Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Geschichtswissenschaften

Neuerscheinungen 2018

 

Mergel, Köln im KaiserreichThomas Mergel

Köln im Kaiserreich, 1871-1918

Greven

Köln 2018

ISBN 9783774304543

Nie zuvor und nie danach ist Köln so schnell gewachsen wie in den 33 Jahren zwischen der Niederlegung der Stadtmauer 1881 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. In dieser Zeit nahm die Einwohnerzahl um das Fünffache zu, die Fläche der Stadt um das Fünfzigfache. Köln wuchs so schnell, dass sich alle Maßstäbe verschoben, auch im Alltag der Menschen: Unter der Erde wurden Abwasserrohre verlegt, Gaslaternen erhellten die Nacht, Pferde verschwanden aus den Straßen und machten der Straßenbahn Platz, Kinos und Sportvereine wurden beliebt. Die rapide Urbanisierung schwemmte Hunderttausende Zuwanderer in die Stadt. Aus Bauerndörfern wurden Industriegebiete, ganz neue Viertel entstanden; die Fluktuation der Menschen war ungeheuer. Das warf die Frage auf, wer denn eigentlich Kölner sei und was "Köln" überhaupt bedeute. Eine der Thesen des Buches: Die Bewältigung des massiven Wandels bedurfte der Traditionen. Kirchliche Bindungen oder der Karneval waren wichtig, um die neuen Kölner zu integrieren. Dadurch wurden die Traditionen ihrerseits weitgehenden Wandlungen unterworfen. So erfand sich Köln als eine moderne Metropole, die dennoch Zugehörigkeit verbürgte.

 

Schembs, Der Arbeiter als Zukunftsträger der NationKatharina Schembs

Der Arbeiter als Zukunftsträger der Nation. Bildpropaganda im faschistischen Italien und im peronistischen Argentinien in transnationaler Perspektive (1922–1955)

Böhlau Verlag

Köln 2018

ISBN 978-3-412-51285-9

In der Zwischenkriegszeit reformierten autoritäre Regime in Europa ihre Wirtschafts- und Arbeitsordnung. Der italienische Faschismus (1922–1945) nahm mit seinem System des Corporativismo eine Vorreiterrolle ein und diente vielen anderen Staaten als Vorbild. Als sich das korporativistische Modell in den 1930er und -40er Jahren auch in Lateinamerika verbreitete, orientierte sich der argentinische Präsident Juan Domingo Perón (1946–1955) maßgeblich am italienischen Präzedenzfall. In der staatlichen Bildpropaganda beider Länder spielte das wirtschaftliche Reformprogramm eine herausragende Rolle. Katharina Schembs vergleicht die identitätsstiftende Rolle dieser bislang kaum untersuchten Bildpropaganda, die um das Thema der Arbeit und die Figur des Arbeiters kreiste. Damit liefert sie einen wichtigen Beitrag zur transnationalen und vergleichenden Geschichte der Bildpropaganda sowie zur Verflechtungsgeschichte zwischen Italien und Argentinien.

 

Te Heesen, Das InterviewAnke te Heesen, Dorothea Walzer (Hrsg.)

Das Interview. In: Sprache und Literatur 47

Wilhelm Fink

Paderborn 2018

ISSN 1438-1680

Sprache und Literatur erscheint seit 1994 im Wilhelm Fink Verlag und ist aus seit 1970 bestehenden Vorgängerpublikationen hervorgegangen. Der Anspruch, theoretische Reflexionen aus der Linguistik und der Literaturwissenschaft zu verbinden, ist ihr wie wenigen anderen Fachzeitschriften über die Jahre hinweg zentrales Anliegen geblieben. Neue inhaltliche Akzente haben die Herausgeber in jüngerer Zeit im Bereich kulturwissenschaftlicher und medientheoretischer Reflexionen gesetzt. Sprache und Literatur macht es sich zur Aufgabe, auf diesem Gebiet neue, bislang kaum beachtete Themen und Forschungszusammenhänge zu erschließen und zählt damit heute zu den auf diesem Gebiet innovativsten fachlichen Foren. Die Beiträge der halbjährlich erscheinenden Hefte gruppieren sich jeweils um einen thematischen Schwerpunkt und leisten auf diese Weise einen konzentrierten Beitrag zur aktuellen fachlichen Diskussion. [Inhaltsverzeichnis]

