Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Geschichtswissenschaften

2022

Hinweise und Wünsche zu Einträgen nehmen wir gern unter andreas.kohring@geschichte.hu-berlin.de entgegen.

 

Neuerscheinungen 2022

Grandits_Ottoman_Rule.jpgHannes Grandits

The End of Ottoman Rule in Bosnia. Conflicting Agencies and Imperial Appropriations

Routledge
Abingdon/New York 2022
ISBN 978-0-36710-937-0

This book focuses on the end of four centuries of Ottoman rule in Bosnia and Herzegovina in the 1870s. After an introduction to the region and the political zeitgeist of the late 1860s and early 1870s, it examines in detail the dramatic years beginning in the summer of 1875, when the outbreak of violent unrest in the eastern Herzegovinian region bordering Montenegro led to a massive refugee catastrophe. The study traces the surprising further political and social dynamics to the summer and fall of 1878, when a Habsburg army finally invaded the Bosnian Vilayet and took control of the province - but only after months of fighting against massive local resistance throughout the province.

This book cannot be viewed in isolation from larger political dynamics, which are also constantly present in this study as they unfolded. However, as this book attempts to show, it is hardly possible to understand the often contradictory effects of these larger political dynamics without delving deeper into the complex local rationalities and constraints on the action of the actors involved in them.

The End of Ottoman Rule in Bosnia will appeal to students, teachers, and researchers in late Ottoman and Bosnian history.

 

Kaelble_Europa.jpgArnd Bauerkämper / Hartmut Kaelble (Hrsg.)

Europa. Visionen und Praxis im 20. und 21. Jahrhundert

Metropol Verlag
Berlin 2022
ISBN: 978-3-86331-615-0

Die Beiträge zeigen Grundzüge der jüngeren Geschichte Europas und behandeln aktuelle Herausforderungen der Europäischen Union. Sie erklären zunächst historische Grundlagen von Europavorstellungen und europäischer Politik und differenzieren zwischen unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Strömungen. Perspektiven auf den Kontinent von außen beleuchten dessen Konturen. Nicht zuletzt wird die Geschichte auf die Politik der Europäischen Union und auf das Handeln von Europäern bezogen.

 

Baberowski_Leviathan.jpgJörg Baberowski
Der bedrohte Leviathan. Staat und Revolution in Rußland

Carl-Schmitt-Vorlesungen (CSV), Band 3

Duncker & Humblot
Berlin 2021
ISBN 978-3-428-18227-5

Revolutionen kommen unerwartet. Sie unterbrechen den Lebensfluß, bringen Unvorhergesehenes in die Welt. Nicht Ungleichheit und Ungerechtigkeit sind der Grund, auf dem sich Revolutionen vollziehen, sondern der Zerfall der Autorität und das Unvermögen der Herrschenden, sich an der Macht zu halten. Im Ausnahmezustand setzen sich stets die Entschlossenen durch, die Machtfragen durch Entscheidungen beantworten. Am Ende muß aber auch der Revolutionär absichern, was er sich erkämpft hat. Davon handelt dieses Buch: Vom Ort und der Zeit der Machtnahme und der Machtsicherung.

 

Aschmann_2022.jpgBirgit Aschmann (Hrsg.)

