Humboldt-Universität zu Berlin - Südosteuropäische Geschichte

Priska Komaromi

Der Sex-Kauf im Konsumsozialismus: westliche Freier und transnationale Männlichkeiten im ungarischen Sextourismus, 1968-89.

 

Mein Forschungsvorhaben konzentriert sich auf die überwiegend westlichen Freier im Feld der Prostitution in Ungarn in der Zeit zwischen 1968 und 1989, die von einer aktiven Ausweitung des auf Westler ausgerichteten Tourismus geprägt war. Mein Projekt ist am Schnittpunkt der Geschichte von Prostitution, Tourismus und Männlichkeiten im Staatssozialismus verorte, diezentrale Forschungsfrage lautet: Wie wurden Männlichkeiten im transnationalen Kontext des Sextourismus im staatssozialistischen Ungarn verstanden und inszeniert? Genauer gesagt, wie haben männliche Freier ihre Maskulinität und ihre „Westlichkeit“ im Kontext des Erwerbs sexueller Leistungen von ungarischen Frauen inszeniert? Wie haben ungarische Männer, die an der polizeilichen Überwachung und Dokumentation der Prostitution beteiligt waren, ihrer eigenen Maskulinität in Bezug auf diese ‚ausländischen‘ Männer, die Sex von ‚ihren‘ Frauen kauften, Ausdruck verliehen? Wie reagierten die Frauen, die Sex verkauften, auf diese verschiedenen Inszenierungen von Männlichkeit? Mein Projekt positioniert sich in einer vielfach verwobenen Geschichte des Kalten Krieges; es soll zum Verständnis der oft durchlässigen Natur des ‚Eisernen Vorhangs‘ und der Bedeutung transnationaler Begegnungen bei der Formulierung von Männlichkeiten beitragen. Es werden gerichtliche Unterlagen von Prostitutionsprozessen in Budapest und der Balaton-region, zeitgenössische Interviews mit Frauen, die Sex verkauften, Briefe von Freiern, Polizeiberichte, Medienquellen und soziologische Studien verwendet.