 

Dietrich, Kulturgeschichte der DDR.jpgGerd Dietrich

Kulturgeschichte der DDR

Vandenhoeck & Ruprecht

Göttingen 2018

ISBN 978-3-525-30192-0

Die »Kulturgeschichte der DDR« stellt den Kulturgeschichten der Bundesrepublik ein Pendant für die Deutsche Demokratische Republik zur Seite. Die Zeit des Bestehens der SBZ/DDR wird dabei chronologisch in drei Perioden unterteilt, die die Besonderheiten des jeweiligen historischen Zeitraums hervorheben.

Band I thematisiert die »Übergangsgesellschaft« und »Mobilisierungsdiktatur« (1945–1957), Band II die »Bildungsgesellschaft« und »Erziehungsdiktatur« (1958–1976) und Band III die »Konsumgesellschaft« und »Fürsorgediktatur« (1977–1990). In jedem Band beleuchtet der Autor systematisch die spezifischen Entwicklungen der Alltags- und Populärkultur, der politischen Kultur sowie der hohen Kultur. Bzgl. der populären Kultur stehen vor allem die kulturellen Formen von Alltag und Freizeit sowie Unterhaltung, Vergnügen und Sport im Vordergrund. Dabei werden sowohl staatliche und private, moderne und traditionelle Aspekte der Volkskultur thematisiert. Hinsichtlich der politischen Kultur analysiert der Autor die subjektiven Dimensionen der Politik, einschließlich nationaler Symbole und Geschichtskultur, sowie die ideologischen Vorgaben der SED und die politischen Orientierungen und Mentalitäten der Ostdeutschen. Die hohe Kultur der DDR, Literatur und Künste, Architektur und Design, wird vor allem in ihrem Spannungsfeld aus Klassikmythos, sozialistischem Realismus und Alternativkultur, aus Affirmation und Kritik dargestellt. Ein Grundwiderspruch, auch in der Kultur- und Intelligenzpolitik der SED, den der Autor in diesem Zusammenhang herausarbeitet, bestand zwischen der hohen Anerkennung und Förderung von Kultur auf der einen und der ständigen Furcht vor einer Destabilisierung durch Kultur auf der anderen Seite. Auf diese Weise erörtert Gerd Dietrich detailliert die kulturelle Substanz der ostdeutschen Gesellschaft und zeichnet ein Bild des widerständigen Potentials ihrer Kultur, die sich zwischen Tradition, Innovation und Repression bewegte.

 

 

Winter, Gewalt und Erinnerung im ländlichen RaumMartin Clemens Winter

Gewalt und Erinnerung im ländlichen Raum: Die deutsche Bevölkerung und die Todesmärsche

Metropol Verlag

Berlin 2018

ISBN 978-3-86331-416-3

Die Todesmärsche aus den Konzentrationslagern kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren das letzte nationalsozialistische Gesellschaftsverbrechen. Martin Clemens Winter stellt die Rolle der deutschen Bevölkerung bei den Räumungstransporten in den Mittelpunkt seiner Studie, die sich auf zahlreiche neu erschlossene Quellen aus internationalen Archiven stützt. Dabei untersucht er nicht nur den ländlichen Raum, die maßgeblichen Akteure und typische Situationen während der Todesmärsche, sondern auch die Nachgeschichte dieser Massenverbrechen vor der Haustür: die juristische Ahndung durch alliierte und deutsche Behörden, die Suche nach den Opfern sowie Formen der Erinnerung in der DDR und in der Bundesrepublik.

 

Helmrath, Acta CusanaJohannes Helmrath, Thomas Woelki (Hrsg.)

Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte, Band II, Lieferung 4: 1455 Juni 1 - 1456 Mai 31

Meiner

Hamburg 2018

ISBN 978-3-7873-3344-8

Die Acta Cusana stellen alle Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues in chronologischer Ordnung zusammen: Von ihm verfasste bzw. herausgegebene schriftliche Äußerungen aller Art (Briefe, Verfügungen, Urkunden, Notizen), desgleichen an ihn gerichtete oder über ihn berichtende Äußerungen von Zeitgenossen. Sie fügen sich zu einer biographischen Dokumentation zusammen, die sein wissenschaftliches Werk, das die Opera omnia darbieten, um die Quellen ergänzt, die ihn als herausragenden homo politicus seiner Zeit wie gleichzeitig auch wesentliche Aspekte dieser Zeit selbst erschließen. Je nach ihrer Bedeutung werden die einzelnen Dokumente im Volltext, in Gestalt umfangreicher Inhaltsangaben oder lediglich kurzer Hinweise vorgestellt. Konfrontiert mit einer erstaunlichen Überlieferungsfülle, streben die Acta Cusana bei der Erfassung der Quellen größtmögliche Vollständigkeit an. Das Unternehmen wird, abgesehen von sich zwangsläufig ergebenden Nachträgen, drei Bände in voraussichtlich 18 Lieferungen umfassen.

Das vierte Regierungsjahr des Nikolaus von Kues als Bischof von Brixen war das bislang erfolgreichste und vielversprechendste. Der mächtige Tiroler Landesfürst Herzog Sigismund von Tirol zeigte sich, unter dem Druck der heraufziehenden Gradner-Fehde, zu erheblichen Zugeständnissen an den Bischof bereit. Große Vertragswerke sollten das nachbarschaftliche Verhältnis entspannen und bestehende Differenzen ausräumen. Der Dauerkonflikt um das Benediktinerinnenkloster Sonnenburg schien sich zugunsten des Bischofs zu neigen. Die Reform des Brixner Klarissenklosters erlebte durch die Installierung reformierter Nonnen aus Nürnberg einen dauerhaften Erfolg, trotz verzweifelter Briefe der Dichtertochter Maria von Wolkenstein an ihre adligen Brüder. Eine konsequente wirtschaftliche Konsolidierung erlaubte dem Bischof sogar den Rückkauf des Landgerichts Taufers von Herzog Sigismund.

Die praktische Seite der Kirchenreform trat nun in vielen Facetten zu Tage, sei es im Briefwechsel mit den Mönchen von Tegernsee, der in dieser Phase von umfangreich aufgelisteten Zweifelsfragen zum monastischen Leben begleitet wurde, sei es durch umfassende Reforminitiativen des Cusanus in seiner Diözese. Weite Teile des kirchlichen Lebens, von der Pfarrorganisation über den Ritus der Eheschließung, die Festtage und Messbücher bis hin zur Kleidung der Chorherren wurden nun einer systematischen Reform unterzogen.

Europäische Dimension gewann das Engagement des Nikolaus von Kues für den Türkenkrieg. Seine geplante Legation nach England und ins Reich kam wegen der ablehnenden Haltung des englischen Königs Heinrich VI. nicht zustande. Cusanus bemühte sich dennoch nach Kräften um die effektive Erhebung des Kreuzzugszehnten.

Neue Konfliktlinien brachen schließlich hervor, als sich das Kloster Neustift und Teile des Domkapitels offen gegen den Kardinal stellten. Auch die zwiespältige Haltung des monatelang abwesenden Herzogs deutete auf die Turbulenzen der kommenden Regierungsjahre voraus.

Detailreicher und intimer konnte man eine spätmittelalterliche Bischofsherrschaft bisher nicht nachvollziehen. Die Bände der ‚Acta Cusana‘ zu den Brixner Jahren des Nikolaus von Kues erhalten immer mehr modellhafte Bedeutung.

