Humboldt-Universität zu Berlin - Digital History

Die Performanz der Wappen

cour_amoureuse.jpegZiel des Projektes ist es, in einem kulturgeschichtlichen Zugriff zu einer Neubewertung der heraldischen Quellen des Mittelalters zu gelangen und diese in einer innovativen Weise für die mediävistische Forschung nutzbar zu machen.

In genuin geschichtswissenschaftlicher Perspektive betrachtet, soll die Entwicklung der Wappen von einem simplen Erkennungszeichen zu einem komplexen Bedeutungsträger und zentralen Bestandteil der spätmittelalterlichen Kultur nachverfolgt werden, wobei der Fokus insbesondere auf den vielfältigen sozial- und kulturgeschichtlichen Implikationen dieser Entwicklung liegt.


Das  Projekt soll dabei nicht nur neue Perspektiven auf den sich wandelnden Umgang der mittelalterlichen Gesellschaft mit Zeichen und Symbolen und die sich verändernde Bedeutung des Visuellen eröffnen, sondern die Geschichte der Wappen auch fächerübergreifend für bildwissenschaftliche und semiotische Diskussionen anschlußfähig machen.

 

 

Projektphase 1: Zur Entwicklung von Funktion und Bedeutung heraldischer Kommunikation in der mittelalterlichen Kultur (12.-15. Jahrhundert) (2013-2019) - abgeschlossen

Ziel der ersten Projektphase war es, die Entwicklung der mittelalterlichen Wappen in kulturhistorischer Perspektive neu zu bewerten und das Potential der heraldischen Quellen für die historische Forschung sichtbar und nutzbar zu machen. Konkret ging es um die Frage, wie sich die Wappen von den arbiträren Zeichen des 12. Jahrhunderts zu jenem komplexen Zeichensystem entwickeln konnten, das sie am Ende des Mittelalters waren. Dabei ging es vor allem um die Frage, was wann auf welche Weise mit Wappen kommuniziert werden konnte und wie genau diese als Medien funktionierten. 

 

Projektphase 2: Zur Ausdiffernzierung der heraldischen Kommunikation im hohen und späten Mittelalter (2019-2023)

In der zweiten Projektphase steht nur die konkrete formale und materielle Differenzierung der heraldischen Kommunikation in Hoch- und Spätmittelalter zu Untersuchung. Den damit einhergehenden Herausforderungen, d.h. der hohen Komplexität der Wappen und ihrer umfangreichen und heterogenen Überlieferung, soll dabei mit der Anwendung digitaler Verfahren begegnet werden, die es ermöglichen, große und komplexe Datenbestände in methodisch nachvollziehbarer Weise zu strukturieren und zu analysieren. Grundlegend hierfür sind die Techniken des Semantic Web, die im Rahmen des Projektes auf die Anforderungen des Projektes angewandt werden. Damit werden die Ergebnisse der ersten Förderphase operationalisiert und nachhaltig nutzbar gemacht werden. 

 

 

Gefördert von der VolkswagenStiftung

 

 

Aktuelle Teilprojekte

Philipp Schneider: Coat of Arms in Context. The Aggregation and Analysis of Heraldic Data on Wall and Ceiling Paintings in French and German Speaking Areas (1300-1600) with Semantic Web Technologies

 

 

Begleitender akademischer Blog "Heraldica Nova"

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Der Blog Heraldica soll das Potenzial der heraldischen Quellen durch moderne Ansätze der Geschichtswissenschaften aufzeigen und für die Forschung nutzbar  werden. Er dient Forschenden der Sozial- und Kulturgeschichte als Plattform, um Ideen und Beobachtungen auszutauschen und Zugang zu wichtigen Quellen und Hilfsmitteln zu erhalten. Außerdem dient der Blog dazu, neue Initiativen zu fördern, laufende Projekte vorzustellen und vor allem zu lesen und zu diskutieren. Gleichzeitig soll es ein Forum für den Gedankenaustausch zwischen Historikern und Heraldikern bieten, sodass man von den Erfahrungen der anderen profitieren kann.