Katholische Dunkelräume - Die Kirche und der sexuelle Missbrauch

Schöningh
Paderborn 2022
ISBN: 978-3-657-79121-7

Seitdem 2010 der frühere sexuelle Missbrauch am Berliner Canisius-Kolleg bekannt wurde, wird auch in Deutschland intensiv über den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Vertreter der katholischen Kirche diskutiert.
Der Band trägt den bisherigen Forschungsstand aus den unterschiedlichen Fachgebieten (Geschichtswissenschaft, Pädagogik, Recht, Psychologie) zusammen. Deutlich wird, welche innerkirchlichen und gesellschaftlichen Bedingungsfaktoren das Fehlverhalten von Geistlichen ermöglichten. Darüber hinaus wird danach gefragt, welche Spezifika der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche aufweist und inwieweit er in gesamtgesellschaftliche Phänomene eingeordnet werden muss. Zudem zeigt das Buch, inwiefern gerade historiographische Zugänge dazu beitragen können, Licht in die katholischen Dunkelräume zu bringen.
Die Beiträge des Sammelbandes gehen auf Vorträge zurück, welche auf einer von Prof. Dr. Birgit Aschmann und der Kommission für Zeitgeschichte e. V. organisierte Tagung gehalten wurden. Diese fand vom 08.10.2020 - 09.10.2020 in Bonn statt.

 

Pohlig_2021b.jpgMatthias Pohlig / Sita Steckel (Hrsg.)
Über Religion entscheiden. Religiöse Optionen und Alternativen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Christentum
(Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 125)

Mohr Siebeck
Tübingen 2021
ISBN 978-3-16-160274-0


Kann man über Religion entscheiden? Obwohl Religion in der Vormoderne häufig jenseits des Bereichs menschlicher Wahlentscheidungen verortet wurde, war sie in verschiedenen historischen Konstellationen immer wieder Gegenstand individueller sowie kollektiver Entscheidungen. Doch welche Formen des Entscheidens über religiöse Fragen gab es überhaupt? Wie veränderten sie sich zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit? Was folgt aus der Fokussierung auf das Problem des Entscheidens für eine Geschichte der religiösen Individualisierung, Pluralisierung und Diversität? Die Beiträge dieses Bandes bündeln historische Befunde zur allmählichen Ausgestaltung von Konzepten und Praxen des individuellen religiösen Entscheidens im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Sie relativieren damit die oft angenommene historische Zäsurbedeutung der Reformation für das Entscheiden in Religionsfragen.

 

Baberowski_2022.jpgJörg Baberowski / Martin Wagner (Hrsg.)
Crises in Authoritarian Regimes. Fragile Orders and Contested Power

Campus Verlag
Frankfurt 2022
ISBN 9783593514949

Krisen offenbaren die Fragilität der Ordnung und fordern die Macht heraus. Wie gehen autoritäre Regime mit ihnen um? Welche Stärken und Schwächen zeigen sie in der Krisenbewältigung, verglichen mit demokratischen Ordnungen? Wie lässt sich ihre Anpassungsfähigkeit und Persistenz erklären? Die Beiträge dieses Bandes verbinden die Sichtweisen von Politikwissenschaft, Geschichte, Literaturwissenschaft, Soziologie und Regionalwissenschaften auf gegenwärtige und untergegangene Regime in Afrika, Ost- und Zentralasien, Ost- und Westeuropa und Lateinamerika. Die Fallstudien beleuchten die Verdichtung autoritärer Herrschaft in der Krise, die meist zwei konträre Ziele verfolgt: die Stabilität zu erhalten und die eigene Herrschaft zu erneuern.

 

te_Heesen_2022.jpgAnke te Heesen
Revolutionäre im Interview. Thomas Kuhn, Quantenphysik und Oral History
Verlag Klaus Wagenbach
Berlin 2022
ISBN 978-3-8031-5192-6

Wie kommen revolutionäre Entdeckungen zustande? Die unbekannte Geschichte eines Interviewprojekts im Kalten Krieg, das den Helden der Quantenphysik das Geheimnis der wichtigsten wissenschaftlichen Revolution des 20. Jahrhunderts zu entlocken versuchte.

Heller als tausend Sonnen strahlte die neue Physik zu Anfang des 20. Jahrhunderts: Forscher wie Niels Bohr, Werner Heisenberg und James Franck revolutionierten unser Verständnis von Raum und Zeit und schrieben Wissenschaftsgeschichte.

