Droysen-Preis: Preisträger:innen 2022
Bachelorarbeit
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Jan-Paul Hartmann, "The Last Jew in Vinnitsa" und der Holocaust in Winnyzja. Zur Archäologie einer Ikone der Vernichtung In seiner Bachelorarbeit setzt sich Jan-Paul Hartmann mit einem Foto auseinander, auf dem eine Erschießungsszene abgebildet ist. Unter dem Titel "The Last Jew in Vinnitsa" ist das Bild als eine der "Ikonen der Vernichtung des "Holocaust by bullets" bekannt geworden. Hartmann interessiert sich einerseits für das Foto als Quelle, andererseits beleuchtet er die Provenienz und Rezeption des Bildes nach 1945. Ausgehend davon fragt die Arbeit: Wer hat die Aufnahme gemacht? Wann und wo wurde das Foto aufgenommen? Kennen wir den ganzen Bildausschnitt? Wer waren die Opfer? Wer waren die Täter? Und: Warum ist das Foto ein Schlüsselbild, wie wurde es dazu? Basierend auf der Geschichte der deutschen Besatzung und des Holocaust in der Ukraine zeigt die Studie, dass der Entstehungskontext des Fotos eingegrenzt, aber nach wie vor nicht eindeutig geklärt werden kann. Zudem wird deutlich, dass die Verbreitungsgeschichte des Bildes immer wieder mit einer Neu-Kontextualisierung und damit einer Bedeutungsverschiebung einherging. |
Masterarbeit
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Stephanie Wutzke: Von Tyrannen, Phalloi, Philosophen. Zum Verhältnis von Eros und Polis im klassischen Athen |
Dissertation
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Laetitia Lenel: The Hopeful Science. A Transatlantic History of Business Forecasting, 1920–1960 The Hopeful Science verfolgt den tiefgreifenden Wandel der Konjunkturprognostik im zwanzigsten Jahrhundert. Die Arbeit untersucht, wie sich die Techniken und die gesellschaftlichen Funktionen der Konjunkturprognostik verändert haben. Was anfangs dazu gedacht war, wirtschaftlichen Entscheidungs-träger:innen gesichertes Wissen über die wirtschaftliche Zukunft zu vermitteln, avancierte im Lauf des zwanzigsten Jahrhunderts zu einer Technik, um Erwartungen auszutauschen und zu koordinieren. Abweichungen zwischen Prognosen und den tatsächlich realisierten Bedingungen offenbarten, dass der Konjunkturzyklus nicht zeitlosen Gesetz-mäßigkeiten folgt, sondern das Ergebnis unzähliger, historisch kontingenter Transaktionen ökonomischer Akteur:innen ist. Ironischerweise erhöhte die Vorstellung von der Ungewissheit der wirtschaftlichen Zukunft die Bedeutung der Prognostik auf lange Sicht. Wenn die Zukunft das Ergebnis der täglichen Transaktionen von Wirtschaftsakteur:innen war, wurde es für wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger:innen umso wichtiger, die Erwartungen anderer Akteur:innen zu kennen. Wie die Arbeit zeigt, veränderten sich Techniken und Funktion der Prognostik als Reaktion auf diese Erkenntnis auf signifikante Weise. Aus einem Instrument der Repräsentation wurde ein interaktives Koordinationsinstrument, das politischen und ökonomischen Entscheidungstäger:innen ermöglicht, ihre Erwartungen abzugleichen und die grundsätzliche Unsicherheit der Zukunft auf diese Weise zu reduzieren. |