Humboldt-Universität zu Berlin - Südosteuropäische Geschichte

Konrad Petrovszky

Orthodoxe Geschichtsschreibung im osmanischen Südosteuropa des 16. und 17. Jahrhunderts. Eine Untersuchung ihrer Bedingungen und Ausdrucksformen

 

Ziel des Promotionsvorhabens ist es, ein wenig bekanntes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit systematisch aufzuarbeiten und zu untersuchen. Unter breiter Berücksichtigung der sozialen und kommunikativen Rahmenbedingungen, die die Situation des christlich-orthodoxen Schrifttums im Osmanischen Reich kennzeichneten, werden sowohl die spezifischen Entstehungskontexte als auch die zeitlich und räumlich variierenden Formen von Geschichtsschreibung herausgearbeitet.

Die Arbeit baut auf der Beobachtung auf, dass für den in etwa zwei Jahrhunderte umfassenden Untersuchungszeitraum – vom Abschluss des osmanischen Eroberungsprozesses in Südosteuropa zu Beginn des 16. Jahrhunderts bis zur folgenreichen Erschütterung der osmanischen Hegemonie um die Wende zum 18. Jahrhundert – vom Bestehen einer osmanisch-orthodoxen Kommunikationsregion ausgegangen werden muss, die eine sprachenübergreifende Behandlung der Geschichtsschreibung erfordert. Indem das bislang auf unterschiedliche nationale und disziplinäre Forschungstraditionen parzellierte Thema der vornationalen Geschichtsschreibung in Südosteuropa bewusst in einer integrierenden Perspektive zusammengeführt, werden die bestehenden kultur- und geistesgeschichtlichen Verflechtungen des südosteuropäischen Raumes jener Epoche herausgestellt. Die Diskussion der Geschichtsschreibung unter sozialen, kommunikativen und intellektuellen Gesichtspunkten erlaubt es darüber hinaus, die erstaunliche Hermetik der orthodoxen Geschichtsschreibung und ihren insgesamt nur langsamen Wandel klarer nachzuvollziehen.

Mit der Verschränkung unterschiedlicher Perspektiven wird im Rahmen der Arbeit ein Ansatz erprobt, mit dem das Thema des Geschichtsverständnisses in Südosteuropa der pränationalen Epoche in einem neuen Licht erscheinen kann –  über das klischeebehaftete Bild der „kulturlosen, dunklen Türkenherrschaft“ hinaus, aber auch jenseits einer bloß diskursiven Dekonstruktion desselben.

 

Gefördert von der Gerda-Henkel-Stiftung, der Graduiertenförderung des Landes Berlin (Elsa-Naumann-Stipendium) sowie dem Schroubek Fonds Östliches Europa (Leopold-Kretzenbacher-Stipendium).

 

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