Doch erst mitten im Kalten Krieg begann man, diese Geschichte auch aufzuschreiben: »Sources for History of Quantum Physics« – unter diesem nüchternen Titel sollten die Erinnerungen aller damals noch lebenden Koryphäen der Physik versammelt werden. Der noch unbekannte Wissenschaftshistoriker und Physiker Thomas S. Kuhn entwickelte dafür eine neue, in der Geschichtsschreibung kaum angewandte Rekonstruktionsmethode, die heute zum Standardrepertoire gehört: das Forschungsinterview.

Anke te Heesen schildert erstmals die Geschichte dieses legendären Befragungsprojekts, das nicht nur mit dem Problem rang, wie man mit Verzweiflung, Intuition und Gefühl in der Physik umgehen sollte, sondern auch, wie unpolitisch eine Wissenschaft im Schatten der Atombombe sein konnte.

Die überfällige Betrachtung einer bis heute wirkenden wissenschaftshistorischen Revolution und ein unverzichtbarer Beitrag zu Entstehung und Wirkkraft der Oral History.

 

Wildt_2022.jpegWildt, Michael
Zerborstene Zeit. Deutsche Geschichte 1918 bis 1945
C.H. Beck
München 2022²
978-3-406-77660-1
Deutschland zwischen 1918 und 1945 – ein Zeitraum von knapp dreißig Jahren, in dem gleich zweimal für Millionen Menschen eine «neue Zeit» anbricht: 1918 nach dem Ende des verlorenen Ersten Weltkriegs und 1933 mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler. Als eine «zerborstene Zeit» schildert Michael Wildt diese Jahre in seiner atmosphärisch dichten Darstellung, die die Ereignisstränge der «großen» Geschichte mit den Erfahrungen und Lebenswelten der Zeitgenossen verbindet.
Die Straßen Berlins in den Tagen der Novemberrevolution, das Ruhrgebiet 1923 während des Einmarschs der französischen Truppen, Varieté-Shows, die schwarze Community in Deutschland, Lemberg 1941 und Hamburg beim Bombenangriff am Altjahrsabend 1944 – das sind nur einige der Orte, an die Michael Wildt uns in seinem neuen Buch mitnimmt. Es entführt uns in Hinterhöfe, private Heime und Baracken, und es lässt Zeitzeugen wie Käthe Kollwitz und Victor Klemperer, aber auch den unbekannten katholischen Gastwirt oder die national gesinnte Lehrerin zu Wort kommen. Kein anderes Werk hat bislang das «oben» und das «unten» der Geschichte so intensiv in eine kollektive Erzählung überführt wie dieses eindrucksvolle Panorama Deutschlands und der Deutschen im «Zeitalter der Extreme».

 

Daermann_Winterling_2022.jpgIris Därmann / Aloys Winterling (Hrsg.)
Oikonomia und Ökonomie im klassischen Griechenland
Theorie – Praxis – Transformation
Franz Steiner Verlag
Stuttgart 2022
ISBN 978-3-515-12746-2 e-Book
ISBN 978-3-515-12745-5 gebunden

Die antike griechische Wirtschaftstheorie unterschied klassisch bei Aristoteles – die Haushaltung (oikonomia) von einem als naturwidrig angesehenen, grenzenlosen Streben nach Geldgewinn (chrēmatistikē). Die Praxis des zeitgenössischen wirtschaftlichen Handelns war dagegen
von polisübergreifenden geldwirtschaftlichen Beziehungen und komplex vernetzten Haushalten geprägt. Die Autoren suchen nach den Gründen der Differenz beider Sachverhalte und fragen am Beispiel spätmittelalterlicher und frühmoderner Texte nach der Wirkung und Transformation der antiken Theorie in der nachantiken europäischen Geschichte. Die Ergebnisse geben Anlass zum Überdenken der Bedeutung antiker oikonomia für eine Analyse der modernen Wirtschaft, aber auch zur methodischen Selbstreflexion moderner Konzeptualisierungen antiker „Ökonomie“.