 

Helmrath, Maximilians WeltJohannes Helmrath, Andrea Sieber (Hrsg.)

Maximilians Welt. Kaiser Maximilian I. im Spannungsfeld zwischen Innovation und Tradition

Vandenhoeck & Ruprecht

Göttingen 2018

ISBN 978-3-8471-0884-9

Kaiser Maximilian I. (1486/93–1519) regierte das Heilige Römische Reich über dreißig entscheidende Jahre, vom Kampf über das burgundische Erbe bis zur Reformation. Unter seiner Kriegs- und Heiratspolitik stieg das Haus Habsburg zur europäischen Großmacht auf. ‚Maximilians Welt‘ erscheint als eine Welt des Übergangs, zwischen Mittelalter und Neuzeit, Tradition und Innovation. Der Kaiserhof war ein faszinierendes Modernisierungszentrum, zog Gelehrte und Künstler an: Hier entstanden unter Einfluss von Rittertum und Renaissance subtile Werke der Gedächtniskultur wie der Roman ‚Weißkunig‘, das Ambraser Heldenbuch oder Dürers ‚Ehrenpforte‘. Der Band entfaltet ein facettenreiches Spektrum der Regierung Maximilians unter den Themen Hofkultur, Gedächtnis, Außenpolitik und Krieg sowie Innenpolitik und Verfassung. [Inhaltsverzeichnis]

 

Moller, Zeitgeschichte sehenSabine Moller

Zeitgeschichte sehen. Die Aneignung von Vergangenheit durch Filme und ihre Zuschauer

Bertz & Fischer

Berlin 2018

ISBN 978-3-86505-330-5

Wie sehen wir Geschichte im Film? Wie machen wir Sinn aus dem, was uns in Filmen wie GOOD BYE LENIN! und SCHINDLERS LISTE als Zeugnis der Vergangenheit und kunstvoll gestaltete Geschichte entgegentritt?
Dass Filme das Geschichtsbewusstsein der Zuschauer prägen und – im Zeitalter der Massenmedien – die ›wahren Lehrmeister‹ der Geschichte sind, ist eine weithin geteilte Auffassung. Doch was so offensichtlich erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als schwer kalkulierbarer Aneignungsprozess. Wenn wir Geschichte im Film sehen, blicken wir nicht auf eine abgeschlossene Vergangenheit. Vielmehr sehen, verstehen und fühlen wir Filme und begegnen ihren Deutungsangeboten mit eigenen lebensweltlichen Erfahrungen. Geschichte im Film wird vom Zuschauer gemacht.
Die Autorin führt auf innovative Weise Ansätze und Annahmen aus den Geschichts-, Film- und Sozialwissenschaften zusammen. Empirische Grundlage der Untersuchung sind umfangreiche Befragungen von Zuschauern in Deutschland und in den USA. Die Bandbreite der betrachteten Filme reicht von internationalen Kassenschlagern wie FORREST GUMP von Robert Zemeckis bis zu Arthouse-Produktionen wie AUFSCHUB von Harun Farocki. [Inhaltsverzeichnis]

 

Payk, Frieden durch RechtMarcus Payk

Frieden durch Recht? Der Aufstieg des modernen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg

De Gruyter Oldenbourg

München 2018

ISBN 978-3-11-058148-5

„Versailles" und die Verrechtlichung der internationalen Politik

Bei keinem anderen Frieden der neuzeitlichen Geschichte spielte die Berufung auf Recht und Gerechtigkeit eine so prominente Rolle wie nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Im Gegensatz zu bisherigen Darstellungen, die sich vornehmlich auf eine Demütigung Deutschlands durch das „Versailler Diktat" konzentrieren, bietet diese breit angelegte Neuinterpretation der gesamten Pariser Friedenskonferenz von 1919/20 ein differenziertes Bild. Marcus Payk kann anhand zahlreicher Beispiele nachweisen, welche politische Kraft, aber auch welche unkontrollierbare Eigenlogik völkerrechtlichen Argumenten und Akteuren während der Friedensverhandlungen zukam. Erst durch die Berücksichtigung der normativen Erwartungen der Vorkriegs- und Kriegszeit werden die Friedensabkommen mit Deutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien und dem Osmanischen Reich verständlich. Die Untersuchung ordnet den Friedensschluss damit in längerfristige Tendenzen einer Verrechtlichung der internationalen Politik ein und fordert zugleich dazu auf, über die Möglichkeiten und Grenzen des Völkerrechts nachzudenken. [Inhaltsverzeichnis]

