieges aktiv an der Gestaltung einer friedlichen Welt mitwirken zu können. Sie begriffen so Erziehung auch als Ort der Gesellschaftsverbesserung, an dem jede:r Einzelne einen Beitrag zum politischen Problem des Ost-West-Konflikts leisten konnte. Friedenspolitik rückte so in den Nahbereich der Bildungsarbeit und wurde transformiert in eine Arbeit am zu erziehenden Subjekt.

Wie und unter welchen historischen und politischen Rahmenbedingungen die Herstellung von „Frieden“ in der Bundesrepublik Ende der 1960er Jahre zu einem wissenschaftlichen und pädagogischen Problem wurde, welche (sich verändernden) Erwartungen einzelne Akteur:innen dabei an ,Erziehung‘ und ‚Wissenschaft‘ knüpften und inwiefern umgekehrt „Friedenserziehung“ zum Aushandlungsfeld gesellschaftspolitischer Fragen wurde, untersuche ich in meinem Promotionsprojekt in drei Fallstudien. Dabei nehme ich an, dass es in pädagogischen Konzeptionen von „Friedenserziehung“ immer auch um anthropologische Fragen, die Verhandlung und Formung zukünftiger Gesellschaft und damit um gesellschaftliche und politische Utopien geht, die den Friedensbegriff je unterschiedlich deuten.

An der Schnittstelle von historischer Bildungsforschung, Wissenschafts- und Zeitgeschichte angesiedelt, fragt das Projekt nach den sozialen und epistemologischen Kontexten friedenspädagogischer Theorien und friedenserzieherischer Praktiken in der BRD zwischen 1950 und 1990. Diese wissenschaftshistorische Perspektive wird ergänzt durch eine Betrachtung einzelner Erziehungsprojekte in ihrem konkreten Anwendungskontext: Wo konnten Pädagog:innen mit ihren friedenserzieherischen Programmen Gestaltungsspielräume wahrnehmen und welche Reaktionen und Kontroversen rief dies hervor? Inwiefern verstanden sie ihr erzieherisches Handeln als ein politisches und wann gerieten sie durch ihre Auffassungen von ,Frieden‘ mit staatlichen Stellen in Konflikt? Indem der Blick der Untersuchung so auch auf Fragen der (staatlichen) finanziellen Förderung, Institutionalisierung und öffentlichen Rezeption friedenserzieherischer Projekte gelenkt wird, möchte ich methodisch einen Beitrag zu der Frage leisten, wie eine Geschichte der Erziehung nicht nur als Ideengeschichte erzählt, sondern als Gesellschaftsgeschichte fruchtbar gemacht werden kann.

[1] Auf die Schwierigkeiten einer Begriffsdefinition und Eingrenzung der „Friedenserziehung“ als Untersuchungsgegenstand wurde in der Forschung verschiedentlich hingewiesen. Ich beschränke mich auf pädagogische Projekte, die von ihren Akteur:innen selbst als Friedenserziehung bezeichnet wurden. Was verschiedene Akteur:innen zu verschiedenen Zeitpunkten unter Friedenserziehung und Frieden verstanden, soll eine Analysekategorie meines Projekts sein.

[2] HeinemannDem Frieden dienen (1. Juli 1969), S. 1.

 

Abbildung I

„Das, was Politiker Friedenserziehung nennen; ist häufig nichts anderes als ein vorgezogener Teil der Grundausbildung bei der Bundeswehr“. In den 1980er Jahren wurde Friedenserziehung auch Thema des politischen Aktivismus und sprach so neue jugendliche Trägergruppen wie die JUSOs an. Über die Herausgabe von Bildungsmaterialien verbreiteten sie ihre Version einer antimilitaristischen Friedenserziehung, die eine Friedenspolitik der Abschreckung kritisierte.

Quelle: Cover der Broschüre „Friedenserziehung“ (1983), hg. vom Bundessekretariat der Jungsozialisten in Bonn unter der Redaktion von K.H. Schonauer. LHKo, Best. 714, Nr. 4478. Verwendung mit freundlicher Genehmigung des JUSO-Bundesbüros.

 

Abbildung II

Fast 60 Pädagog:innen aus ganz Deutschland begrüßte die Studiengesellschaft für Friedensforschung auf ihrer ersten Arbeitstagung am Starnberger See 1968, um gemeinsam auszuloten, was „der praktische Pädagoge, der Erzieher und der Schullehrer dazu tun [kann], daß Friede in dieser Welt wird“.

Quelle: Tagungsankündigung der Studiengesellschaft Friedensforschung e.V. München "Der Friede im Blickpunkt der Pädagogik" (16.-20. April 1968). IfZArch, ED 702/68. Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Institut für Zeitgeschichte München.

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Ignorance in the Age of Text: Forbidden Knowledge among Common Readers in 18th and 19th Century Britain, Jakob Kaaby Hellstenius

Hellstenius_NLW_NLW_gcf08102-001.jpegHellstenius’ project is an attempt at untangling the interplay of the unknowledge and reading practices of British common readers in the 18th and 19th century. While common readers were berated by elites for reading “uninstructive” texts that did nothing to change their readers’ material and intellectual poverty — but instead deepened their ignorance — their reading was anything but a meaningless pastime.