Link: Akademischer Blog: Heraldica Nova

 

Abgeschlossene Teilprojekte

 

Funktion und Struktur mittelalterlicher Wappenbücher (abgeschlossen)

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Wappenbücher, die für die heraldische Kommunikation im späten Mittelalter eine zentrale Rolle  einnehmen, wurden in der bisherigen (heraldisch geprägten) Forschung zwar ausgiebig als Repertorien historischer Wappen genutzt, als Quelle eigenen Ranges fanden sie bisher jedoch nur ein geringes Interesse.

Ein Umstand, der angesichts der Breite der Überlieferung und des erheblichen Aussagewertes dieser Quellen erstaunlich ist. So können Wappenbücher über zeitgenössische Ordnungsmuster und (imaginäre) Ordnungsvorstellungen ebenso Auskunft geben wie über sicher verändernde politische Einstellungen und fürstliche oder familiäre Repräsentationsformen, über die Kenntnis und Wahrnehmung des Fremden, die Rolle der Literatur in der Alltagskultur, den Umgang mit Wissen (Erwerb, Organisation, Aktualisierung, Weitergabe, Reichweite) und dessen Vermittlung (Kompilationstechniken) und vieles mehr.

 

Zentrale Publikationen

  • Elmar Hofman, Armorials in medieval manuscripts: Collections of coats of arms as means of communication and historical sources in France and the Holy Roman Empire (13th–early 16th centuries) (Heraldic Studies), Ostfildern 2022.

 

In the service of the Crown: The use of heraldry in royal political communication in Late Medieval Portugal (abgeschlossen)

 

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Ziel dieses Projekts ist es, durch die Analyse des Einsatzes heraldischer Kommunikation den Aufbau des königlichen Herrschaftsbildes im Spätmittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit zu verstehen. Am Beispiel des Königreichs Portugal wird das Projekt die wichtigsten visuellen Instrumente der Verbreitung der königlichen Botschaft durch die Heraldik in der Vielzahl ihrer plastischen und gemalten Ausdrucksformen im Rahmen der architektonischen Monumente und ihre Beziehungen zu den politischen Doktrinen untersuchen, die zu dieser Zeit in Umlauf waren, insbesondere im persönlichen Umfeld der portugiesischen Könige.

Zentrale Publikationen

  • Torsten Hiltmann, Miguel Metelo de Seixas (Hgg.), Heraldry in Medieval and Early Modern State-Rooms (Heraldic Studies 3), Ostfildern 2020.

 

  • Ausgewählte Publikationen aus dem Projekt

Monographien

  • Elmar Hofman, Armorials in medieval manuscripts: Collections of coats of arms as means of communication and historical sources in France and the Holy Roman Empire (13th–early 16th centuries) (Heraldic Studies), Ostfildern 2022.
Herausgegebene Bände
  • Hiltmann, Torsten; Seixas, Miguel Metelo De (eds.): Heraldry in Medieval and Early Modern State Rooms, Ostfildern 2020 (Heraldic Studies, 3).
  • Hiltmann, Torsten; Hablot, Laurent (eds.): Heraldic Artists and Painters in the Middle Ages, Ostfildern 2017 (Heraldic Studies, 1).