 

Degelmann, Squalor.jpgChristopher Degelmann

SQUALOR. Symbolisches Trauern in der Politischen Kommunikation der Römischen Republik und Frühen Kaiserzeit

Franz Steiner Verlag

Stuttgart 2018

ISBN 978-3-515-11784-5

Warum trauerten römische Senatoren ständig? Vielfach berichten antike Quellen davon, dass die Römer Trauergewänder anlegten, sich einen Bart wachsen ließen, bisweilen hemmungslos weinten und sich in Verzweiflung sogar die Kleider vom Leib rissen – typische Bestandteile römischer Trauerkultur, ohne dass ein Todesfall vorlag. Christopher Degelmann geht in seiner Studie diesem Phänomen nach, indem er einerseits aufzeigt, wie fest Zeichen und Gesten des Trauerns in der römischen Politik zwischen 200 v. und 69 n. Chr. verankert waren, auch wenn sie in ihrer Wahrnehmung und Bewertung immer ambivalent blieben. Andererseits untersucht Degelmann den gezielten Einsatz solcher Szenen durch antike Literaten und stellt die verschiedenen Ausdrucksformen von Trauer zusammen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Angehörige der Oberschicht einige Symbole des Trauerns mit einem breiten Spektrum anderer Elemente aus der römischen Lebenswelt kombinierten, um ihren Standpunkt in der politischen Auseinandersetzung zu festigen oder Gegner zu sabotieren. So entsteht ein neues Bild der politischen Kultur im alten Rom.

 

Nippel, Karl Marx.jpgWilfried Nippel

Karl Marx

Beck

München 2018

ISBN 9783406714184

Karl Marx hat als Politiker, Journalist und Wissenschaftler ein immenses Werk hinterlassen, das aber Zeitgenossen nur in kleinen Teilen bekannt war und überwiegend erst durch posthume Editionen erschlossen wurde. Begonnen hat dies Friedrich Engels, der zugleich auf vielfältige Weise seine Deutungshoheit über Leben und Werk von Marx etablierte – mit Nachwirkungen bis heute. Anlässlich des 200. Geburtstags von Marx legt Wilfried Nippel eine Darstellung vor, die sich auf dessen Wirkung in seiner Zeit konzentriert.

 

Fischer, Überlebende als Akteurinnen.jpgHenning Fischer

Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989

UVK Verlagsgesellschaft

Tübingen 2018

ISBN 978-3-86764-772-4

Das Buch beschreibt die Lebensgeschichten einer Gruppe von kommunistischen deutschen Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück bei Berlin. Diese gründeten unmittelbar nach ihrer Befreiung und dem Ende des Nationalsozialismus ihre Lagergemeinschaft als gemeinsamen sozialen und politischen Verband. Ausgehend von der biografischen Prägung der zentralen Protagonistinnen in der kommunistischen Bewegung der Weimarer Republik wie im Widerstand gegen den Nationalsozialismus zeichnet die Studie die Themenfelder, politischen Absichten, Erfolge und Niederlagen der Lagergemeinschaften in DDR und BRD bis in die 1990er Jahre nach. So werden die Überlebenden als Akteurinnen ihres eigenen Lebens und der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts sichtbar.

