Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Geschichtswissenschaften

Neuerscheinungen 2019

 

Grote, Membranes to Molecular MachinesMathias Grote

Membranes to Molecular Machines. Active Matter and the Remaking of Life

University of Chicago Press

Chicago 2019

ISBN 9780226625157

Today's science tells us that our bodies are filled with molecular machinery that orchestrates all sorts of life processes. When we think, microscopic "channels" open and close in our brain cell membranes; when we run, tiny "motors" spin in our muscle cell membranes; and when we see, light operates "molecular switches" in our eyes and nerves. A molecular-mechanical vision of life has become commonplace in both the halls of philosophy and the offices of drug companies, where researchers are developing “proton pump inhibitors” or medicines similar to Prozac.

Membranes to Molecular Machines explores just how late twentieth-century science came to think of our cells and bodies this way. This story is told through the lens of membrane research, an unwritten history at the crossroads of molecular biology, biochemistry, physiology, and the neurosciences, that directly feeds into today's synthetic biology as well as nano- and biotechnology. Mathias Grote shows how these sciences not only have made us think differently about life, they have, by reworking what membranes and proteins represent in laboratories, allowed us to manipulate life as "active matter" in new ways. Covering the science of biological membranes in the United States and Europe from the mid-1960s to the 1990s, this book connects that history to contemporary work with optogenetics, a method for stimulating individual neurons using light, and will enlighten and provoke anyone interested in the intersection of chemical research and the life sciences—from practitioner to historian to philosopher.

 

 

Almut Ilsen, Ruth Leiserowitz (Hg.)

Seid doch laut! Die Frauen für den Frieden in Ost-Berlin

Christoph Links

Berlin 2019

ISBN 978-3-96289-065-0

Im März 1982 verabschiedete die Volkskammer der DDR ein Gesetz, das die Einbeziehung von Frauen in die allgemeine Wehrpflicht vorsah. Sieben Frauen - Bärbel Bohley, Irena Kukutz, Katja Havemann, Karin Teichert, Bettina Rathenow, Almut Ilsen und Ulrike Poppe - formulierten eine Eingabe und schickten diese, unterschrieben von ca. 130 weiteren Frauen aus Berlin und Halle (Saale), im Oktober 1982 an Partei- und Staatschef Erich Honecker. Die Aktion gilt als Gründungsakt der »Frauen für den Frieden«.
Nach mehr als 35 Jahren halten 18 ehemalige Mitglieder der Oppositionsgruppe eine lebendige Rückschau auf gemeinsame Aktivitäten und individuelle Schlüsselerlebnisse. Sie erzählen von Aktionen und Diskussionen, über grenzüberschreitende Kontakte und ihre Konflikte mit der Stasi. Und sie resümieren, wie sich die Zeit bis 1989 auf ihre Biografien auswirkte, als sie Dinge wagten und taten, die sie noch kurze Zeit zuvor für unmöglich gehalten hatten.

 

 

Kuppel, Das Echo unserer Taten.jpgDaniel Kuppel

"Das Echo unserer Taten". Die Praxis der weltanschaulichen Erziehung in der SS

Ferdinand Schöningh

Paderborn 2019

ISBN 978-3-7873-3682-1

War es die auf Antisemitismus und Rassismus basierende weltanschauliche Schulung, welche die Männer in Himmlers SS zu Mördern und verbissenen Kämpfern machte?
Diese Frage wurde in der historischen Forschung oft sehr eindimensional diskutiert. Um die Funktion und Bedeutung der weltanschaulichen Erziehung dieser selbsternannten Eliteformation zu verstehen, bedarf es jedoch eines breiteren Blickwinkels auf den Gesamtkomplex der gruppenbildenden Maßnahmen.
Daniel Kuppel beleuchtet die weltanschauliche Erziehungspraxis der Allgemeinen SS und Waffen-SS aus einer neuen Perspektive und versteht die vermittelten Feindbilder und nationalsozialistischen Schulungsinhalte als organisationsspezifische Sprache, welche sich die SS-Männer nicht zuletzt aus karrieristischen Gründen aneigneten.