 

Borgolte_2022.jpgMichael Borgolte
Die Welten des Mittelalters. Globalgeschichte eines Jahrtausends
C.H. Beck
München 2022
ISBN 978-3-406-78446-0

Die globalisierte Welt der Gegenwart mit ihren Orientierungskrisen erfordert eine Neubestimmung auch des Mittelalters jenseits eurozentrischer Blickverengungen. Michael Borgolte zeigt in seiner magistralen Darstellung, dass Europa zwar stets ein Teil der größten «Welt» von drei Kontinenten – Europa, Asien und Afrika – war, aber sich erst in einem langanhaltenden historischen Prozess aus seiner globalen Randposition befreien und zur eigenständigen Gestaltungsmacht werden konnte. Der bedeutende Mediävist legt damit nichts Geringeres vor als die erste Globalgeschichte der mittelalterlichen Welt.
Anders als heute war die mittelalterliche Welt noch nicht global vernetzt. Sie war geprägt von zahlreichen Lebenswelten, die sich inselartig über den Globus verteilten, von Amerika bis China, im Nordmeer und Pazifik, unterschiedlich verdichtet in Europa und Afrika. Doch diese Inseln waren nicht alle isoliert. Es entstanden zahlreiche wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Verbindungen von einer Intensität und Weite, die der Antike noch unbekannt waren. Mit stupender Gelehrsamkeit entfaltet Michael Borgolte in seinem Buch ein Panorama dieser Welten des Mittelalters und verknüpft sie zu einer Globalgeschichte, wie sie – auch international – noch nie geschrieben worden ist.

 

Aschmann_Wienfort_2022.jpgBirgit Aschmann / Monika Wienfort (Hgg.)
Zwischen Licht und Schatten. Das Kaiserreich (1871–1914) und seine neuen Kontroversen

Campus
Frankfurt / New York 2022
Paperback ISBN 9783593515083
E-Book ISBN 9783593451336

War das Kaiserreich mit einem Geburtsfehler behaftet, weil es aus einer Serie von Kriegen hervorging? Befand sich die deutsche Politik nach 1871 auf einem nationalen »Sonderweg« oder lassen sich nicht doch viele Parallelen zur allgemeinen europäischen Entwicklung bis 1914 nachweisen? Gab es etwa in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg nicht auch bemerkenswerte Modernisierungsprozesse und Ansätze zur Demokratisierung? Anlässlich des 150. »Geburtstags« streitet man heute wieder heftig und öffentlich um die Bedeutung und das Vermächtnis des Kaiserreichs. Die Beiträge dieses Bandes greifen die aktuellen divergierenden Deutungen auf und animieren dazu, neu nach den prägenden Charakteristika der Epoche – und ihren Nachwirkungen bis heute – zu fragen.

 

Aschmann_Herbers_2022.jpgBirgit Aschmann / Klaus Herbers
Eine andere Geschichte Spaniens. Schlüsselgestalten vom Mittelalter bis ins 20.Jahrhundert

Vandenhoeck & Ruprecht
Göttingen 2022
ISBN 978-3-412-52557-6
Von Erzbischof Isidor von Sevilla im Westgotenreich bis zu Dolores Ibárurri, der kommunistischen Wortführerin im Spanischen Bürgerkrieg, bieten 18 biographische Skizzen einen Einstieg in die spanische Geschichte. Es sind „Schlüsselgestalten“, deren Handeln Einfluss auf die Entwicklung des Landes nahm und die zugleich aufzeigen, wie Spanien innerhalb der europäischen Geschichte verankert war und inwiefern es einen „Sonderweg“ einschlug.

