Đorđe Tomić
Neue Grenzen – Alte Grenzen
Symbolische Abgrenzungsprozesse und Alteritätsdiskurse
in der Vojvodina der 1990er Jahre
Ausgehend vom Kontext des jugoslawischen Staatszerfalls, der von einem Umdefinieren staatlicher Grenzen begleitet war, sollen Abgrenzungsprozesse sowie die Schaffung von Alteritätsdiskursen in der Vojvodina der 1990er Jahre untersucht werden. So wie die Grenzverschiebungen in dieser Zeit zweierlei waren – als durch Kriegshandlungen tatsächlich bewegte Grenzen sowie als in ihrer (neuen) Bedeutung und Funktion „bewegliche“ Grenzen (etwa von einer Republikgrenze hin zu einer staatlichen Grenze) – gilt es im Rahmen des Forschungsprojektes zwei Aspekte zu beleuchten. Erstens soll die Schaffung und/oder Wiederaufnahme von Alteritätsdiskursen in der Vojvodina analysiert werden, die als politischer Gegenentwurf zum (groß)serbischen Nationalismus fungierten. Am Beispiel von zwei Städten (Sombor: in der Vojvodina und Zemun: administrativ außerhalb der Vojvodina, diskursiv jedoch „auf dieser Seite der Save und Donau“) soll zweitens untersucht werden, ob, wie und in welchem Ausmaß diese Alteritätsdiskurse den Alltag in der Vojvodina beeinflussten.
Von zentraler Bedeutung für das Forschungsprojekt sind Fragen nach der Veränderung sowohl politischer als auch symbolischer Grenzen, nach der Verknüpfung zwischen Zugehörigkeiten und Territorialität sowie nach dem Verhältnis zwischen bestimmten Diskursen und entsprechenden Raumvorstellungen auf der einen und dem Alltag an den (politischen) Grenzen auf der anderen Seite.
Das Promotionsvorhaben ist Teil des Forschungsprojektes Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.