 

Wildt, Die Ambivalenz des Volkes.jpgMichael Wildt

Die Ambivalenz des Volkes. Der Nationalsozialismus als Gesellschaftsgeschichte

Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2019

Berlin 2019

ISBN 978-3-518-29880-0

Wer vom »Volk« redet, darf dessen Abgründe nicht verschweigen. Stets wird darum gekämpft, wer dazugehören darf und wer ausgeschlossen werden soll. Nicht nur Sprache und Geschichte, auch Abstammung und ethnische Zuschreibungen bestimmen über Inklusion und Exklusion. Im Nationalsozialismus nahm das Volk seine antisemitische und rassistische Gestalt an, Gewalt und Selbstermächtigung bildeten die zentralen Elemente. Der Begriff der Volksgemeinschaft ist daher ein Schlüsselbegriff für eine politische Theorie und Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus, deren Bausteine Michael Wildt in diesem Buch zusammenfügt.

 

Helmrath, Acta Cusana.JPGJohannes Helmrath, Thomas Woelki (Hrsg.)

Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues, Bd. II, Lieferung 5: 1456 Juni 1 - 1457 Mai 31

Meiner

Hamburg 2019

ISBN 978-3-7873-3682-1

Die vielschichtige Quellenüberlieferung erlaubt den Acta Cusana ein umfassendes und differenziertes Bild vom alltäglichen Regierungshandeln eines Bischofs im Spätmittelalter, einschließlich seiner Außenbeziehungen. Das fünfte Jahr der Bischofsherrschaft des Nikolaus von Kues in Brixen verlief nach außen hin vergleichsweise ruhig. Der Dauerkonflikt mit dem mächtigen Herzog Sigismund von Österreich ruhte während dessen Abwesenheit vom April 1456 bis zum Mai 1457. Die Amtsgeschäfte führten in dieser Zeit die Herzogin Eleonore von Schottland und die herzoglichen Räte. Ein Boykott der Abtei Sonnenburg, dessen von Cusanus abgesetzte Äbtissin sich nach wie vor im Kloster hielt, führte zu einer Versorgungskrise und zu fortgesetzten Klagen der Nonnen. Streitigkeiten mit der Republik Venedig um Grenzverlauf und Schürfrechte in den Dolomiten veranlassten Cusanus in dieser Zeit zu einer umfassenden juristischen Prüfung der Besitzansprüche, die vor allem durch Heranziehen alter Urkunden abgesichert wurden. Das fortgesetzte Engagement in der Gradner-Fehde brachte den Kardinal zunehmend in wirtschaftliche Bedrängnis und Gewissensnot. Eine Diözesansynode im Mai 1457 unternahm einen neuerlichen Anlauf für die Reform des christlichen Lebens in den Pfarreien, wurde aber vom skandalösen Eindringen des exkommunizierten Domherrn Christian von Freiberg und vom Fernbleiben des Abts von Stams überschattet. Der große Konflikt mit dem nunmehr zurückgekehrten Herzog lässt sich bereits erahnen.

 

Greve, Das System Sauckel.pngSwantje Greve

Das "System Sauckel"

Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und die Arbeitskräftepolitik in der besetzten Ukraine 1942-1945

Reihe: Geschichte des Reichsarbeitsministeriums im Nationalsozialismus

Wallstein

Göttingen 2019

ISBN 978-3-8353-3413-7

Über die Zusammenarbeit von Generalbevollmächtigten und Reichsarbeitsministerium bei der Rekrutierung von Zwangsarbeitskräften im Zweiten Weltkrieg.