 

Aufsätze/wissenschaftliche Beiträge
  • Hiltmann, Torsten, Miguel Metelo de Seixas: The 'Sala dos Brasões' of the Sintra Palace and Heraldry in Medieval and Early Modern State Rooms: Historiographical Issues, Open Questions, Methodological Reflections, in: Torsten Hiltmann, Miguel Metelo de Seixas (Hgg.), Heraldry in Medieval and Early Modern State-Rooms (Heraldic Studies 3), Ostfildern 2020, S. 11-25.
  • Meer, Marcus: City and Countryside, in: Torsten Hiltmann, Nigel Ramsay (Hrsg.): A companion to medieval heraldry (Brill Series: Medieval sources), Leiden [accepted].
  • Hofman, Elmar: Manuscripts and charters, in: Torsten Hiltmann, Nigel Ramsay (Hrsg.): A companion to medieval heraldry (Brill Series: Medieval sources), Leiden [accepted].
  • Meer, Marcus: Heraldic Display and Urban Space. The Visuality and Spatiality of Heraldic Conflict in Late Medieval Augsburg, in: Torsten Hiltmann, Laurent Hablot (Hrsg.): Heraldry in the Medieval City. The Case of Italy in the European Context (Heraldic Studies, 4), Ostfildern [accepted].
  • Hofman, Elmar: Armorials in the city. Two urban collections of coats of arms in Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 120 extrav., in: Hiltmann, Torsten; Hablot, Laurent (Hrsg.): Heraldry in the Medieval City. The Case of Italy in the European Context (Heraldic Studies, 4), Ostfildern [accepted].
  • Meer, Marcus: History on the Walls and Windows to the Past. Heraldic Commemoration of Historical Identity in Late Medieval English and German Town Halls, in: Torsten Hiltmann, Miguel Metelo de Seixas (Hrsg.): Heraldry in Medieval State-rooms (Heraldic Studies, 3), Ostfildern 2018 [accepted].
  • Hiltmann, Torsten: L’héraldique dans l’espace domestique. Perspectives historiques sur les armoiries et le décor héraldique dans l’espace profane (espace germanique, XIIIe-XVIe siècle), in: Le Moyen Age. Revue d’histoire et de philologie 123 (2017) [accepted].
  • Meer, Marcus: Heraldry, Historiography and Urban Identity in Late Medieval Augsburg. The “Cronographia Augustensium” and the Gossembrot Armorial, in: Lisa Demets et al. (Hrsg.), Towards New Thinking in Urban Historiography: Old Texts, New Approaches, Turnhout [forthcoming].
  • Hofman, Elmar: Armorials behind the Schichtbuch. A material and visual exploration, in: Christian Heitzmann, Thomas Scharff, Henning Steinführer (Hrsg.): 500 Jahre Schichtbuch. Aspekte und Perspektiven der Boteforschung (Braunschweiger Werkstücke 114), Braunschweig [forthcoming]
  • Hiltmann, Torsten: Arms and Art in the Middle Ages. Approaching the Social and Cultural Impact of Heraldry by its Artisans and Artists, in: Torsten Hiltmann, Laurent Hablot (Hrsg.), Heraldic Artists and Painters in the Middle Ages, Ostfildern 2017 [forthcoming].
  • Hiltmann, Torsten: Armoriaux peints et grattés dans les salles d’apparat : remarques sur l’espace germanique, XIIIe-XVIe siècles, in : Gil Bartholyens, Monique Bourin, Pierre-Olivier Dittmar (Hrsg.), Images de soi dans l’univers domestique (XIIIe-XVIe siècles), Paris 2017 [forthcoming].
  • Hiltmann, Torsten: Who authored the famous Armorial Équestre de la Toison d’Or?, in: Armas e Troféus 18 (2016), 69-85.
  • Hartmann, Julia: The Japanese Mon and the European Coats of Arms – a Comparative Study, in: Armas e Troféus 18 (2016), 87-113.
  • Hiltmann, Torsten: Legenden im Zweifel. Die Frage nach der Herkunft der Wappen und das Ende der mittelalterlichen Heraldik im 17. Jahrhundert, in: Thomas Kühtreiber , Gabriela Schichta (Hrsg.), Kontinuitäten, Umbrüche und Zäsuren. Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung, Wien 2016,  301-329.
  • Hiltmann, Torsten: The Emergence of the Word ‘Heraldry’ in the 17th century and the Roots of a Misconception, in: Coat of arms 3rd ser. 11 (2015), S. 107-116.