 

Neumann, Behemoth.jpgFranz Neumann

Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944. Aktualisierte Neuausgabe herausgegeben von Alfons Söllner und Michael Wildt

Europäische Verlagsanstalt

Hamburg 2018

ISBN 978-3-86393-048-6

In der jüdischen Eschatologie sind Behemoth und Leviathan die Namen zweier Ungeheuer. Behemoth beherrscht das Land, Leviathan die See; das eine ist männlichen, das andere weiblichen Geschlechts. Beide sind Ungeheuer des Chaos, die - der Sage nach - kurz vor dem Ende der Welt wieder auftauchen und eine Schreckensherrschaft errichten. Hobbes war es, der beiden Gestalten zur Popularität verhalf. Sein Leviathan ist die Analyse eines politischen Zwangsstaatsystems mit Resten von Gesetzen und individuellen Rechten, während in Behemoth ein Unstaat, ein Chaos, ein Zustand der Gesetzlosigkeit, des Aufruhrs und der Anarchie beschrieben wird. Franz Neumann und seine politischen Freunde waren 1942 im Exil der Meinung, dass der Nationalismus aus Deutschland einen solchen Unstaat gemacht hatte, in dem die Rechte der Menschen und ihre Würde verschlungen worden sind. Angesichts der aktuellen Bedrohung der Welt nannte Neumann seine Analyse des nationalsozialistischen Herrschaftssystems daher: Behemoth.

 

Neuhaus, Die Arno Breker-Ausstellung.jpgPatrick Neuhaus

Die Arno Breker-Ausstellung in der Orangerie Paris 1942. Auswärtige Kulturpolitik, Kunst und Kollaborationen im besetzten Frankreich

Neuhaus Verlag

Berlin 2018

ISBN 978-3-937294-08-7

Die Arno Breker-Ausstellung in der Orangerie des Tuileries zu Paris gilt heute der historischen und kunsthistorischen Forschung als das Symbol der Besatzungszeit der Jahre 1940–1944 und vor allem der Kollaboration. Am 15. Mai 1942, nach mehr als einem Jahr intensiver Vorbereitungen vor allem deutscher, aber auch französischer Stellen, war die Retrospektive durch die beiden französischen Regierungsmitglieder Abel Bonnard und Jacques Benoist-Méchin wie ein feierlicher Staatsakt eröffnet worden. Franzosen hatten ein Comité d’honneur der Ausstellung gebildet, Charles Despiau zeichnete für einen prachtvollen Begleitband verantwortlich und Jean Cocteau schrieb eine Würdigung. Die Rezeption in Deutschland, wie in Frankreich, war intensiv. Die vorliegende Arbeit stellt die erste wissenschaftliche Monographie zur Ausstellung dar. Sie schildert Idee und Umsetzung, Inszenierung und mediale Wirkung des Ausstellungsvorhabens und ordnet dieses in den kulturpolitischen Kontext deutscher Frankreichpolitik ein. Hierzu konnten neue biographische Verbindungen, vergessene Reden und Ansprachen dokumentiert sowie bildgeschichtliche Zusammenhänge aufgezeigt werden.

 

Flachowsky, Zeughaus für die Schwerter des Geistes.pngSören Flachowsky

"Zeughaus für die Schwerter des Geistes" Die Deutsche Bücherei in Leipzig 1912-1945

Wallstein Verlag

Göttingen 2018

ISBN 978-3-8353-3196-9

Die Deutsche Bücherei wurde zum bibliographischen Zentrum Deutschlands, aber auch zu einem Dienstleister für die Zensurpolitik des NS-Regimes.

