Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Geschichtswissenschaften

Johann-Gustav-Droysen-Preis 2022

LogoFVIfGMit der Verleihung des Droysen-Preises möchte der Verein herausragende schriftliche Leistungen von Studierenden auszeichnen. Seit 2002 wird der Droysen-Preis einmal jährlich für die beste Hausarbeit in Hauptseminaren sowie eine Bachelor- und eine Master-, Staatsexamens- oder Magisterarbeit verliehen. Seit 2011 vergibt der Förderverein den Droysen-Preis in den drei Kategorien Bachelorarbeit, Master-, Staatsexamens- oder Magisterarbeit und Dissertation.

Jeder Dozent ist berechtigt, einer unabhängigen Jury Arbeiten vorzuschlagen.

Im  Rahmen der Feier zur Verabschiedung der Examinierten werden den Preisträgern Urkunden und Geldgeschenke überreicht.

Die Vergabe des Preises ist unter Einverständnis der Autor*in mit der Publikation in der Zeitschrift "Die junge Mommsen" verknüpft. Die junge Mommsen ist eine unabhängige studentische Zeitschrift, die besonders herausragende studentische Arbeiten am Institut für Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin publiziert. Die erste Ausgabe erschien im Juli 2019.
Die junge Mommsen gibt es auch auf dem

 

Preisträger:innen 2022

 

Bachelorarbeit

 

foto.jpg

Jan-Paul Hartmann, "The Last Jew in Vinnitsa" und der Holocaust in Winnyzja. Zur Archäologie einer Ikone der Vernichtung 

In seiner Bachelorarbeit setzt sich Jan-Paul Hartmann mit einem Foto auseinander, auf dem eine Erschießungsszene abgebildet ist. Unter dem Titel "The Last Jew in Vinnitsa" ist das Bild als eine der "Ikonen der Vernichtung des "Holocaust by bullets" bekannt geworden. Hartmann interessiert sich einerseits für das Foto als Quelle, andererseits beleuchtet er die Provenienz und Rezeption des Bildes nach 1945. Ausgehend davon fragt die Arbeit: Wer hat die Aufnahme gemacht? Wann und wo wurde das Foto aufgenommen? Kennen wir den ganzen Bildausschnitt? Wer waren die Opfer? Wer waren die Täter? Und: Warum ist das Foto ein Schlüsselbild, wie wurde es dazu? Basierend auf der Geschichte der deutschen Besatzung und des Holocaust in der Ukraine zeigt die Studie, dass der Entstehungskontext des Fotos eingegrenzt, aber nach wie vor nicht eindeutig geklärt werden kann. Zudem wird deutlich, dass die Verbreitungsgeschichte des Bildes immer wieder mit einer Neu-Kontextualisierung und damit einer Bedeutungsverschiebung einherging.

 

 

Masterarbeit

 

1637789169111.jpg

Stephanie Wutzke: Von Tyrannen, Phalloi, Philosophen. Zum Verhältnis von Eros und Polis im klassischen Athen

 

 

Dissertation

 

Laetitia Lenel_Portrait.jpg

Laetitia Lenel: The Hopeful Science. A Transatlantic History of Business Forecasting, 1920–1960

The Hopeful Science verfolgt den tiefgreifenden Wandel der Konjunkturprognostik im zwanzigsten Jahrhundert. Die Arbeit untersucht, wie sich die Techniken und die gesellschaftlichen Funktionen der Konjunkturprognostik verändert haben. Was anfangs dazu gedacht war, wirtschaftlichen Entscheidungs-träger:innen gesichertes Wissen über die wirtschaftliche Zukunft zu vermitteln, avancierte im Lauf des zwanzigsten Jahrhunderts zu einer Technik, um Erwartungen auszutauschen und zu koordinieren. Abweichungen zwischen Prognosen und den tatsächlich realisierten Bedingungen offenbarten, dass der Konjunkturzyklus nicht zeitlosen Gesetz-mäßigkeiten folgt, sondern das Ergebnis unzähliger, historisch kontingenter Transaktionen ökonomischer Akteur:innen ist. Ironischerweise erhöhte die Vorstellung von der Ungewissheit der wirtschaftlichen Zukunft die Bedeutung der Prognostik auf lange Sicht. Wenn die Zukunft das Ergebnis der täglichen Transaktionen von Wirtschaftsakteur:innen war, wurde es für wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger:innen umso wichtiger, die Erwartungen anderer Akteur:innen zu kennen. Wie die Arbeit zeigt, veränderten sich Techniken und Funktion der Prognostik als Reaktion auf diese Erkenntnis auf signifikante Weise. Aus einem Instrument der Repräsentation wurde ein interaktives Koordinationsinstrument, das politischen und ökonomischen Entscheidungstäger:innen ermöglicht, ihre Erwartungen abzugleichen und die grundsätzliche Unsicherheit der Zukunft auf diese Weise zu reduzieren.