 

Mergel_2022.jpgThomas Mergel
Staat und Staatlichkeit in der europäischen Moderne
Göttingen 2022
UTB
ISBN: 978-3-8252-5829-0
Umfassend und verständlich führt dieser Band in die faszinierende Geschichte des Staates ein. Thomas Mergel zeigt, wie der Staat als ein historisches Phänomen zu verstehen ist, wie er entstanden ist, sich gewandelt hat und welche Perspektiven wir heute, im 21. Jahrhundert auf ihn haben können. Wenngleich sich Ansätze für den Staat schon in der Antike und im Mittelalter finden lassen, ist er, wie wir ihn kennen, eine Erfindung der europäischen Moderne. Neben der historischen Darstellung klärt der Band nicht nur zentrale Begriffe, sondern führt auch in die Forschungsgeschichte ein.

 

Winkler_2022.jpgHeinrich August Winkler
Nationalstaat wider Willen. Interventionen zur deutschen und europäischen Politik.
München 2022
C. H. Beck
ISBN 978-3-406-79110-9

Heinrich August Winkler hat mit «Der lange Weg nach Westen» und «Geschichte des Westens» zwei der erfolgreichsten Geschichtsbücher der letzten Jahrzehnte geschrieben. Längst ist er als brillanter Erklärer historischer Zusammenhänge auch einem großen Publikum bekannt. Doch der Berliner Historiker war zugleich immer auch ein streitbarer öffentlicher Intellektueller, der sich in die großen innen- und außenpolitischen Debatten der Nation eingemischt und damit selbst auf den Lauf der Geschichte eingewirkt hat. Dieser Band versammelt einige seiner wichtigsten politischen Interventionen aus den letzten Jahrzehnten.
Ob es um die deutsche Einheit geht oder Berlin als Hauptstadt, um den Umgang mit der deutschen Vergangenheit oder das Parteiensystem, den europäischen Einigungsprozess oder den deutschen Hang zur moralischen Selbstüberhöhung, unser Verhältnis zu Frankreich oder unseren Umgang mit Putin – Heinrich August Winkler nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit seinen glänzend geschriebenen, sachlich fundierten und analytisch scharfsinnigen Beiträgen ist er einer der einflussreichsten «public intellectuals» Deutschlands geworden. Dieser spannend zu lesende Band zeigt, warum.

 

Großmann_2022.JPGJohannes Großmann
Zwischen Fronten. Die deutsch-französische Grenzregion und der Weg in den Zweiten Weltkrieg
Göttingen 2022
Wallstein
ISBN 978-3-8353-5210-0

Schon lange bevor der erste Schuss fiel, waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs für die Zivilbevölkerung in Europa spürbar. Dies galt besonders für die deutsch-französische Grenzregion. Deren Bevölkerung geriet durch den Bau der Maginot-Linie und des Westwalls, die Kriegsvorbereitungen und den Zustrom von Arbeitern und Soldaten wortwörtlich zwischen die Fronten. Im September 1939 wurde die »Rote Zone« zwischen den Festungslinien beiderseits der Grenze fast vollständig von Zivilisten evakuiert. Hunderttausende Menschen fanden Zuflucht in behördlich zugewiesenen Aufnahmegebieten im mitteldeutschen Raum bzw. im Südwesten Frankreichs. Hunderte Kilometer von ihrer Heimat entfernt mussten sie ihr Leben unter schwierigen sozialen und ökonomischen Bedingungen neu organisieren. Die meisten konnten erst nach dem Waffenstillstand vom Juni 1940 zurückkehren. Oft waren ihre Häuser und Wohnungen durch Kampfhandlungen, Witterung, Vandalismus und Plünderung beschädigt. Das Buch rekonstruiert diese bislang kaum bekannte Geschichte im deutsch-französischen Vergleich und bietet dadurch einen völlig neuen Blick auf den Weg zweier Gesellschaften und politischer Systeme in den Krieg.

