Sarine Waltenspül
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- Name
- Dr. Sarine Waltenspül
- sarine.waltenspuel (at) hu-berlin.de
Vita
Sarine Waltenspül ist Medienwissenschaftlerin, Wissenschafts- und Technikhistorikerin. Sie arbeitet außerdem als Filmemacherin und Kuratorin. Ihre aktuellen Forschungsinteressen umfassen wissenschaftliche Filme, kulturelles Erbe unter den Bedingungen des Digitalen, Visualität und Wissen sowie praxisorientierte Forschungsansätze.
Sarine studierte Philosophie, Kunstgeschichte sowie Kulturanalyse/Kulturwissenschaft an den Universitäten Basel, Zürich und der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie promovierte in Medienwissenschaft und war in verschiedenen Forschungspositionen tätig – unter anderem an der Zürcher Hochschule der Künste, am MECS/Leuphana Universität Lüneburg, am Collegium Helveticum/ETH Zürich und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Darüber hinaus hatte sie ein Archivstipendium am Deutschen Museum in München, war HERMES-Stipendiatin (Humanities Education in Research, Data, and Methods) und Vertretungsprofessorin an der Universität Basel.
Sie hat verschiedene Forschungsprojekte mitgeleitet bzw. geleitet und ist derzeit Principal Investigator des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekts Visualpedia. ‘Atlas Encyclopaedia Cinematographica’ and the Visual Science and Technology Studies (2022–2026) an der Universität Luzern. Die im Rahmen dieses Projekts gemeinsam mit Moritz Greiner-Petter und Mario Schulze entwickelten Interfaces, die die Encyclopaedia Cinematographica zugänglich machen und zugleich kritisch befragen, wurden 2025 mit dem Neu-Whitrow-Preis der International Union for the History and Philosophy of Science and Technology ausgezeichnet. Sie kuratierte mit Mario die Ausstellung Fadenspiele/String Figures. Eine forschende Ausstellung im Museum Tinguely Basel (2024/25) und führte Co-Regie beim Essayfilm Unlearning Flow (2019), der für Preise beim Internationalen Kurzfilmfestival Winterthur und beim Kasseler Dokfest nominiert war.
2024 erschien ihr Buch Modelle im Film. Eine kleine Kinogeschichte bei diaphanes. Ihr zweites Buch Fließend. Geschichte, Ästhetik und Politik des wissenschaftlichen Films, das sie gemeinsam mit Mario Schulze verfasst hat, erscheint im Oktober 2025 bei Konstanz University Press.
Forschungsprojekt
Visualpedia. ‚Atlas Encyclopaedia Cinematographica‘ und die Visual Science and Technology Studies
Lange wurde der Traum geträumt, Film in den Stand wissenschaftlicher Publikationen zu heben, die als Forschungsergebnis eigenen Rechts anerkannt werden, über Bibliotheken zugänglich und in wissenschaftlichen Texten zitierfähig sind. Selten schien dieser Traum so greifbar wie heute: digital born-Videos werden online veröffentlicht, analoge Bestände digitalisiert und nicht-textuelle Medien mittels Permanentlinks zuverlässig zitierbar gemacht.
Am Beispiel der historischen Filmsammlung Encyclopaedia Cinematographica geht das Projekt Visualpedia der Geschichte von Filmen als Forschungsmittel und Publikationen von ihren analogen Anfängen bis in die digitale Gegenwart nach. Eines der beiden Teilprojekte umfasst die historisch-kritische Aufarbeitung der Geschichte der Filmenzyklopädie von den nationalsozialistischen Anfängen bis hin zur digitalen Zugänglichmachung im Internet. Im Fokus stehen Fragen nach der Provenienz der Filme, der Konzeption der Enzyklopädie, den disziplinären Spezifika innerhalb der Sammlung, sowie den Ethiken des Zeigens. Daran anschließend widmet sich das zweite, kollaborative und praktischer orientierte Teilprojekt der Frage, wie eine mitunter sensible Sammlung, die in Umfang und Inhalt Tremendum und Faszinosum zugleich ist, für Forschung und Öffentlichkeit umsichtig aktiviert werden kann. Es werden als Beitrag zu den Critical Digital Humanities verschiedene Interfaces durch Moritz Greiner-Petter entwickelt. 2024/2025 wurde die im Projekt erarbeitete Ausstellung Fadenspiele/String Figures. Eine forschende Ausstellung, kuratiert von Mario Schulze und Sarine Waltenspül, im Museum Tinguely Basel gezeigt, in der mitunter die ethnologische Sektion der Encyclopaedia Cinematographica im Fokus stand.