Als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBA) verantwortete Fritz Sauckel von 1942 bis 1945 die Rekrutierung von Millionen zivilen Zwangsarbeitskräften im nationalsozialistisch besetzten Europa. Swantje Greve beleuchtet erstmals umfassend Aufbau und Funktionsweise der Dienststelle des GBA und deren Zusammenarbeit mit dem Reichsarbeitsministerium. Dabei wird auch Fritz Sauckels persönliches Netzwerk untersucht, dessen Akteure maßgeblich zur Durchsetzungsfähigkeit des GBA beitrugen. Denn Fritz Sauckel stützte sich als GBA ebenso wie als Gauleiter Thüringens auf einen festen Stab von Mitarbeitern, die über fachliche Expertise, zahlreiche Ämter und Posten sowie Beziehungen zu wichtigen NS-Funktionären verfügten.
Am Beispiel der besetzten Ukraine untersucht die Autorin zudem, wie GBA und Reichsarbeitsministerium gemeinsam die Rekrutierung von Zivilarbeitskräften organisierten. Dabei stehen zum einen die politischen Aushandlungsprozesse zwischen den Zentralbehörden im Fokus. Zum anderen wird erstmalig die Tätigkeit der Arbeitseinsatzstäbe in der Ukraine analysiert, die vor Ort Arbeitskräfte für den Einsatz im Deutschen Reich rekrutierten.

 

Grandits, Local Dimensions of the Second World War in Southeastern EuropeXavier Bougarel, Hannes Grandits, Marija Vulesica

Local Dimensions of the Second World War in Southeastern Europe

Routledge

London 2019

ISBN Hardcover: 9781138343658, E-Book: 9780429439032

Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Zweiten Weltkrieg in Südosteuropa aus einer lokalen Perspektive. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der "Top-down" - und "Bottom-up" -Dynamik von Massengewalt, auf der Umgestaltung ethnischer und religiöser Gruppen in Kriegszeiten, und auf den lokalen Dimensionen des Holocaust. Der Ansatz bricht mit den nationalen Narrativen herkömmlicher "Top-down"-Perspektiven einer Militär- und Politikgeschichte, welche nach wie vor das vorherrschende Paradigma für den Zweiten Weltkrieg in diesem Teil Europas darstellt. [Inhaltsverzeichnis]

 

Te Heesen, Sonderdruck.jpg

Sonderdruck 6 und 7

Zwei neue Ausgaben der u.a. von Anke te Heesen und Michael Wildt initiierten Reihe Sonderdruck sind erschienen. Christin Pinzer analysiert in Sonderdruck 6 die Konstruktion von Wirklichkeit und variierende Erzählstrukturen im privaten Fotoalbum ihres Großvaters, das die Zeit des Nationalsozialismus bis zur Mitte der 1960er Jahre in der DDR umfasst. In Sonderdruck 7 legt Laura Haßler in der Tradition mediävistischer Texteditionen die Kontexte von Donna Haraways A Manifesto for Cyborgs frei, einem Schlüsseltext der gender- und Technikforschung.

Die Reihe Sonderdruck eröffnet Studierenden die Chance, hervorragende Texte zu publizieren, für die bislang kein Veröffentlichungsformat existiert. Dabei geht es nicht um den bloßen Abdruck kompletter Abschlussarbeiten, sondern um die Aufbereitung spannender Forschungsergebnisse in Form kurzer Essays, die mit Vergnügen zu lesen sind.

Die bisher erschienenen sieben Ausgaben von Sonderdruck sind im Sekretariat von Frau Professor te Heesen (Raum 5026) kostenfrei erhältlich.

 

Kaelble, Der verkannte BürgerHartmut Kaelble

Der verkannte Bürger

Eine andere Geschichte der europäischen Integration seit 1950

Campus

Frankfurt 2019

ISBN 9783593510347

Die Geschichte der europäischen Integration sieht man oft als ein reines Elitenprojekt an. Die Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaft und der Europäischen Union erscheinen daran als unbeteiligt und desinteressiert. Doch dieses Urteil trügt: Sie hatten oft nur andere, eigenständige Vorstellungen vom Zusammenwachsen Europas als die politischen Entscheider. Sie nahmen zudem, vor allem seit den 1980er-Jahren, über Wahlen, Referenden, Interessengruppen, Beschwerden, Eingaben und Klagen aktiv Einfluss auf Europa. Sie erlebten Perioden des Vertrauens in die europäischen Institutionen, aber auch Phasen des Misstrauens. Auf der Basis von bisher kaum ausgewerteten Quellen zeichnet Hartmut Kaelbles Buch ein neues Bild der Vorstellungen und der Partizipation der Bürgerinnen und Bürger der EU im historischen Wandel.