Die im Jahr 1912 gegründete Deutsche Bücherei - die heutige Deutsche Nationalbibliothek - stellte im Bibliothekswesen Deutschlands eine Besonderheit dar. Als einzige Institution sammelte sie das deutschsprachige Schrifttum des In- und Auslands vollständig. Daraus entwickelte sich die Deutsche Bücherei zum bibliographischen Zentrum Deutschlands.
Gerade diese Stellung weckte ab 1933 das Interesse zahlreicher NS-Schrifttumsbehörden. Sören Flachowsky zeigt erstmals, wie sich die Deutsche Bücherei dank der Förderung des Regimes zu einem effektiven Dienstleister für die literaturpolitischen Zensur- und Verbotsinstanzen des nationalsozialistischen Maßnahmenstaats entwickelte. Die Bibliothekare beteiligten sich nicht nur an der Indizierung und Beschlagnahmung unerwünschter Literatur, sondern förderten mit ihrer bibliographischen Zuarbeit die rassistisch grundierte Literaturpolitik der NS-Behörden.
Der Autor untersucht die Institution in ihren Wechselwirkungen zu Wissenschaft, Staat und Wirtschaft. Auf diese Weise entsteht eine weit über das bisherige Maß hinausgehende Darstellung der Geschichte der Deutschen Bücherei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

Wildt, Die SS nach 1945.jpgJan Erik Schulte / Michael Wildt (Hrsg.)

Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse

Vandenhoeck & Ruprecht

Göttingen 2018

ISBN 978-3-8471-0820-7

1945 wurde die SS von den Alliierten verboten und aufgelöst. Damit endete aber nicht die Geschichte dieser verbrecherischen Organisation, die allein in der Waffen-SS bei Kriegsende 600.000 Mann in ihren Reihen zählte. Vielmehr war bereits zu diesem Zeitpunkt die Auseinandersetzung über die Bedeutung, Verantwortung und Wirkung der SS und ihrer Mitglieder in vollem Gange – eine Auseinandersetzung, die bis heute andauert. Kollektivschuldvorwürfe standen gegen die Versuche von SS-Gliederungen, sich im Nachhinein von der Gesamtorganisation zu distanzieren. Personelle Kontinuitäten überschatteten die Neugründung staatlicher Behörden wie zum Beispiel die Polizei. In Illustrierten und Spielfilmen lebte das Narrativ vom teuflischen SS-Offizier auf und verwandelte die SS medial in eine exklusive Geheimorganisation, die mit dem Gros der Bevölkerung angeblich nichts zu tun hatte. Die Beiträge dieses Bandes analysieren die Strafverfolgung der SS nach 1945, die personellen Seilschaften und politischen Kontinuitäten sowie die Versuche, die SS zu mythifizieren, aber ebenso die vielfältige Dimension einer nach wie vor virulenten Erinnerungskultur an die SS in Europa.

 

Metzler, Grenzen des NeoliberalismusFrank Bösch, Thomas Hertfelder, Gabriele Metzler (Hrsg.)

Grenzen des Neoliberalismus

Zeithistorische Impulse. Wissenschaftliche Reihe der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Bd. 13

Franz Steiner Verlag

Stuttgart 2018

ISBN 978-3-515-12085-2

Der Liberalismus veränderte sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts rasant: Neoliberale Positionen gewannen mit ihrer Forderung nach einem Rückzug des Staates und einer verstärkten Marktorientierung von Ökonomie und Gesellschaft an Gewicht. Doch in dieser marktliberalen Verengung ging der Wandel des Liberalismus nicht auf. Denn zur selben Zeit erlebte auch der Linksliberalismus gerade in Deutschland eine erstaunliche Konjunktur, die weit über den organisierten Liberalismus hinausging. Zudem kam es unter liberalen Innenministern zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Freiheit und Sicherheit im Zeichen einer neuen Politik der "Inneren Sicherheit", die auf terroristische Anschläge reagierte.

Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes stellen diese vielfältigen Wandlungsprozesse des Liberalismus erstmals im Zusammenhang dar. Warum erreichte der Neoliberalismus die Bundesrepublik erst spät und in moderater Form? Und wie interagierte er mit anderen liberalen Strömungen? Die Beiträge zeigen, dass der Neoliberalismus Teil eines generellen Wandels des Politischen war – und sie benennen die Grenzen, die seiner Durchsetzung in der Bundesrepublik gesetzt waren. [Inhaltsverzeichnis]

 

Busse/Enderle/Hohls, Clio-Guide 2Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz und Annette Schuhmann (Hrsg.)