Projektteam: Moritz Greiner-Petter, Mario Schulze, Sarine Waltenspül
Ausstellung: https://www.tinguely.ch/de/ausstellungen/ausstellungen/2024/fadenspiele.html
Abb.: Dunia Lingner (früher Gertrud Beriger) bei der Fadenfigur d'Deifelshörnli (Teufelshörner): links in dem 1969 aufgenommenen Encyclopaedia Cinemaographica Film E 1736 Mitteleuropa, Basel-Land - Fadenspiele von Hans-Rudolf Haefelfinger (1975 veröffentlicht, bereitgestellt durch die TIB); rechts in einem Interview von 2024 (Piet Esch, Point de Vue). Mit freundlicher Genehmigung der Performerin.
Ausgewählte Publikationen
Monographien
- Mario Schulze, Sarine Waltenspül. 2025.Die Geschichte eines wissenschaftlichen Films. Konstanz University Press. (forthcoming)
- Sarine Waltenspül. 2023.Modelle im Film. Eine kleine Kinogeschichte.Zürich/Berlin: Diaphanes.
Buch-Kapitel und Artikel in Zeitschriften
- Sarine Waltenspül. 2025. „Who Owns the Images? Who Shows the Images? A Film of String Figures in a Web of Relationships.“ In: Mario Schulze, dies. (Hg.): String Figures. A Cultural Practice between Art, Anthropology, and Theory. Zürich: Diaphanes, 93–122.
- Mario Schulze und Sarine Waltenspül. 2025. „Introduction.“ In: dies. (Hg.): String Figures. A Cultural Practice between Art, Anthropology, and Theory. Zürich: Diaphanes, 7–45.
- Sarine Waltenspül. 2024. „Geschichtsvergessene Digitalisierung. Nationalsozialistische Provenienzen wissenschaftlich-technischer Filme aus der Sammlung des IWF.“ Technikgeschichte 91/2, 139–174.
- Sarine Waltenspül. 2021. „Reusable and Nonreusable Films: From Ballistic Films to the Encyclopaedia Cinematographica.“ Isis112/2, 342–351.
- Gabriele Gramelsberger, Alexander Friedrich, Sarine Waltenspül. 2021. „Wissenschaftslabore als artifizielle Zeitkonfigurationsräume. Zeitdehnung, Zeittransformation und Zeitkonservierung.“ Jahrbuch für Technikphilosophie, Zeit und Technik (Sonderheft), 163–193.
- Anja Sattelmacher, Mario Schulze, Sarine Waltenspül. 2021. „Introduction: Reusing Research Film and the Institute for Scientific Film.“ Isis112/2, 291–298.
- Mario Schulze, Sarine Waltenspül. 2019. „From Images of Lines to Images of Particles. The Role of the Film Camera in Flow Visualization.“ Yearbook of Moving Image Studies4, 166–191.
Herausgeberschaften
- Estelle Blaschke, Mario Schulze, Sarine Waltenspül (Hg.). 2025/26. Visual STS. A Reader.Zürich: Intercom. (in Vorbereitung)
- Mario Schulze, Sarine Waltenspül (Hg.). 2025. String Figures. A Cultural Practice between Art, Anthropology, and Theory. Zürich/Berlin: Diaphanes.
- Tobias Becker, Dennis Jelonnek, Teresa Fankhänel, Sarine Waltenspül (Hg.). 2023. Der konstruierende Blick. Fotografisches Entwerfen in der Architektur. Berlin: Schlaufen Verlag.
- Anja Sattelmacher, Mario Schulze, Sarine Waltenspül (Hg.). 2021. Focus: Research Film. Isis112/2.