The project explores how common readers’ understandings of medicine, economics, intimacy, human nature, and more, were shaped by the texts they read, and their practices of reading and how this, far from ignorance, was knowledge which could run contrary to that of elites, legitimised by different epistemologies and ontologies. By taking the antithetical knowledge of common readers seriously, the project attempts to consider “ignorance” as part of the history of knowledge. Methodologically, the project will rely on a range of approaches, from traditional archival work to methods from science and technology studies as well as the digital humanities.

Photo credit: Llyfrgell Genedlaethol Cymru / The National Library of Wales

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"It's all in the Head" - eine vergleichende historisch-epistemologische Geschichte der Neurowissenschaften im Jahrzehnt des Gehirns (1990-2000) Wessel de Cock

"It's all in the Head" unternimmt eine vergleichende Untersuchung der lokalen Verflechtungen von neurowissenschaftlicher Wissensproduktion über psychische Erkrankungen sowie politischen Reformprojekten zur psychischen Gesundheit der sogenannten "Dekade des Gehirns" der 1990er Jahre. Der Fokus der Arbeit liegt auf entsprechenden Projekten in den Vereinigten Staaten, den Niederlanden und Deutschland, der Hintergrund des globalen Kontextes, insbesondere in Japan und dem größeren europäischen Rahmen der Europäischen Kommission, soll aber ausdrücklich mit in den Blick genommen werden.

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Die Ausrufung des "Jahrzehnts des Gehirns" durch den US-Kongress im Juli 1990 rückte die neurowissenschaftliche Forschung stärker in die öffentliche Aufmerksamkeit, gleichzeitig wurden weltweit mehr Fördermittel bereitgestellt. Obwohl Wissenschaftshistoriker und -wissenschaftler fast einhellig darin übereinstimmen, dass in den 1990er Jahren eine beispiellose globale "Neuro-Wende" stattgefunden hat, wurden die lokalen historischen Unterschiede, die diese nationalen Projekten kennzeichnen, bisher weitgehend ignoriert.

In dieser Hinsicht ist das "Jahrzehnt des Gehirns" also weitgehend eine Blackbox. Eben hier setzt Wessel de Cocks vergleichende Untersuchung der nationalen Entwicklungen innerhalb des globalen Trends zu neurowissenschaftlichen Erklärungen psychischer Erkrankungen in den 1990er Jahren an. Das Projekt verbindet damit die historische Forschung zu drei wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen, die in den 1990er Jahren kumulierten, bislang aber meist isoliert untersucht wurden: der Aufstieg der evidenzbasierten Medizin (EBM), marktorientierte Gesundheitsreformprojekte und wissenschaftliche Großprojekte in den Lebens- und Humanwissenschaften, wie das Humangenomprojekt, die Global Burden of Disease Study (GBD) und das Jahrzehnt des Gehirns.

Das Projekt untersucht, wie die Produktion neurowissenschaftlicher Erkenntnisse über psychische Erkrankungen durch die Verflechtung mit bestimmten politischen Reformprojekten in unterschiedlichen historischen Kontexten geprägt wurde, und will so dazu beitragen, die Beziehung zwischen wissenschaftlicher Forschung zur psychischen Gesundheit und der heutigen Politik neu zu überdenken.

Abbildung: Hans de Bakker, Haagsche Courant, 10.04.1995.

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Der Ausstellungskatalog Künstlerinnen international 1877–1977 als Archiv und Katalysator transnationaler Feminismen. Eine globale Objektgeschichte, Marie van Bömmel

 

Abbildung van Bömmel.jpgDas Dissertationsprojekt setzt sich mit feministischen Erinnerungskulturen und Überlieferungsstrategien im Kontext der siebziger Jahre auseinander. Die Berliner Ausstellung Künstlerinnen international 1877–1977 als Ausgangspunkt wählend, untersucht es den Katalog dieser kontrovers diskutierten Schau als Katalysator und Archiv transnationaler Feminismen. Das Projekt unternimmt eine Rekonstruktion des Netzwerks der an der Katalogproduktion beteiligten Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen. Es prüft die Formfindung ihrer kommunikativen Anliegen und misst diese an den Rezeptionsprozessen in der Frauenbewegung, der bürgerlichen Öffentlichkeit, in Populärkultur und Wissenschaft.

Das Potenzial des Katalogs als materiellen Traditionsstifter auslotend, möchte das Projekt Prozesse der Genese, desTransfers und des Verlusts feministischen Wissens nachzeichnen und verschiedene Zeitschichten produktiv miteinander konfrontieren. Dieses Anliegen wird auch im Gespräch mit Zeitzeug:innen verfolgt. Das Projekt knüpft damit an die historiografische Programmatik des beforschten Gegenstands an und möchte sie im selbstreflexiven Erproben wissensvermittelnder Strukturen kritisch fortentwickeln.

Abbildung: Cover des Katalogs zur Ausstellung Künstlerinnen international 1877–1977
© Arbeitsgruppe Frauen in der Kunst / nGbK – neue Gesellschaft für bildende Kunst

 

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