Johann-Gustav-Droysen-Preis 2021
Bachelorarbeit
Lavinia Gambini: Heaven on their minds. Zur ‚vernünftigen‘ Epistemologie des Jenseitswissens in der Aufklärung
Aus der Laudatio: In der jüngeren Aufklärungsforschung wird zunehmend deutlich, dass die Aufklärung nicht alleine mit gegenwärtigen Maßstäben von Rationalität zu begreifen ist. Esoterik und Religion sind nicht allein als das Gegenteil von Rationalität zu fassen, sondern bildeten ein komplexes Amalgam aufklärerischer Diskurse. Frau Gambinis Arbeit analysiert diese Gemengelage anhand der Texte dreier Autoren –Thomas Burnet, William Whiston und Charles Bonnet – auf höchst überzeugende Weise und konturiert dabei das Spannungsfeld religiös-naturwissenschaftlicher Jenseitstheorien. Die Arbeit besticht durch ihre Gelehrsamkeit, ihren eleganten Stil, ihre überzeugende Argumentation und die herausragende Kontextualisierung des Stoffes in einem neuen, dynamischen Forschungsfeld.
Masterarbeit
Richard Andreas Häckermann: Cicero in der Rue Quincampoix. Henri-François d’Aguesseau als Gegner des Lawschen Systems
Aus der Laudatio: Die Arbeit präsentiert den französischen Kanzler d’Aguesseau, einen der wichtigsten französischen Juristen des 18. Jahrhunderts, als Protagonisten einer Auseinandersetzung um den wirtschafts- und finanzpolitischen Kurs Frankreichs in der Spätphase des Ancien Regime. Dabei zeigt sie auf eindrucksvolle Weise, wie die Konzentration auf d’Aguesseau und seine Opposition gegen das spektakulär scheiternde Finanzsystem John Laws zugleich als Teil einer größeren Geschichte unterschiedlicher Verständnisse von ökonomischer Staatspolitik verstanden und eingeordnet werden kann. Die Jury zeigte sich beeindruckt von dem darstellerischen Geschick, der sehr akribischen Quellenarbeit und dem größere Zusammenhänge nie aus dem Auge verlierenden Ansatz der Arbeit, die auf gekonnte Weise wissens- und milieusoziologische Ansätze mit exzellenter historischer Forschung verbindet.