Clio Guide. Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften - 2. erweiterte und aktualisierte Auflage

Historisches Forum, Bd. 23 (Clio-online)

Berlin 2018

ISBN 978-3-86004-335-6 / DOI 10.18452/19244

Das Online-Handbuch Clio-Guide kartiert das wachsende Feld der digitalen Fachinformation der Geschichtswissenschaften. Der Begriff der Fachinformation wird dabei bewusst breit verstanden, so dass auch institutionelle Infrastrukturen und digitale Werkzeuge mit darunter subsumiert werden. Die vorliegende Online-Publikation „Clio-Guide - Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften“, 2. erweiterte und aktualisierte Auflage, verfolgt ein praktisches Ziel: Dank der Mitwirkung von knapp 70 Autorinnen und Autoren stellt es eine umfassende faktenorientierte Einführung zum Stand der digitalen Fachinformation und eine Übersicht über die wichtigsten Hilfsmittel und Instrumente zur Verfügung. Damit wendet es sich sowohl an Studierende und Lehrende, die sich die Grundlagen geschichtswissenschaftlicher Fachinformation erarbeiten bzw. diese vermitteln wollen, als auch an forschende HistorikerInnen, die eine Einführung in den Stand der Fachinformation in für sie neue Forschungsgebiete benötigen. Im Frühjahr 2016 erschien die erste Auflage des Handbuchs, die sehr gut angenommen wurde. Das Feld der digitalen Geschichtswissenschaft ist schnelllebig und durch rasche Veränderungs- und Entwicklungsprozesse gekennzeichnet. Dies hat die HerausgeberInnen veranlasst, eine zweite Auflage früher als ursprünglich geplant zu publizieren und darüber auch einige inhaltliche Lücken zu schließen. [Inhaltsverzeichnis]

 

Metzler, Der Staat der HistorikerGabriele Metzler

Der Staat der Historiker. Staatsvorstellungen deutscher Historiker seit 1945

Suhrkamp

Berlin 2018

ISBN 978-3-518-29869-5

Die Bundesrepublik entwickelte sich im Laufe ihres Bestehens zu einem liberalen Rechts- und Sozialstaat nach westlichem Muster. Historiker trugen dazu bei, indem sie Orientierungswissen lieferten und als public intellectuals diese Entwicklung kritisch begleiteten. Sie erinnerten, imaginierten und kritisierten spezifische Staatsvorstellungen beziehungsweise reflektierten die Krisen von Rechts- und Sozialstaatlichkeit seit den 1970er Jahren. Und auch heute sind Historiker an der Neukonzeption von Staatlichkeit im Kontext von Globalisierung und europäischer Integration beteiligt. Gabriele Metzler erzählt eine Geschichte der Bundesrepublik von ihren Anfängen bis heute durch das Prisma ihrer zeithistorischen Erforschung.

 

te Heesen, Theorien des Museums koreanischAnke te Heesen

Theorien des Museums zur Einführung (koreanische Übersetzung)

Seokwangsa Publishing Company

Paju 2018

ISBN 978-3-518-29869-5

Nur selten in der Geschichte hat eine Institution eine solche Konjunktur erfahren wie in den letzten Jahren das Museum. Zahlreiche Neueröffnungen und Neukonzeptionen haben diesen Speicherort von materiellen Sachzeugen in das Zentrum geisteswissenschaftlicher Reflexion gerückt. Zur gleichen Zeit hat sich ein differenziertes Ausstellungswesen entwickelt, das wichtige Impulse für die Darstellung von Wissen außerhalb der Buchkultur erbracht hat. Diese Einführung beschreibt die historischen Etappen der Sammlungs- und Museumsgeschichte seit der Renaissance und gibt einen Überblick über die derzeit wichtigsten theoretischen Annäherungen an das Phänomen. So erlaubt der Band einen differenzierten Blick auf den »Zeigeraum« des Museums und entfaltet dabei die feine, aber zentrale Unterscheidung zwischen Museum und Ausstellung.