 

Kaelble_Vergleich_2021.pngHartmut Kaelble
Historisch Vergleichen. Eine Einführung
Frankfurt 2021
Campus
ISBN 9783593514406

Der internationale Vergleich ist Bestandteil der politischen Öffentlichkeit, aber auch ein etabliertes Forschungsinstrument in den Geschichts- und Sozialwissenschaften. In dieser Einführung, einer vollständigen Überarbeitung seines Standardwerks »Der historische Vergleich« (1999), gibt Hartmut Kaelble einen Überblick über die Definitionen des historischen Vergleichs, über die Intentionen und lebhaften Debatten, über die enge Verbindung von Vergleich und transnationaler Transferuntersuchung sowie über die neuen thematischen Richtungen in der geschichtswissenschaftlichen Vergleichsforschung. Anhand zahlreicher Beispiele zum 19. und 20. Jahrhundert gibt das Studienbuch Empfehlungen dafür, was man im historischen Vergleichen bei der Fragestellung, der Fallauswahl, der Quellen und des historischen Kontexts bedenken sollte. Nicht zuletzt zeigt es, wie man mit historischem Vergleichen andere Gesellschaften besser verstehen kann.

 

Pohlig_Schlieben_2022.jpgMatthias Pohlig und Barbara Schlieben (Hrsg.)
Kommunikation mit nicht-menschlichen Akteuren in der Vormoderne

Göttingen 2022
Wallstein
ISBN 978-3-8353-5235-3 (Print)
ISBN 978-3-8353-4907-0 (E-Book)

Prozesse gegen Tiere und Gegenstände, Gespräche mit Geistern und Wiedergängern, mit Hexen, Gott und dem Teufel: In der Vormoderne kommunizierten Menschen rege mit der nicht-menschlichen Welt. Sie machten ihre diversen Erscheinungen zu Adressaten und damit zu ihrem sozialen Gegenüber, zu Akteuren. Denn die Grenzen des Sozialen verliefen in dieser Zeit nicht eindeutig zwischen den Menschen und dem Rest, sondern waren deutlich komplexer und brüchiger.
Im interdisziplinären Dialog entfaltet dieser Sammelband diese vielfältigen kommunikativen Beziehungen. Dafür werden theoretische Überlegungen angestellt, die nach Wegen suchen, das Soziale jenseits des Menschen zu konzipieren und empirische Fallstudien präsentiert, die die Kommunikation mit nicht-menschlichen Akteuren in den Mittelpunkt rücken. Im Zentrum steht die Frage, worüber und vor allem wie unter jeweils welchen historisch spezifischen Bedingungen mit Nicht-Menschen kommuniziert wurde – und welchen historischen Veränderungen diese Kommunikation unterlag.

 

Hardtwig_2022.jpgWolfgang Hardtwig
Der Hof in den Bergen. Eine Kindheit und Jugend nach 1945

Berlin 2022
Vergangenheitsverlag
ISBN 978-3-86408-290-0

Das Portrait eines Dorfes, die Erinnerung an eine Kindheit und Jugend: Wolfgang Hardtwig, bis 2010 Professor für Neuere Geschichte in Berlin, lässt mit seinen Erinnerungen an Reit im Winkl eine untergegangene Welt auferstehen. Eine Welt, die sich ihm vor allem als ein großes Abenteuer darbot, mit manchen Härten und vielen Erlebnissen auf dem Land, die heute geradezu exotisch anmuten. Der Hof in den Bergen ist das Refugium seiner Familie. Als die Bombennächte im Zweiten Weltkrieg in München zu bedrohlich wurden, beschloss die Familie, in den Bauernhof bei Reit im Winkl umzuziehen, den der Großvater 1932 gekauft hatte.
Als Meister präziser Erzählung schildert er mit feinem Humor die Jahre seiner Kindheit und Jugend auf dem Hof. Er erzählt vom bäuerlichen Leben rundum, von Schule, Kirche und Politik zwischen Tradition und Moderne. Das Land, das Dorf, der Hof – auch dies ein Raum, in dem sich bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft formierte.