Humboldt-Universität zu Berlin - Geschichte Osteuropas

Sebastian Franzen

Foto
Name
Sebastian Franzen
E-Mail
Sebastian.Franzen (at) gmx.net

 

Kurzvita


04/1979 geboren in Marl

04/2002 Studium der Neueren/Neueste Geschichte und Kunst und Kulturwissenschaften an der HU-Berlin und der Universität Potsdam

05/2007 Forschungsaufenthalte in Moskau (Deutsche Kriegsgräberstätte Moskau Ljublino) und Wolgograd (Deutsch- russische Gedenkstätte Rossoschka) im Rahmen des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

06/2009 Forschungsaufenthalt in Riga/Salaspils

07/2012 Forschungsaufenthalt in Wolgograd (Deutsch- russische Gedenkstätte Rossoschka) im Rahmen des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

03/2014 Magister Artium: „Genese der Gewalt – Von der Republik Lokot zur 29. Waffen-Grenadier-Division SS RONA (russische Nr. 1)“

 


Tagungen/Vorträge


09/2018 59. Internationale Tagung für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften ITMGS


2018 (Potsdam): „Wissenschaft Krieg Technik Militär – Zur Vermessung Komplexer Verhältnisse“ – Posterpräsentation und Vorstellung des Dissertationsprojekts

 

 

Forschung

 

Dissertation/Forschungsprojekt:

Gewalt in asymmetrischen Konflikten – „Das Leben und Wirken des russischen
Warlords und Kollaborateurs Bronislaw W. Kaminski“

Das Dissertationsvorhaben behandelt die Thematik der russischen Kollaboration während des deutsch-sowjetischen Krieges 1941 – 1945 anhand der Biographie von Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski (1899 - 1944). In der historischen Forschung zum Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion liegt der  Fokus vornehmlich auf deutschen Akteuren. Viele der sog. Vordenker und Praktiker sind mittlerweile biographisch gut erfasst. Russische Akteure hingegen, die während des Großen Vaterländischen Krieges mit deutschen Militärs und Besatzungsbehörden zusammenarbeiteten, kommen in der deutschen Geschichtsschreibung kaum vor. Die russische Geschichtswissenschaft, gefangen im Paradigma des „Verräter oder Patrioten“ Diskurses, kommt ebenso wenig zu einer ausgewogenen historischen Bewertung der damaligen russischen Gewaltakteure.
Einer der mächtigsten Verbündeten der Streitkräfte des Deutschen Reichs während des Krieges gegen die Sowjetunion war der russische Ingenieur Bronislaw W. Kaminski. An der westlichen Peripherie des zaristischen Russlands geboren, war Kaminski zu Beginn der 1920er Jahre Bürgerkriegsteilnehmer, wurde während des Großen Terrors in ein Lager deportiert und 1940 entlassen und zwangsangesiedelt. Zur Jahreswende 1941/42 hatte Kaminski das Amt eines Bürgermeisters inne und kontrollierte aus den Kleinstädten Lokot und Brasovo mit seiner zweidutzend Mann starken Polizeitruppe die umliegenden Dörfer, bevor erste Truppenteile der Wehrmacht auf den russischen Bürgermeister aufmerksam wurden. Über die Genese von Kooperation und Kollaboration auf der Lokalebene in den deutsch- besetzten Gebieten Russlands, deren Protagonisten und der Etablierung neuer Ordnungsvorstellungen, wissen wir wenig. Das Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Anführer, Gefolgsleute und Räume aus mikrohistorischer Perspektive zu beschreiben. Anhand einer quellengestützten Ausarbeitung der Biographie Kaminskis, soll sein Lebenslauf in den soziokulturellen und politischen Kontexten verortet und nachgezeichnet werden, um seinem Handeln retrospektiv eine Struktur zu geben und es erklärbar zu machen. Dabei stehen die Beschreibung und Analyse der Handlungsoptionen und deren Durchführbarkeit in den jeweiligen Räumen ebenso im Fokus, wie die immanenten Prozesse (gewaltvollen) Handelns und dessen Anschlusszwänge. Bronislaw W. Kaminski und seine Gefolgsleute sollen letztlich vom Begriff der Kollaboration losgelöst werden, um zu prüfen inwiefern es sich bei seiner Person um einen Kriegsunternehmer, bzw. Warlord handelte, der mit der ihm unterstehenden Miliztruppe, als eine autarke Gewaltgemeinschaft begriffen werden kann.