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Gulag’s Shadow Economy: Prisoner Society and Networking inside the Stalinist Labor Camps

 

Dissertationsprojekt von Alexander Trendafiloff

Betreuer: Prof. Dr. Jörg Baberowski

Dieses Dissertationsprojekt behandelt die Problematik des Schwarzhandels innerhalb der Häftlingsgesellschaft der stalinistischen Arbeitslager. Solche Geschäfte schufen eine Art „Schattenwirtschaft“ innerhalb der Lager, die sich stark auf ein informelles Netzwerk stützte, das sowohl die Lagerbewohner als auch die umliegende Bevölkerung umfasste. Ich werde nicht nur die verschiedenen Aspekte der Schattenwirtschaft in den sowjetischen Lagern und ihre entscheidende Bedeutung für die Umgehung der schlechten Lebensbedingungen in ihnen untersuchen, sondern auch tiefer in die Erforschung der Ursprünge des illegalen Handels in den Lagern eintauchen. Indem ich Vergleiche mit der Katorga in der späten Zarenzeit ziehe, werde ich die Kontinuitäten von einem Strafsystem zum anderen aufdecken, um zu zeigen, wie bestimmte informelle Praktiken und Interaktionen zwischen Gefangenen, Wachen und Einheimischen ein streng hierarchisches System innerhalb der Arbeitslager bildeten. Solche Strukturen, die außerhalb der Kontrolle der offiziellen lokalen Behörden lagen, ersetzten nicht nur die offizielle Macht innerhalb der Lager, sondern halfen auch die unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und anderen lebensnotwendigen Waren zu umgehen.

Was dieses Projekt bietet, ist ein neuer Forschungswinkel zur Erforschung der sowjetischen Lager, der viel stärker vergleichend ausgerichtet ist und die Kontinuitäten und Einflüsse aus der Zeit der spätzaristischen Herrschaft berücksichtigt. Zu diesem Zweck vergleiche ich ähnliche Entwicklungen innerhalb der Gefängnisgesellschaften der zaristischen Katorga und des sowjetischen Gulags, um zu beweisen, dass bestimmte institutionelle Mängel, die in beiden politischen Systemen vorhanden sind, immens dazu beigetragen haben, die Bedingungen in Gefängnissen und Lagern zu verschlechtern, Korruption zu verbreiten und Schattenwirtschaft zu entwickeln, um das schlechte Angebot zu umgehen. Ich behaupte, kurzgesagt, dass die Schattenwirtschaft im sowjetischen Gulag als eine informelle Antwort auf die institutionelle Ineffizienz entstanden ist.