Humboldt-Universität zu Berlin - Geschichte Westeuropas und transatl. Beziehungen

M.A. Andreas Charis

Name
M.A. Andreas Charis
Status
Doktorand
E-Mail
charisan (at) hu-berlin.de
Kurzvita:

Seit 11/2022 Promotionsstudium am Lehrstuhl für Geschichte Westeuropas und der transatlantischen Beziehungen

2019 – 2022 Masterstudium der Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Basel; Schwerpunkt Zeitgeschichte (Note: 1,0)
Masterarbeit: „Die Antifa Gençlik als Fallstudie migrantischer ‚Selbstorganisation’ als Reaktion auf die Konjunktur des Rassismus in den 1980er und 1990er Jahren“

2018 – 2019 wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere und Osteuropäische Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

2015 – 2019 Bachelorstudium der Neueren und Neuesten Geschichte/Europäischen Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Trinity College Dublin (Note: 1,0)
Bachelorarbeit: „Politisches Engagement afrikanischer Studierender an der FU Berlin in den 1960er Jahren. Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Verflechtungen mit dem SDS“

 

Forschung:

Dissertationsprojekt: „Migrantischer Antirassismus in Deutschland und Österreich im Vergleich, ca. 1985 bis 2012“ (Arbeitstitel)

Angehörige der „zweiten“ und „dritten Generation“ von „Gastarbeiter*innen“ entwickelten seit den 1980er Jahren eine neue Haltung. Diese zeichnete sich dadurch aus, ethnische Zuschreibungen abzulehnen. Die Akteur*innen schlossen sich in zahlenmäßig kleinen, herkunftsübergreifenden Gruppen zusammen und fokussierten sich auf die politischen und sozialen Verhältnisse in Deutschland. Sie verband, aufgrund ihrer Herkunft alltäglich gemachte Diskriminierungserfahrungen als „Rassismus“ zu benennen. Indem sie Deutschland als Einwanderungsland und sich selbst als Teil dessen begriffen, waren sie ihrer Zeit voraus. Der Heterogenität der Gruppen folgend bildeten ihre Aktionsformen ein breites Spektrum ab, das von Demonstrationen, über Informationsveranstaltungen bis hin zu kreativen, popkulturellen Protestbekundungen wie Rapsongs, Dokumentarfilmen und Theateraufführungen reichte. Ziel war es, von Rassismus betroffene Jugendliche und/oder Angehörige der Mehrheitsgesellschaft gegen institutionellen und Alltagsrassismus zu mobilisieren.
Auch in Österreich gründeten Migrant*innen im Laufe der 1990er Jahre Gruppen mit emanzipatorischen Zielen. Dabei verfolgten sie das Engagement der Aktivist*innen in Deutschland, mit denen sie sich teilweise vernetzten. Die vielfältigen Protestformen und Wissensbestände migrantischer antirassistischer Gruppen blieben in Deutschland wie in Österreich jedoch zumeist unterhalb der Schwelle der gesellschaftlichen Wahrnehmung.
Um das auch von der Zeitgeschichte bisher unberücksichtigte antirassistische Engagement von Migrant*innen zu rekonstruieren, nehme ich in meinem Dissertationsprojekt Fallstudien von Gruppen aus den 1980er bis 2000er Jahren vergleichend in den Blick, wobei nach dem sozialen Profil der Akteur*innen, ihren Mobilisierungsstrategien, dem Verlauf des Engagements sowie der Rezeption durch die deutsche und österreichische Mehrheitsgesellschaft gefragt wird. Das Projekt schließt erstens zu neuerer Forschung der Rassismusgeschichte sowie zur Geschichte der Einwanderungsgesellschaft auf. Zweitens schließt es eine Leerstelle in der historischen Protestforschung, indem Migrant*innen als handelnde Subjekte und Protest zusammengedacht werden.

Das Promotionsprojekt wird gefördert durch das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin.